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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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groß, breitschultrig und kräftig.
    «Bitte nicht», sagte Harriet mit einem Gefühl, als sagte sie verzagt «Pfui, Cäsar» zu einem großen, ungehorsamen fremden Schäferhund. «Nein, wirklich. Ich kann nicht zulassen, daß Sie –»
    Und dann in einem anderen Ton. «Aufgepaßt, Sie dummer Kerl! Da kommt der Proktor.»
    Mr. Pomfret zuckte bestürzt zusammen und schien die Flucht ergreifen zu wollen. Aber der Proktor und seine Pedelle, von den Baumbesteigern auf Trab gebracht, hatten Blut gerochen und kamen in scharfem Trab durch den Torbogen gelaufen, und beim Anblick eines jungen Herrn, der nicht nur ohne Talar auf Nachtbummel war, sondern tatsächlich dastand und eine Frau umarmte ( mulier vel meretrix, cujus consortio Christianis prorsus interdictum est ), stürzten sie sich triumphierend auf ihn, wie Hunde auf ihre rechtmäßige Beute.
    «O verdammt!» sagte Mr. Pomfret. «Hier, Sie –»
    «Der Proktor möchte Sie sprechen, Sir», sagte der eine Jagdhund grimmig.
    Harriet kämpfte kurz mit sich, ob es nicht taktvoller sei, sich zurückzuziehen und Mr. Pomfret seinem Schicksal zu überlassen. Aber der Proktor war seiner Meute schon dicht auf den Fersen; er war nur noch wenige Schritte entfernt und begehrte bereits den Namen und das College des Missetäters zu wissen. Jetzt blieb ihr wohl nichts anderes mehr übrig, als die Sache durchzustehen.
    «Einen Augenblick, bitte», begann Harriet und bemühte sich um Mr. Pomfrets willen, einen Lachanfall zu unterdrücken. «Der Herr ist in meiner Begleitung, und Sie können ihn nicht – Oh, guten Abend, Mr. Jenkyn.»
    Es war wirklich jener liebenswürdige Proproktor. Er starrte Harriet an und war vor Verlegenheit sprachlos.
    «Hören Sie», begann Mr. Pomfret unbeholfen, aber offenbar von dem ritterlichen Gefühl getrieben, daß nun wohl eine Erklärung von seiner Seite fällig sei, «es war ausschließlich meine Schuld. Ich meine, ich habe Miss Vane wohl belästigt. Sie – ich –»
    «Sie können ihn jetzt wohl nicht gut vor den Proktor zitieren, oder?» meinte Harriet beschwörend.
    «Bei Licht betrachtet», antwortete Mr. Jenkyn, «kann ich das wohl nicht. Sie sind ein absolviertes Universitätsmitglied, nicht wahr?» Er schickte seine Pedelle mit einer Handbewegung ein Stück beiseite. «Ich bitte um Verzeihung», fügte er ein wenig steif hinzu.
    «Keine Ursache», antwortete Harriet. «Es ist ein schöner Abend. Hatten Sie Jagdglück in der St. Giles Street?»
    «Zwei Sünder werden morgen vor ihrem Dekan erscheinen», antwortete Mr. Jenkyn schon etwas besser gelaunt. «Hier ist wohl niemand vorbeigekommen?»
    «Niemand außer uns», sagte Harriet, «und ich versichere Ihnen, daß wir nicht auf Bäume gestiegen sind.»
    Eine boshafte Zitierlust hätte sie um ein Haar hinzufügen lassen: «Nur bei den Hesperiden», aber sie beherrschte sich mit Rücksicht auf Mr. Pomfrets Gefühle.
    «Gewiß nicht», sagte Mr. Jenkyn. Er zupfte nervös an seinen Bändern und zog sich den samtbesetzten Talar schützend um die Schultern. «Ich mache mich jetzt besser an die Verfolgung dieser Baumbesteiger.»
    «Gute Nacht», sagte Harriet.
    «Gute Nacht», antwortete Mr. Jenkyn und lüftete höflich sein Barett. Dann wandte er sich scharf an Mr. Pomfret: «Gute Nacht, Sir.»
    Er stolzierte davon und bog mit schnellen Schritten und erregt flatternden Ärmelbändern in die Museum Road ein. Zwischen Harriet und Mr. Pomfret trat ein Schweigen ein, in dem das erste gesprochene Wort wie ein Gongschlag klingen mußte. Es erschien ebenso unmöglich, etwas über diese Störung zu sagen wie das durch sie unterbrochene Gespräch fortzusetzen. So kehrten sie in stillem Einvernehmen dem Proproktor den Rücken und traten wieder auf die St. Giles Street hinaus. Sie hatten sich nach links gewandt und gingen durch den inzwischen verlassenen Fender, ehe Mr. Pomfret seine Sprache wiederfand.
    «Ich stehe da wie ein Narr», sagte Mr. Pomfret verbittert.
    «Das war schon ziemliches Pech», räumte Harriet ein, «aber ich muß wohl noch dümmer dagestanden haben. Um ein Haar wäre ich selbst fortgerannt. Aber Ende gut, alles gut. Mr. Jenkyn ist ein anständiger Kerl, und ich glaube nicht, daß er noch einen Gedanken daran verschwenden wird.»
    Sie konnte sich einen neuen Heiterkeitsausbruch kaum verkneifen, als ihr ein Ausdruck einfiel, den Lästermäuler dafür verwendeten, wenn sie einen Dozenten einer jungen Studentin nachsteigen sahen: «Er mädelt.» War «jüngeln» das

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