Aufs Spiel gesetzt (German Edition)
Kopf und vergrub sein Gesicht an Xanders Brust.
„Sonst tut es zu weh“, murmelte Chris eine Erklärung. „Ich dachte, ich versuche heute mal was anderes.“
Xander nickte, als ob das Sinn ergäbe, aber der Sex hatte ihn offen und verwundbar gemacht, hilflos gegen den sonst so gut in Schach gehaltenen Schmerz. Seine Sicht verschleierte sich und er ließ einen Kuss auf Chris´ Haare fallen. Und dann eine Träne und noch eine. Er fühlte sich befleckt, beschmutzt, so als hätte er den ganzen wunderschönen Moment zwischen ihnen verdorben.
Es gab einen Grund, warum sie normalerweise am dritten Spieltag des Monats die Finger voneinander ließen.
Aber er würde diesen Moment nicht durch weitere Schuldzuweisungen oder Vorwürfe beschmutzen. Es war schlimm genug, dass der Druckverband durch ihr Liebesspiel abgerissen worden war und die Wunde jetzt offen und infiziert war und unerträglich schmerzte.
Zwei Tränen wurden zu drei, zu fünf, zu Xander, der komplett seiner Vortäuschung beraubt worden war, dass es ein normaler Tag war und Chris in dem Bett, das zu ihrem Ehebett geworden war, an seine Brust drückte und in seinen eigenen Handballen biss, während er weinte.
D AS erste Mal, als Christian mit einer Frau nach Hause gegangen war, hatte er danach, unter dem Vorwand ein Taxi rufen zu wollen, Xander angerufen, damit er ihn abholte.
Sie hatten das Auto auf dem Weg nach Hause vier Mal anhalten müssen, damit er sich übergeben konnte. Als Xander an der Reihe gewesen war, hatte er nur apathisch im Auto gesessen, ohne ein Wort zu sagen und dann gemurmelt, dass er sich duschen wolle. Chris hatte ihn 45 Minuten später in der eiskalten Dusche gefunden, in die Ecke gedrückt, wie er abwesend seinen Arm abschrubbte, bis die weiche Haut aufplatzte und blutete.
Es war ihre einzige, echte Lüge.
An dem Tag, an dem sie zum ersten Mal das Haus gesehen hatten, hatte Chris Xander gesagt, dass sie einen Weg finden mussten, alles glaubhaft zu verheimlichen und Xander hatte genickt. Ja, ja. Supermodels zu verschiedenen Veranstaltungen begleiten. Pennys Freunde dazu bringen, mitzukommen, wenn sie Wohltätigkeitsveranstaltungen besuchen mussten. Wege finden, verlegen auszusehen, wenn ein hübsches Mädchen erwähnt wurde. Sie hatten die Berichte gesehen, hatten das schüchterne Lächeln der Kerle gesehen, die bei dem Versuch erwischt wurden, eine heterosexuelle Beziehung zu verheimlichen, von der niemand wissen sollte. Das war alles, was sie tun mussten.
Ein Jahr lang hatte es funktioniert.
Ein Jahr lang hatten sie unter einem netten Mann gespielt, der sich auf Strategie verstand aber keine Ahnung davon hatte, wie man ein Team motivierte. Er hatte viele College-Spiele auf diese Art für sich entschieden, aber ein Profi-Spiel konnte er einfach nicht gewinnen. Also hatten die Teambesitzer es mit einer Umstrukturierung versucht und Trainer Strauss Wallick geholt und ihre so vorsichtig komponierte Deckung war den Bach runtergegangen.
Wallick war ein Trainer der alten Schule, im Körper eines kleinen, adretten, fünfzigjährigen Mannes. Jeder Trainer, den sie je gehabt hatten, hatte sie angeschrieen, dass sie jammernde kleine Mädchen wären, sogar die Frauenmannschaft musste sich solche Sachen anhören. Aber Wallick? Seine Standard-Beschimpfung war „heulende, kleine Schwuchtel“.
Als Xander sich in der ersten Saison mit Trainer Wallick das Knie ausgerenkt hatte, war er drei Wochen früher aus der Reha zurück gekommen, aus Angst, als „heulende, kleine Schwuchtel“ beschimpft zu werden. Als Chris sich in jenem Jahr die Nase gebrochen hatte, hatte er den Mannschaftsarzt sein Gesicht tapen und die Blutung stoppen lassen und war wieder aufs Feld gegangen, um sich das Herz aus dem Leib zu rennen, nur damit er diese Worte nicht zu hören bekam.
„Was ist los, Jungs? Habt ihr die ganze Nacht damit verbracht, euch gegenseitig in den Arsch zu ficken? Ihr wollt besser spielen? Nehmt euch ´ne Frau, bumst sie ordentlich durch und hört auf, heulende, kleine Schwuchtel zu sein!“
Es war übertriebenes Sport-Gelaber, Männer unter Männern eben. Außer wenn man ein Geheimnis wie Chris und Xander hatte und jede Wiederholung der Worte „Schwuchtel“, „Schwanzlutscher“, „Tunte“, „Arschficker“, „Transe“ – Gott, die Liste ließ sich ewig fortführen – mehr weh tat, mehr einschnitt, ihre Haut jedes Mal wie Dornen durchdrang, wenn sie sie hörten. Was eigentlich nur Geschwätz war, nur Umkleide-Gerede, der gleiche
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