Aufs Spiel gesetzt (German Edition)
Xander lachte und das Mädchen neben ihm stieß angewidert die Luft aus.
„Könnt ihr euch eigentlich noch schwuler benehmen?“
Sie hatte versucht, bei Chris zu landen, seit sie mit der Arbeit angefangen hatte und Xander hatte das Gefühl, dass es hässlich werden könnte, falls sie jemals die Wahrheit herausfand.
„Könnte ich mir schon vorstellen“, sagte er mild und es war die reine Wahrheit. Nicht nur, dass er es sich vorstellen konnte , er hatte es sich schon vorgestellt und zwar ununterbrochen die ganzen letzten sechs Stunden lang.
Gabby rollte mit den Augen. „Im Ernst! Das Mindeste, was du tun könntest, ist mir ein wenig zu helfen. Ich versuche seit zwei Monaten, bei ihm zu landen und schaffe es einfach nicht. Könntest du mir wenigstens sagen, was er mag?“
Mich! Er mag mich! Er liebt mich und er will nichts mit dir zu tun haben!
„Er lacht gerne“, sagte Xander stattdessen. „Er mag es, wenn jemand ihm einen Witz erzählt oder mit ihm einen lustigen Film anschaut.“ Xander konnte das – aber nur mit Chris. Mit Chris konnte er einen lustigen Film ansehen und lachen, bis ihm die Limonade aus der Nase lief. Alleine oder mit Chris´ Eltern lachte er nur leise aus Solidarität mit, auch wenn er es tief drinnen zum totlachen fand, weil es nach außen hin ohne Chris das Lachen einfach nicht wert war.
Gabby hörte auf, ihre Fingernägel durch ihre Schutzhandschuhe zu begutachten. Sie sah Xander an und lächelte strahlend. „Danke, Xander! Ich glaube, du bist doch nicht komplett zurückgeblieben!” Und damit wanderte sie zum Tresen und begann mit Chris ein Gespräch über Austin Powers 2, das den Rest ihrer Schicht dauerte.
Irgendwann ging sie jedoch und eine halbe Stunde später waren auch Chris und Xander bereit, zu gehen. Sie stiegen in Chris´ „neues“ Auto – einen fünf Jahre alten Toyota mit nicht genug Beinfreiheit für Xander – und Chris packte Xanders Hand, nachdem er das Auto auf den Weg nach Hause gebracht hatte.
„Gott, ich dachte, die hört nie auf!“, murmelte er. „Alles, was ich ihr sagen wollte, war, dass ich nicht interessiert bin, aber herrje, da kriegt man ja kein Wort dazwischen. Alles was ich hätte sagen wollen, wäre halb durch den Bundesstaat gereist, bevor ich es hätte anbringen können.“
Xander ballte die Faust und bekam nur teilweise mit, was Chris sagte. Er fühlte sich nicht von einem Mädchen bedroht, sicher nicht von diesem Mädchen, das nicht besonders nett war, außer, wenn sie etwas wollte und die hässliche, gemeine Sachen sagte, wenn man nichts besaß, was sie brauchen konnte.
Selbst wenn Chris sich jemals in ein Mädchen verliebt hätte oder einen anderen Jungen, dann wäre es jemand besseres als Xander, jemand der es mehr verdiente.
Nein, er fühlte sich nicht von einem Mädchen bedroht, aber ein ganz bestimmter Gedanke kam ihm, wenn sie mit ihrem schwarzen Haar spielte und mit ihren hübschen, mandelförmigen Augen klimperte.
„Müssen wir so tun als ob?“, fragte er und Chris, der sich noch ein wenig mehr über das total langweilige Mädchen beschwert hatte, hörte plötzlich auf zu reden.
„So tun als ob?“ Er stellte die Frage so vorsichtig, dass Xander wusste, dass er auch schon darüber nachgedacht hatte.
Plötzlich fühlte die sich Luft der Klimaanlage erstickend an und obwohl die Senke des Sacramento Valley immer noch nicht komplett abgekühlt war, drückte Xander den elektrischen Fensterheber und ließ die feuchte Luft über seine heiße Haut blasen.
„Du weißt genau, was ich meine“, sagte Xander. Seine Stimme war durch das Heulen des Windes gerade so hörbar. Chris seufzte – aber er ließ Xanders Hand nicht los.
„Ja, weiß ich. Und die Antwort ist: Wahrscheinlich. Aber ich will darüber nicht nachdenken.“ Chris Stimme nahm einen bittenden Tonfall an und Xander konnte ihm nicht widerstehen, nicht das kleinste bisschen. „Bitte, Xan? Bitte lass uns ... lass uns gerade heute Nacht nicht darüber nachdenken.“
Xan nickte und küsste die Oberseite von Chris´ Knöcheln. Dann ließ er los und drehte das Radio auf. „Kryptonite“ wurde gespielt und 3 Doors Down war eine von Xanders Lieblings-Bands.
Sie betraten das Haus und jeder nahm noch mal eine Dusche – allein. Es war ein Ritual. Etwas an dem Geruch von Fast Food und Schweiß war so unangenehm auf der Haut. Es war genau wie nach einem Spiel – sie waren beide nur darauf aus, den Gestank nach sich selbst von ihrer Haut abzubekommen.
Als Xander herauskam,
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