Aufruhr in Oxford
Jedenfalls hat er mir dann einen Wochenvorrat geschickt – sieben Pillen – zu einem horrenden Preis; und ich bin brav damit zu meinem Freund im Innenministerium gepilgert, der sich mit Scharlatanen und unlauterer Werbung und dergleichen befaßt, und der war gleich so neugierig, sie zu analysieren. ‹Hm›, meinte er, ‹sechs davon hätten dir weder genützt noch geschadet; aber die siebte hätte dich gründlich von all deinen Schwächen geheilt.› Daraufhin habe ich ihn natürlich gefragt, was darin war. ‹Strychnin›, sagte er. ‹Eine absolut tödliche Dosis. Wenn dir mal danach ist, zu einem Reifen zusammengekrümmt, den Kopf an den Füßen, im Zimmer herumzurollen, kann ich dir den Erfolg garantieren.› Daraufhin haben wir uns also auf die Suche nach dem Herrn gemacht.»
«Haben Sie ihn gefunden?»
«O ja. Es war ein lieber alter Freund von mir. Ich hatte ihn einmal wegen Kokainhandels vor den Kadi gebracht. Wir haben ihn eingelocht – und ich fresse einen Besen, wenn er nach seiner Freilassung nicht versuchen wird, mich wegen unserer Pillenkorrespondenz zu erpressen. Soviel Spaß habe ich noch nie an einem Schurken gehabt … Möchten Sie noch etwas für die Gesundheit tun, oder machen wir uns wieder auf den Weg?»
Als sie durch eine kleine Ortschaft fuhren, entdeckte Peter plötzlich eine Sattlerei und bremste scharf.
«Jetzt weiß ich, was Sie brauchen», sagte er. «Ein Hundehalsband. Ich besorge Ihnen eins. So ein schönes breites mit Messingbeschlägen.»
«Ein Hundehalsband? Wozu denn das? Damit man sieht, wem ich gehöre?»
«Gott bewahre. Als Schutz gegen Haie. Auch bestens geeignet gegen Würger und Halsabschneider.»
«Jetzt machen Sie aber einen Punkt!»
«Wirklich. Es ist zu steif zum Zusammendrücken und lenkt die Klinge ab – und selbst wenn Sie jemand daran aufhängt, zieht es Ihnen den Hals nicht so zusammen wie ein Strick.»
«Ich kann doch nicht mit einem Hundehalsband herumlaufen.»
«Nun, natürlich nicht bei Tage. Aber es würde Sie nachts bei Ihren Streifengängen beruhigen. Mit ein bißchen Übung könnten Sie sogar darin schlafen. Sie brauchen nicht mit in den Laden zu gehen – ich hatte meine Hände jetzt oft genug um Ihren Hals, um die Größe abschätzen zu können.»
Er verschwand im Laden, und man sah ihn durchs Fenster mit dem Besitzer verhandeln. Bald darauf kam er mit einem Päckchen zurück und setzte sich wieder ans Steuer.
«Der Mann hat sich sehr für meine Bullterrierhündin interessiert», bemerkte er. «Ein außerordentlich mutiges Tier, aber auch ein furchtbarer und unnachgiebiger Raufer. Er selbst ziehe Windhunde vor, sagte er. Er hat mir auch erklärt, wo ich meinen Namen und Adresse an dem Halsband anbringen lassen kann, aber ich habe gesagt, das hätte noch Zeit. So, und nachdem wir jetzt aus dem Städtchen heraus sind, können Sie es mal anprobieren.»
Er fuhr zu diesem Zweck an den Straßenrand und half ihr (mit einem Hauch von Selbstzufriedenheit, fand Harriet), das dicke Leder umzuschnallen. Es war ein sehr massiver Halsschmuck und erstaunlich unbequem. Harriet kramte einen Handspiegel aus ihrer Tasche und begutachtete die Wirkung.
«Steht Ihnen gut, finden Sie nicht?» meinte Peter. «Ich wüßte nicht, warum das nicht den Maßstab für eine neue Mode setzen sollte.»
«Das weiß dafür ich», sagte Harriet. «Würde es Ihnen etwas ausmachen, es mir wieder abzunehmen?»
«Werden Sie es tragen?»
«Und wenn mich nun jemand von hinten daran packt?»
«Dann geben Sie nach und lassen sich rückwärts fallen – aber schwer. Sie fallen weich, und wenn Sie Glück haben, schlägt der andere sich den Schädel ein.»
«Blutrünstiges Ungeheuer! Also gut. Ich tue alles, was Sie wollen, wenn Sie es mir jetzt nur wieder abnehmen.»
«Das ist ein Wort», sagte er und befreite sie. «Dieses Halsband», fuhr er fort, indem er es wieder einpackte und ihr auf den Schoß legte, «gehört eigentlich unter Glas gelegt.»
«Warum?»
«Weil es das einzige ist, was Sie sich je von mir haben schenken lassen.»
«Außer meinem Leben – außer meinem Leben – außer meinem Leben!»
«Verdammt!» Peter starrte wütend durch die Windschutzscheibe hinaus. «Das muß ein sehr bitteres Geschenk gewesen sein, wenn Sie es uns beide nicht vergessen lassen können.»
«Entschuldigung, Peter. Das war gemein und kleinlich von mir. Sie sollen mir etwas schenken, wenn Sie wollen.»
«Ich darf? Was soll’s denn sein? Greifeneier sind heute preiswert.»
Zunächst
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