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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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etwas anderes. Es gab keinen Grund, den Studentinnen nicht davon zu erzählen, und sie hätte es selbst nicht nett gefunden, ihnen den wohlverdienten Nervenkitzel vorzuenthalten, nur weil es ihr persönlich lästig war, dabei in jedem zweiten Satz Peter Wimsey erwähnen zu müssen. Ihr Vortrag wurde, wennschon er vielleicht ein wenig zu trocken und akademisch ausfiel, mit herzlichem Beifall aufgenommen, und nach der Veranstaltung lud Miss Millbanks, die Studentenschaftsvorsitzende,, sie zum Kaffee ein.
    Miss Millbanks wohnte im Queen-Elizabeth-Bau und hatte ihr Zimmer sehr geschmackvoll eingerichtet. Sie war hochgewachsen und anmutig und offenbar wohlhabend, jedenfalls viel besser gekleidet als die Mehrheit der Studentinnen, und sie machte von ihren intellektuellen Fähigkeiten kein Aufhebens. Sie hatte ein kleines Stipendium ohne Bezüge und erklärte öffentlich, daß sie das Stipendium nur angenommen habe, um nicht in dem lächerlichen kurzen Talar einer gewöhnlichen Studentin herumlaufen zu müssen. Als Alternative zu Kaffee bot sie Harriet Madeira oder einen Cocktail zur Auswahl an und bedauerte höflich, daß die Unzulänglichkeiten der Collegeeinrichtungen es leider unmöglich machten, Eis für den Mixbecher zu beschaffen. Harriet, die für Cocktails nach dem Essen nichts übrig hatte und seit ihrer Ankunft in Oxford Madeira und Sherry schon bis zum Überdruß angeboten bekommen hatte, nahm Kaffee und mußte leise lachen, als die Tassen und Gläser gefüllt wurden. Miss Millbanks erkundigte sich höflich nach dem Grund ihrer Heiterkeit.
    «Ach», sagte Harriet, «ich habe neulich in einem Artikel im Morning Star gelesen, die ‹Studentessen›, wie dieser ekelhafte Ausdruck der Zeitungsleute lautet, lebten ausschließlich von Kakao.»
    «Journalisten», meinte Miss Millbanks herablassend, «sind doch immer dreißig Jahre hinter ihrer Zeit zurück. Haben Sie im College je Kakao gesehen, Miss Fowler?»
    «O ja», sagte Miss Fowler. Sie war eine dunkelhaarige, untersetzte Studentin im dritten Jahr und trug einen sehr schmuddeligen Pullover, den zu wechseln sie, wie sie zuvor erklärt hatte, keine Zeit gehabt habe, da sie bis zu Harriets Vortrag noch mit einem Aufsatz beschäftigt gewesen sei. «Doch, bei unsern Professorinnen. Gelegentlich. Aber das habe ich schon immer für eine Form von Infantilismus gehalten.»
    «Ist es nicht vielmehr eine Wiederbelebung der heroischen Vergangenheit?» meinte Miss Millbanks. « O les beaux jours que ce siècle de fer. Und so weiter.»
    «Die Gruppisten trinken Kakao», wußte eine andere vom dritten Jahrgang zu berichten. Sie war mager, hatte ein verbissenes, zorniges Gesicht und entschuldigte sich nicht für ihren Pullover, weil sie derlei Dinge offenbar nicht der Beachtung wert fand.
    «Dafür sind sie aber auch ach so nachsichtig gegenüber den Fehlern anderer», sagte Miss Millbanks. «Miss Layton war einmal ‹gewandelt›, inzwischen hat sie sich ja wieder zurückverwandelt. Es war so schön, so lange es dauerte.»
    Miss Layton, die zusammengeringelt auf einem Kissen beim Feuer lag, hob ein boshaftes, herzförmiges Gesichtchen, aus dem der Schalk blitzte.
    «Es hat solchen Spaß gemacht, den Leuten zu sagen, was ich von ihnen hielt. Einfach hinreißend. Besonders in aller Öffentlichkeit die bösen, bösen Gedanken zu beichten, die ich gegenüber unserer Flaxman hegte.»
    «Diese Flaxman!» sagte die Dunkelhaarige gereizt. Sie hieß Haydock und war, wie Harriet bald darauf erfahren sollte, eine sichere Einserkandidatin für Geschichte. «Sie hetzt den ganzen zweiten Jahrgang gegeneinander auf. Der Einfluß, den sie hat, gefällt mir überhaupt nicht. Und wenn ihr mich fragt, mit der Cattermole stimmt was nicht. Weiß der Himmel, ich kann darauf verzichten, meines Bruders Hüter zu sein – das hatten wir in der Schule zur Genüge – aber es wäre unangenehm, wenn Cattermole zu einem drastischen Schritt getrieben würde. Lilian, könntest du als Studentenschaftsvorsitzende da nicht mal etwas unternehmen?»
    «Na hör mal», begehrte Miss Millbanks auf. «Was soll ich denn tun? Ich kann doch der Flaxman nicht verbieten, andern das Leben schwer zu machen. Und wenn ich’s könnte, täte ich’s nicht. Es wird ja hier wohl niemand von mir erwarten, daß ich meine Autorität geltend mache. Es ist schon schwer genug, euch in die Collegeversammlungen zu jagen. Die Professorinnen können unsern betrüblichen Mangel an Begeisterung gar nicht verstehen.»
    «Zu ihrer Zeit»,

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