Aufstand der Affen
deinesgleichen zu verbergen. Sollte daraus nichts werden, bleibt dir die Möglichkeit, dich irgendwo zu verkriechen. Ich werde dich schon finden, keine Angst. Ich werde einfach umhergehen und eines von meinen Liedern pfeifen, die du kennst. Hörst du es, kannst du herauskommen.«
Cäsar war nicht mehr der empörte, trotzige Revolutionär, der er noch vor einer Stunde gewesen war. Die Aussicht, von seinem Pflegevater getrennt allein im Tunnel zurückzubleiben, erfüllte ihn mit Furcht.
Armando drückte ihm den Arm. »Solltest du zum Hafen gehen, darfst du noch etwas nicht vergessen. Die von den Aufzuchtanstalten importierten entwickelten Primaten werden aus bestimmten Gründen ohne Kleider verschifft. Wenn du dich unter ihnen verbergen mußt, ist es wichtig, daß du zuvor diese Kleider ablegst.«
»Aber ich will mich nicht verkriechen und verstecken wie ein ...«
»Cäsar, wir brauchen einen Alternativplan! Sollte es mir nicht gelingen, die Sicherheitspolizei rasch zu überzeugen, gibt es für dich nur unter deinesgleichen Sicherheit.«
Cäsar begriff, daß weitere Einwendungen nutzlos waren. Armando war ein erfahrender Mann, der sich ein Leben lang durchgeschlagen hatte und wußte, was die Situation erforderte. Also nickte Cäsar in resignierter Zustimmung.
Armando lächelte und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich bereite dich nur auf eine Möglichkeit vor, mit deren Eintreten ich nicht rechne. Ich bin überzeugt, daß ich mich in einer halben Stunde herausreden kann. Warte hier, und wir sehen uns bald wieder.«
Sie verließen den Geräteraum, und Cäsar sah dem alten Mann nach, als er sich langsam durch den Tunnel entfernte, durch die matten Lichtkreise der Lampen wanderte und kleiner wurde, bis er schließlich außer Sicht kam. Vom Hafen kam das traurige Tuten einer Schiffssirene.
Cäsar kehrte in den Geräteraum zurück, setzte sich auf die Bank und legte den Kopf an die kalte Betonwand. Zum ersten Mal in seinem Leben war er völlig allein.
5.
Gouverneur Jason Breck konnte über den breiten Walnußschreibtisch hinweg den Schweiß des alten Mannes riechen. Es war sehr unangenehm. Er ärgerte sich jetzt, daß er den Fall an sich gezogen hatte, denn es schien doch nicht allzuviel dahinterzustecken.
»Herr Gouverneur, ich sagte nicht ›menschlich‹«, stammelte Armando nach einem vergeblichen Anlauf. »Ich sagte: ›Ihr verdammten unmenschlichen Teufel.‹ Und beim heiligen Franziskus von Assisi, der alle Tiere liebte, es war mein Ernst!«
Armandos listige dunkle Augen spähten erwartungsvoll den Gouverneur an, aber Brecks schmales, sonnengebräuntes Gesicht zeigte keine Regung. Armandos Tonfall wurde beschwörend. »Herr Gouverneur, wie ich schon sagte, bin ich aus eigenem Antrieb zu Ihnen gekommen. Mir liegt daran, das Mißverständnis aufzuklären, und ich bitte um Ihre Erlaubnis, daß man mich unbehelligt nach meinem Zirkusdarsteller suchen läßt. Wäre ich aus freien Stücken gekommen, wenn ich Sie oder die Polizei zu täuschen versuchte?« Armando machte eine ausholende Geste zu MacDonald, Brecks schwarzem Privatsekretär, und den beiden Chefs der örtlichen Sicherheitspolizei, Kolp und Hoskyns. »Wie könnte ich es wagen, Sie und solche Männer hinters Licht zu führen, Herr Gouverneur! Ich bin ein einfacher, ungebildeter Mensch. Ich ziehe mit einem kleinen Zirkus durchs Land, ich ...«
»Wir wissen, daß Sie einen Zirkus haben«, unterbrach ihn Kolp, dessen Augen hinter blitzenden Brillengläsern verborgen blieben. Es hörte sich ungeduldig und gereizt an. Hoskyns fügte hinzu: »Wir haben uns ein wenig mit Ihrer Vergangenheit beschäftigt, Mr. Armando. Wir wissen zum Beispiel, daß Sie vor gut dreißig Jahren eine Art Tierschau hatten, mit der Sie zufällig zur rechten Zeit am rechten Ort gastierten, um mit den beiden intelligenten Affen aus der Zukunft zusammenzutreffen, die damals aus dem Gewahrsam flüchteten und ein Junges in die Welt setzten, dessen Überleben als eine Gefahr für die Menschheit angesehen wurde. Ihr Unternehmen wurde in dem Zusammenhang sogar polizeilich durchsucht. Sie erinnern sich daran, nicht wahr?«
»Natürlich, selbstverständlich«, sagte Armando. »Aber die Gesuchten waren nicht bei mir.«
»Ich weiß«, sagte Breck mit einer abwinkenden Handbewegung. »Die Schießerei, die zum Tod der beiden Flüchtlinge und ihres Jungen führte, läßt rückblickend einige Fragen offen, und der Zwischenfall mit Ihnen und dem Affen brachte Mr. Kolp auf den Gedanken,
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