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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Register auf sein Ableben hin durchgekämmt – vorausgesetzt, daß er tot ist, was eigentlich unwahrscheinlicher ist als das Gegenteil – oder nach der Geburt des zweiten Kindes, die uns – falls sie stattgefunden hat – sagen könnte, wohin er nach diesem Ärgernis in York gezogen ist. Leider gibt es Robinsons wie Sand am Meer, und Arthur Robinsons sind auch nicht selten. Und wenn er wirklich seinen Namen geändert hat, finden wir unter ‹Robinson› wahrscheinlich gar nichts mehr. Jemand von meinen Leuten hat sich zu seinem alten Domizil begeben – wo er ja, wie Sie sich erinnern, unbedachterweise seiner Wirtin Töchterlein geehelicht hat; aber die Clarkes sind umgezogen, und es wird noch eine Heidenarbeit sein, sie ausfindig zu machen. Eine weitere Möglichkeit sind Nachforschungen in akademischen Stellenvermittlungen und bei kleineren, unbedeutenden Privatschulen, denn es dürfte wahrscheinlich sein – Sie hören mir nicht zu.»
    «Doch», sagte Harriet abwesend. «Er hatte eine Frau namens Charlotte Ann, und Sie suchen ihn in einer Privatschule.» Ein schwerer, schwüler Duft umhüllte sie, als sie zum Markt einbogen, und ein Gefühl außerordentlichen Wohlbehagens überkam Harriet. «Wie ich diesen Duft liebe – wie im Kakteenhaus im Botanischen Garten.»
    Ihr Begleiter öffnete den Mund, um etwas zu sagen, sah sie an und ließ wie einer, der dem Glück nicht in den Arm fallen will, den Namen Robinson auf seinen Lippen sterben.
    « Mandragorae dederunt odorem. »
    «Was sagten Sie, Peter?»
    «Nichts. Die Worte Merkurs klingen schroff nach dem Gesang Apolls.» Er legte ihr sanft die Hand auf den Arm. «Besuchen wir mal diesen Herrn mit den Gewürzblümchen.»
    Und nachdem Rosen wie Nelken an ihren Bestimmungsort abgesandt waren – diesmal per Boten –, erschien es nur natürlich, den Botanischen Garten, nachdem einmal die Rede davon gewesen war, auch aufzusuchen. Denn ein Garten ist, wie Bacon einmal sagte, des Menschen reinste Freude und die größte Labung für den Geist; und selbst müßige und unwissende Menschen, die einen Leptosiphon hybridus nicht von einer Caulfussia amelloides unterscheiden können und lieber inmitten einer Wildnis faulenzen als sich den Rücken mit Pflanzen und Jäten ruinieren, können sich auf das angenehmste darüber unterhalten, besonders wenn sie auch noch die altmodischen Namen der gewöhnlicheren Blumensorten kennen und beide einigermaßen vertraut mit der Dichtung der elisabethanischen Zeit sind.
    Erst als sie die Runde durch den ganzen Garten gemacht hatten und gemütlich auf einer Bank am Fluß saßen, zwang Peter ihre Gedanken wieder in die trübe Gegenwart zurück, indem er plötzlich bemerkte:
    «Ich glaube, ich muß einmal einen Freund von Ihnen besuchen.
    Wissen Sie, wie es kam, daß Jukes mit seinem ganzen Diebesgut erwischt wurde?»
    «Keine Ahnung.»
    «Die Polizei hatte einen anonymen Brief bekommen.»
    «Doch nicht –?»
    «Doch, einen von denen. Übrigens, haben Sie je herauszufinden versucht, wie das letzte Wort in diesem Brief an Sie heißen sollte? Dem einen, den wir im Naturwissenschaftlichen Hörsaal gefunden haben?»
    «Nein – den hätte sie sowieso nicht fertigstellen können. In der Schachtel war kein einziger Vokal mehr. Nicht einmal ein S mit Pünktchen.»
    «Das war ein schweres Versäumnis. Ich hab’s mir gedacht. Nun, Harriet, es ist ein Leichtes, der Person, die wir suchen, einen Namen zu geben, nicht? Aber die Beweise stehen auf einem andern Blatt. Wir haben den Deckel zu fest zugeschraubt. Die Hörsaalepisode war als letztes nächtliches Unternehmen gedacht und wird wohl auch das letzte bleiben. Und das überzeugendste Beweisstück dürfte inzwischen auf dem Grund des Flusses liegen. Es ist zu spät, die Türen zu versiegeln und Wachen aufzustellen.»
    «Bei wem?»
    «Das wissen Sie doch inzwischen selbst, oder? Sie müssen es wissen, Harriet, wenn Sie mit den Gedanken überhaupt bei der Sache sind. Gelegenheit, Mittel, Motiv – kann man überhaupt noch daran vorbeisehen? Schieben Sie um Gottes willen einmal Ihre Voreingenommenheiten beiseite und denken Sie zu Ende. Was ist mit Ihnen los, daß Sie plötzlich nicht mehr zwei und zwei zusammenzählen können?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Nun», sagte er trocken, «wenn Sie es wirklich nicht wissen, ist es nicht meine Sache, es Ihnen zu sagen. Aber wenn Sie sich einmal für einen Augenblick auf Ihren Fall konzentrieren und Ihre Aufzeichnungen genau studieren –»
    «Ungeachtet

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