Aufs Spiel gesetzt (German Edition)
verdammte Mist, den sie ihr ganzes Leben lang gehört hatten, wurde Ernst.
Jede Beschimpfung ließ sie jetzt zusammen fahren.
In diesem Jahr, ihrem zweiten Jahr, nachdem Xander von der NBA den Preis als Newcomer des Jahres bekommen hatte und Chris die Liga in Zuspiel und Freiwürfen angeführt hatte, als alles in goldenem Schimmer hätte erstrahlen sollen, in diesem Jahr hatte Chris angefangen, zu trinken.
Es war das Jahr gewesen, in dem das dritte Heimspiel des Monats eine schreckliche Bedeutung bekommen hatte und zu einer Art eingeätztem, schwarzen Zeichen ihrer eigenen, heimlichen Schande geworden war.
Weil der Coach sie bemerkt hatte. Er hatte sie gebrandmarkt – verdammt, die ganze Presse hatte sie gebrandmarkt. Sie waren die Glücks-Zwillinge, nicht war? Sie waren das Dynamische Duo, Super-Xan und Bibel-Junge (Christian natürlich) sie hatten den Jackpot geknackt: Sie hatten in der Highschool, im College und in der Profi-Liga zusammen gespielt und mal ehrlich – wer tat das schon? Es gab Statistiken über Statistiken die belegten, dass kein Zweier-Team jemals die Rekrutierung intakt überstanden hatte.
Aber Xander hatte ein angeborenes Talent und Christian die Motivation, mitzuziehen und zusammen waren sie nicht aufzuhalten.
Am Ende des Jahres, dieses zweiten Jahres, hatte Chris zu trinken angefangen und Xander hatte dreißig Pfund angeblichen Babyspeck verloren und angefangen, Ibuprofen und Pepto-Bismol zum Frühstück einzunehmen.
„Hey, ihr zwei – geht ihr heute aus und bumst ein bisschen rum?“, hatte der Trainer ihnen nach den Spielen zugerufen. Dann hatte er geschnaubt und laut zu seinem Assistenztrainer, dem Physiotherapeuten oder sogar dem Teambesitzer, der sie beide recht gern zu mögen schien, gesagt: „Aber nein, das machen die nicht. Die gehen nach Hause und holen sich gemeinsam einen runter, weil Schwuchteln das eben so machen! Ihr Jungs wollt in die Play-Offs? Dann geht aus und besorgt euch eine Muschi, verdammt! Wie ihr zur Tarnung irgendwelche Mädchen herumzeigt, damit belügt ihr euch doch nur selbst.“
Einen Monat lang hatten sie einfach darüber hinweg gelacht und dann noch einen, aber an Weihnachten, als sie mit dem Team auf ein Bier und ein anschließendes Besäufnis weggegangen waren, hatten sie kaum einen Platz am Tisch gefunden.
„Nein, Höhlenmensch – du und Edwards, ihr solltet euch lieber eine kleine, romantische Ecke suchen – hier lassen wir nur echte Männer sitzen!“ Sammy Lyndecker, der Guard der ersten Besetzung, war normalerweise nicht so ein Blödmann, vor allem, wenn sie gewonnen hatten, aber heute hatte er auf dem Weg hierher im Auto schon Wodka getrunken.
„Und wie viele Punkte haben die echten Männer heute Abend gemacht?“, fragte Chris bissig. „Weil Karcek hier sich so ziemlich jeden von euch echten Männern auf seinen Rücken geworfen und über das Feld geschleppt hat oder waren wir nicht beim selben Spiel?“
„Hey, wenn du ein echter Mann sein willst, such dir `ne Muschi! Du kannst der Presse über eure WG erzählen, was du willst, aber wir alle wissen, wofür das wirklich steht und ich will kein Scheiß-HIV auf meinem Spielfeld, verstehst du mich?“
An diesem Abend hatte das dritte Heimspiel im Januar stattgefunden. Chris und Xander hatten sich angesehen und ihnen war klar geworden, was das bedeutete. Sie hatten darüber geredet – meist ziemlich bissig: „Vielleicht würde es ihn glücklich machen, wenn er uns mit einem Mädchen in der Umkleide erwischt.“ oder „Ich schwöre dir, ich hole jedem von uns nach dem Spiel `ne Nutte zum mitnehmen und dann sehen wir mal, ob er uns danach in Ruhe lässt!“
Aber in den ersten Monaten ihrer zweiten Saison kam ihnen das Gerede immer öfter zu Ohren. Es drehte sich darum, dass sie nicht „selten“ mit Frauen gesehen wurden, sondern „nie“, wenn es nicht um die Begleitung zu einer Veranstaltung ging und die konnte man normalerweise ohne Verpflichtungen und Telefonanrufe wieder loswerden, jeder wusste das. Zur Hölle – manche der Jungs mit Ehefrauen baten andere Frauen, deren Platz einzunehmen, weil die Frauen sich im Rampenlicht nicht so wohl fühlten, wie ihre Ehemänner.
Was bisher einfach offensichtlich genug gewesen war, um offen vor aller Augen versteckt zu werden, wurde plötzlich zu offensichtlich, um es zu verstecken und zu schrecklich, um darüber nachzudenken, wenn man Trainer Wallicks Schimpfwörtern ausgesetzt war.
Niemand machte sich mehr über Xanders „Ehefrau“
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