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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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müssen wir unsere Einnahmen sehr sorgfältig strecken, damit es für alles reicht. Und dann haben wir es noch so eingerichtet, daß sie hier kleine Aushilfsarbeiten übernehmen kann, zum Beispiel für die Studentinnen flicken und die Bettwäsche verwalten. Das hilft ihr alles ein bißchen, und besonders froh ist sie ja darüber, daß ihre körperbehinderte Schwester einen Teil der Arbeit übernehmen und dadurch auch etwas zu ihrem kleinen Einkommen beisteuern kann. Agnes sagt, die arme Seele ist jetzt viel glücklicher, nachdem sie sich nicht mehr als nutzlose Bürde vorkommen muß.»
    Harriet bewunderte nicht zum erstenmal die nimmermüde Gewissenhaftigkeit, mit der Frauen in leitender Stellung an jedermanns Interessen dachten, nie etwas vergaßen oder übersahen und mit grenzenlosem guten Willen die ewige Knappheit der Mittel wettmachten.
    Nachdem sie sich noch ein Weilchen über die eine oder andere ehemalige Professorin oder Studentin unterhalten hatten, kamen sie auf die Neue Bibliothek zu sprechen. Die Bücher waren für ihre alte Bleibe im Tudor-Bau längst zu viele geworden und sollten endlich ein angemessenes Zuhause bekommen.
    «Und wenn sie fertig ist», sagte Miss Lydgate, «dürfen wir unser College endlich als komplett betrachten. Wer sich von uns noch an früher erinnert, als wir nur dieses eine komische alte Haus mit zehn Studentinnen hatten und in einem Eselskarren zur Vorlesung transportiert wurden, dem kommt das Ganze wie ein Wunder vor. Ich muß ja sagen, wir haben richtig geweint, als dieses liebe alte Gemäuer abgerissen wurde, um Platz für die Neue Bibliothek zu machen. Es steckten so viele Erinnerungen darin.»
    «Ja, das stimmt», sagte Harriet verständnisvoll. Es gab wohl keinen Augenblick in der Vergangenheit, bei dem diese erfahrene und doch so unschuldige Seele nicht mit ungekünstelter Freude verweilen konnte. Das Eintreten einer anderen ehmaligen Studentin beendete ihren Besuch bei Miss Lydgate, und sie ging ein wenig neidisch hinaus, wo sie der hartnäckigen Miss Mollison begegnete, die ihr mitleidslos den Uhrenzwischenfall in allen Einzelheiten schildern mußte. Es freute sie, Miss Mollison belehren zu können, daß Mr. A. E. W. Mason schon früher auf dieselbe Idee gekommen war. Aber Miss Mollison ließ sich dadurch nicht abwimmeln und fragte ihr Opfer neugierig nach Lord Peter Wimsey aus, seinen Manieren, seinen Gewohnheiten und seinem Aussehen; und als Miss Mollison schließlich von Miss Schuster-Slatt vertrieben wurde, kam Harriet vom Regen in die Traufe, denn nun mußte sie sich einen langen Vortrag über die Sterilisierung der Untüchtigen anhören, mit der (wie es schien) eine Kampagne für die Eheschließung zwischen den Tüchtigen notwendigerweise einhergehen mußte. Harriet stimmte ihr darin zu, daß gebildete Frauen heiraten und ihre Anlagen weiterverbreiten sollten, wies aber darauf hin, daß die englischen Ehemänner in dieser Frage auch ein Wörtchen mitzureden hätten, und oft läge ihnen eben nicht sehr an einer gebildeten Ehefrau.
    Miss Schuster-Slatt fand die englischen Ehemänner reizend und sagte, sie bereite einen Fragebogen vor, den sie an alle jungen Männer im Vereinigten Königreich verschicken wolle, um festzustellen, worauf es ihnen bei der Wahl einer Ehefrau ankomme.
    «Aber Engländer füllen keine Fragebögen aus», sagte Harriet.
    «Füllen keine Fragebögen aus?» rief Miss Schuster-Slatt entgeistert.
    «Nein», sagte Harriet. «Wir sind kein sehr fragebogenfreundliches Volk.»
    «Na, das ist ja allerhand», fand Miss Schuster-Slatt. «Aber Sie treten doch hoffentlich der britischen Sektion unserer Liga zur Förderung der Ehetauglichkeit bei. Unsere Präsidentin, Mrs. J. Poppelhinken, ist eine wunderbare Frau. Sie wären von ihr begeistert. Nächstes Jahr kommt sie nach Europa. Bis dahin soll ich hier die Werbetrommel rühren und die ganze Frage aus der Sicht britischer Mentalität studieren.»
    «Das wird noch eine harte Arbeit für Sie werden, fürchte ich. Aber ich frage mich», fügte Harriet hinzu (denn sie glaubte Miss Schuster-Slatt noch Revanche für ihre unglücklichen Bemerkungen von gestern abend schuldig zu sein), «ob Ihre Absichten wirklich so uneigennützig sind, wie Sie tun. Vielleicht wollen Sie nur durch persönliche Erfahrung herausfinden, wie reizend die englischen Ehemänner denn nun wirklich sind.»
    «Jetzt nehmen Sie mich aber auf den Arm», entgegnete Miss Schuster-Slatt gutmütig. «Nein, nein, ich bin nur die kleine

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