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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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annehmbares Bild in der Öffentlichkeit. Dr. Margaret Baring trug ihr Scharlachrot und Grau sehr selbstbewußt. Sie war eine prachtvolle Galionsfigur bei allen öffentlichen Anlässen und verstand es mit viel Takt, die verletzten Gefühle verkrusteter und gekränkter männlicher Akademiker zu besänftigen. Sie begrüßte Harriet freundlich und fragte, wie ihr die Neue Bibliothek gefalle, die den Alten Hof auf der Nordseite abschließen solle. Harriet bewunderte pflichtschuldigst, was von dem Gebäude bisher zu sehen war, nannte es einen großen Fortschritt und fragte, wann es fertig sein werde.
    «Zu Ostern, hoffen wir. Vielleicht dürfen wir Sie zur Eröffnung begrüßen.»
    Harriet antwortete höflich, sie freue sich darauf, und als sie in der Ferne den wehenden Talar des Vizekanzlers erscheinen sah, zog sie sich taktvoll zurück und mischte sich wieder unter die Ehemaligen.
    Talare, Talare, Talare. Es war manchmal schwierig, nach zehn und mehr Jahren die Leute zu erkennen. Diese Frau mit dem blauen Überwurf mit Kaninchenfellbesatz mußte Sylvia Drake sein – demnach hatte sie doch noch ihren Bakkalaureus geschafft. Miss Drakes Baccalaureus Litterarum war am College ein stehender Witz gewesen; sie hatte so lange dafür gebraucht; immer wieder hatte sie ihre Zulassungsarbeit umgeschrieben und war schier darüber verzweifelt. An Harriet, die soviel jünger war als sie, erinnerte sie sich gewiß nicht mehr, aber Harriet erinnerte sich gut an sie – wie sie in dem Jahr ihres Collegeaufenthalts dauernd in den Gemeinschaftsraum der Studentinnen gekommen war und von mittelalterlichen Minnehöfen geredet hatte. Du lieber Himmel! Und da kam diese fürchterliche Muriel Campshott an und berief sich auf alte Bekanntschaft. Campshott mit dem einfältigen Lächeln, das sie heute noch hatte. Ihr Kleid hatte einen schaurigen Grünton. Und gleich würde sie fragen: «Wie kommst du nur auf alle diese Geschichten?» Sie fragte es. Dummes Frauenzimmer. Und Vera Mollison. Sie fragte: «Schreibst du gerade wieder etwas?»
    «Ja, natürlich», antwortete Harriet. «Und du unterrichtest noch?»
    «Ja – noch immer an derselben Schule», sagte Mollison. «Im Vergleich mit deiner Arbeit ist meine ja wohl nur Kleinkram.»
    Darauf gab es als Antwort nur ein abwehrendes Lachen, und Harriet lachte abwehrend. Bewegung kam in die Versammelten. Man strömte in den Neuen Hof, wo eine Uhr enthüllt werden sollte, und stellte sich auf dem steinernen Weg hinter den Blumenbeeten auf. Eine amtliche Stimme ließ sich vernehmen und legte den Gästen nahe, Platz für den Zug der Honoratioren zu lassen. Harriet benutzte diese Gelegenheit, um sich von Vera Mollison freizumachen und sich hinter eine Gruppe zu stellen, in der sie kein bekanntes Gesicht sah. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hofs sah sie Mary Attwood und ihre Freundinnen. Sie winkten ihr zu. Sie winkte zurück. Aber sie würde nicht über den Rasen gehen und sich zu ihnen stellen. Sie wollte sich abseits halten, für sich allein in der großen Masse.
    Die Uhr konnte unter ihrer Fahnentuchhülle wohl ihren ersten Auftritt in der Öffentlichkeit nicht erwarten und schlug drei. Schritte knirschten auf dem Kies. Die Prozession kam unter dem Torbogen in Sicht, ein kleiner Zug älterer Leute in Zweierreihe; herausgeputzt in der nicht mehr angemessenen Pracht einer prunksüchtigeren Zeit, schritten sie mit der lässigen Würde dahin, die so typisch für Universitätsveranstaltungen in England ist. Sie überquerten den Hof. Sie bestiegen das Podest unter der Uhr. Die Professoren nahmen zum Zeichen der Ehrerbietung vor dem Vizekanzler ihre akademische Kopfbedeckung ab, die Professorinnen nahmen eine andächtige Haltung ein wie zur Gebetsstunde.
    Der Vizekanzler hob mit dünner, gezierter Stimme zu reden an. Er sprach von der Geschichte des College; er wies huldvoll auf Errungenschaften hin, die nicht nur nach dem Ablauf der Zeit zu messen seien; er machte ein kleines Witzchen über die Relativität und schmückte es mit einem klassischen Zitat; er verwies auf die Großzügigkeit der Spenderin und die hochgeschätzte Persönlichkeit des dahingegangenen Mitglieds des akademischen Rats, zu dessen Gedenken die Uhr gestiftet worden war; er nannte sich glücklich, diese hübsche Uhr enthüllen zu dürfen, die so viel zur weiteren Verschönerung dieses Hofs beitragen werde – eines Hofs, der, wie er hinzufügen möchte, zwar zeitlich gesehen neu, aber dennoch vollkommen würdig sei, seinen Platz

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