Aufruhr in Oxford
an und wollte, schon auf der Schwelle, doch noch einmal zurückkommen.
«Natürlich nicht, alter Knabe», sagte sein Freund. «Niemand will dich verhöhnen. Nun komm schon! Ich finde, du hattest jetzt Spaß genug für einen Nachmittag.»
Die Tür ging zu, und sie waren draußen.
«Na so was!» meinte Peter.
«Den jungen Herren geht rasch der Gaul durch», sagte der Händler. «Ich fürchte, das Paket ist ein wenig umfangreich, Sir. Das Brett habe ich extra eingepackt.»
«Legen Sie nur alles in den Wagen», sagte Peter. «Das geht schon.»
So geschah es, und der Händler, froh, daß sein Laden sich leerte, begann das Gitter herunterzulassen, denn es war schon lange Geschäftsschluß.
«Ich entschuldige mich für meinen jungen Freund», sagte Harriet.
«Er schien es sich ja sehr zu Herzen zu nehmen. Was ist eigentlich so kränkend daran, daß ich absolviertes Universitätsmitglied bin?»
«Ach, der arme Kerl hat wohl gemeint, ich hätte Ihnen die Geschichte von ihm und mir und dem Proktor erzählt. Jetzt muß ich Sie Ihnen wohl wirklich erzählen.»
Peter hörte zu und lachte ein wenig mitfühlend.
«Das tut mir leid», sagte er. «So etwas tut in seinem Alter höllisch weh. Ich schreibe ihm am besten einen kleinen Brief und bringe das in Ordnung. Sagen Sie!»
«Ja?»
«Wir haben das Bier noch nicht getrunken. Kommen Sie mit, dann trinken wir es zusammen im Mitre und mischen eine gute Medizin für verletzte Gefühle.»
Nachdem die Bierkrüge vor ihnen auf dem Tisch standen, verfaßte Peter die folgende Epistel:
«Hotel Mitre,
Oxford
An Reginald Pomfret, Esq.
Sir,
wie mir von Miss Vane zu verstehen gegeben wurde, habe ich im Verlaufe unseres Gesprächs vom heutigen Nachmittag unglücklicherweise einen Ausdruck gebraucht, der als Anspielung auf Ihre Privatangelegenheiten hätte mißverstanden werden können. Gestatten Sie mir, Ihnen zu versichern, daß ich diese Worte in völliger Unwissenheit von mir gegeben habe und nichts meinen Absichten ferner lag, als eine solch kränkende Anspielung zu machen. Wie sehr ich auch das Verhalten mißbillige, welches an den Tag zu legen Sie für richtig hielten, möchte ich Ihnen doch mein aufrichtiges Bedauern für jegliche Kränkung ausdrücken, die ich Ihnen unabsichtlich zugefügt haben mag, und bin
Ihr gehorsamer Diener
Peter Death Bredon Wimsey.»
«Na, ist das schwülstig genug?»
«Herrlich», sagte Harriet. «Lauter Bandwurmsätze mit geschwollenen Worten darin, und Ihre sämtlichen Vornamen. ‹Onkel Peter macht auf unnahbar›, wie Ihr Neffe es ausdrückt. Jetzt fehlen nur noch Siegellack und Wappen. Warum schreiben Sie dem armen Kleinen nicht einfach ein nettes, freundliches Briefchen?»
«Er will keine Freundlichkeit», antwortete Seine Lordschaft grinsend. «Er will Satisfaktion.» Er läutete und schickte nach Bunter und dem Siegellack. «Sie haben recht, was die wohltuende Wirkung von rotem Siegellack angeht – er wird es für eine Duellforderung halten. Bunter, bringen Sie meinen Siegelring. Das wäre übrigens eine Idee. Soll ich ihm die Wahl zwischen Degen und Pistolen anbieten, morgen früh bei Tagesanbruch auf der Hafenwiese?»
«Ich finde es an der Zeit, daß Sie erwachsen werden», antwortete Harriet.
«So?» sagte Peter, indem er den Umschlag adressierte. «Ich habe noch nie jemanden zum Duell gefordert. Das wäre doch mal lustig. Dreimal bin ich gefordert worden, und zweimal habe ich gekämpft; beim drittenmal kam die Polizei dazwischen. Ich glaube, das lag daran, daß meinem Gegner die Wahl der Waffen nicht behagte … Danke, Bunter … Wissen Sie, eine Kugel kann Gott weiß wohin fliegen, aber eine Klinge trifft früher oder später irgendwo.»
«Peter», sagte Harriet und sah ihn mit ernster Miene an. «Ich glaube, jetzt wollen Sie ein bißchen angeben.»
«Ich glaub’s auch», meinte er, indem er den schweren Siegelring akkurat in das weiche Wachs drückte. «Jeder Hahn kräht nun mal gern auf seinem Misthaufen.» Sein Grinsen war halb mutwillig, halb abbittend. «Ich kann’s nun mal nicht leiden, wenn baumlange Stundenten mich von oben herab ansehen und mich mein Alter fühlen lassen.»
20. Kapitel
Denn, um es in einem Worte zu sagen, Neid ist nichts anderes als tristitia de bonis alienis, Kummer um anderer Menschen Güter, seien sie gegenwärtig, vergangen oder zukünftig; und gaudium de adversis, Freude ob ihres Schadens … Es ist eine allgemeine Krankheit und liegt fast in unserer Natur, wie Tacitus behauptet,
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