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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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einer Ecke stand und mit niemandem redete, bis sich am Ende der Feier ein dunkelhaariges Mädchen mit Brille zu ihr durchdrängte und sie zusammen fortgingen.
     
    Später am Nachmittag ging Harriet zur Rektorin und erstattete ihr den versprochenen Bericht. Sie wies auf die Schwierigkeit hin, mit einem Vorfall wie dem von vergangener Nacht allein fertig zu werden. Wenn die Höfe und Gänge von einer ausreichenden Zahl von Helferinnen kontrolliert worden wären, hätte dies wahrscheinlich zur Ergreifung der Missetäterin geführt; auf jeden Fall hätten alle Verdächtigen zu einem frühen Zeitpunkt überprüft werden können. Sie riet dringend, ein paar Frauen aus Miss Climpsons Agentur zu engagieren, über deren Natur sie die Rektorin aufklärte.
    «Ich verstehe sehr wohl», antwortete diese, «aber ich stelle fest, daß zumindest zwei Mitglieder des Kollegiums gegen eine solche Vorgehensweise starke Einwände haben.»
    «Ich weiß», sagte Harriet. «Miss Allison und Miss Barton. Warum?»
    «Ich glaube auch», fuhr die Rektorin fort, ohne auf diese Frage zu antworten, «daß die Angelegenheit gewisse Schwierigkeiten bietet. Was würden die Studentinnen davon halten, wenn diese Fremden nachts durchs College schlichen? Sie würden fragen, warum wir solche Aufsichtspflichten nicht selbst wahrnehmen können, und wir können ihnen nicht gut sagen, daß wir selbst die Hauptverdächtigen sind. Und um eine solche Aufgabe, wie Sie sie vorschlagen, richtig auszuführen, wäre schon eine ziemlich große Zahl erforderlich – wenn alle strategischen Punkte besetzt sein sollen. Dann wissen diese Leute überhaupt nichts über das Leben in einem College und könnten sehr leicht dumme Fehler machen, indem sie den falschen Leuten folgen und Fragen stellen. Ich weiß nicht, wie wir da einen höchst unangenehmen Skandal und einige Beschwerden vermeiden sollten.»
    «Das sehe ich alles ein, Dr. Baring. Trotzdem wäre das die schnellste Lösung.»
    Die Rektorin beugte sich über einen hübschen Wandteppich, an dem sie gerade arbeitete.
    «Ich kann das nicht als sehr wünschenswert ansehen. Ich weiß, Sie werden sagen, daß die ganze Situation auch nicht wünschenswert ist. Da bin ich ganz Ihrer Meinung.» Sie sah auf. «Ich muß annehmen, daß Sie selbst also nicht die Zeit erübrigen können, um uns zu helfen, Miss Vane?»
    «Die Zeit könnte ich schon erübrigen», antwortete Harriet langsam. «Aber ohne Hilfe wird es sehr schwer sein. Wenn hier nur ein oder zwei Frauen wirklich frei von jedem Verdacht wären, hätte ich es sehr viel leichter.»
    «Miss Barton hat Ihnen letzte Nacht sehr tüchtig beigestanden.»
    «Ja», sagte Harriet, «aber – wie soll ich es ausdrücken? Wenn ich über diese Vorfälle einen Roman schreiben würde, wäre die erste Person am Tatort zugleich die erste Verdächtige.»
    Die Rektorin suchte einen orangefarbenen Faden aus ihrem Korb und fädelte ihn bedächtig in die Nadel.
    «Möchten Sie mir das bitte erklären?»
    Harriet erklärte es behutsam.
    «Das war sehr klar ausgedrückt», sagte die Rektorin. «Ich verstehe vollkommen. Nun zu dieser Studentin, Miss Hudson. Ihre Erklärung erscheint mir nicht sehr befriedigend. Sie kann unmöglich damit gerechnet haben, um diese Zeit noch etwas aus der Kantine zu bekommen; hat sie ja auch nicht.»
    «Das nicht», antwortete Harriet, «aber ich weiß noch recht gut, daß es zu meiner Zeit nicht allzu schwierig war, das erste Mädchen herumzukriegen, damit sie die Durchreiche die ganze Nacht offen ließ. Wenn man dann noch spät zu arbeiten hatte und Hunger bekam, ging man hin und holte sich, was man wollte.»
    «Meine Güte», sagte die Rektorin.
    «Wir waren da aber immer ganz ehrlich», sagte Harriet, «und haben alles auf die Tafel geschrieben, so daß es zum Trimesterende auf unsern Abrechnungen erschien. Obwohl», fügte sie nachdenklich hinzu, «manchmal ein paar Portionen Wurst und dergleichen abgeschrieben werden mußten. Aber – ich finde, Miss Hudsons Erklärung kann man durchgehen lassen.»
    «In Wahrheit war aber die Durchreiche verschlossen.»
    «Ja, das war sie. Ich habe sogar mit Carrie gesprochen, und sie hat mir versichert, daß die Durchreiche gestern abend um halb elf wie gewöhnlich verschlossen wurde. Sie gibt zu, daß Miss Hudson sie gebeten hatte, sie offen zu lassen, aber sie sagt, sie habe es nicht getan, weil die Quästorin gestern abend noch eigens angeordnet hat, Kantinentür und Durchreiche zu verschließen. Das wird sicher nach

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