Aufstand der Affen
zu haben – und Sie weigern sich noch immer, mir zu glauben!«
Die zwei Polizisten ermahnten ihn, sich zu beruhigen, als auf einmal eine Frau kreischte. Alle fuhren herum und starrten. Irgendwie war es Aldo gelungen, auf die Beine zu kommen, und nun stand er schwankend und mit glasig blickenden Augen, die rechte Faust vor der Brust um die vom Eisenkragen herabhängenden Ketten geschlossen. Jeden Augenblick mochte er wieder fallen – oder jemand eine Kette über den Kopf schlagen.
Die Demonstranten und Neugierigen in seiner Nähe zogen sich zurück, aber die Polizisten und seine zwei Bewacher gingen auf ihn los.
Aldos Gesicht war schmerzverzerrt und entstellt von trocknendem Blut und dicken Anschwellungen. Nur ein Polizist blieb in Armandos Nähe zurück. Niemand achtete auf Cäsar.
»Nehmen wir ihn von beiden Seiten«, sagte einer der Bewacher zum anderen, während er eine Injektionsspritze vorbereitete. »Du lenkst ihn ab, und ich gebe ihm die Beruhigungsspritze.« Wachsam begannen sie sich an den Gorilla heranzuschieben, der wie ein Betrunkener schwankte und sie kaum zu sehen schien.
Cäsar traf seine Entscheidung. Er hatte Armando in Schwierigkeiten gebracht, und nun war es an ihm, dem alten Mann wieder herauszuhelfen. Er zog sich einen Schritt zurück.
Niemand reagierte. Alle Versammelten beobachteten den benommenen Gorilla, wie er langsam die Augenlider schloß und wieder öffnete, als ob er gegen eine unüberwindliche Schläfrigkeit ankämpfte.
Aldo schien nur den Mann zu sehen, der von vorn kam. Als er sich ihm zu weit näherte, riß Aldo die Arme hoch und schlug mit der Kette zu. Der Bewacher sprang zurück und schrie: »Jetzt, Leo!«
Der andere sprang von hinten heran und stieß die Nadel in Aldos Flanke. Mit der Handfläche seiner Rechten schlug er den Kolben in die Spritze, dann brachte er sich mit zwei Sätzen in Sicherheit. Aldo drückte den Rücken durch und heulte vor Schmerz auf.
Der erste Bewacher sprang auf ihn zu, packte die fliegenden Kettenenden und hielt sie fest. Nun hatten die Polizisten freie Bahn und machten sich von neuem über Aldo her, ließen die Gummiknüppel mit dumpf klatschenden Schlägen auf ihn niedersausen. Cäsar war mittlerweile fünf oder sechs Schritte zurückgewichen; jetzt wirbelte er herum, warf die letzten Handzettel fort und rannte.
Armando sah ihn und öffnete den Mund wie zu einem Schrei. Dann besann er sich eines Besseren, warf dem Beamten in der Nähe, der ihm den Rücken zukehrte, einen schnellen Blick zu, und lief Cäsar nach, so schnell seine alten Beine ihn trugen.
Cäsar wich einer Gruppe von nichtsahnenden und erstaunt blickenden Passanten aus und erreichte die Einmündung der schmalen Seitenstraße, die schon in den tiefen Schatten der rasch zunehmenden Dämmerung lag. Als er sich umwandte, sah er, daß Armando ihm folgte. Weiter zurück, auf der anderen Seite des Platzes, hatte der Polizist das Verschwinden der Delinquenten bemerkt, drängte sich aus der Menge der Demonstranten und blickte aufgeregt in alle Richtungen. Er sah den alten Mann, ehe dieser die Seitenstraße erreichte, und begann in seine Trillerpfeife zu stoßen und zu brüllen: »Halt! Bleiben Sie stehen!«
Cäsar erreichte die nächste Ecke, brachte sie hinter sich und verschnaufte einen Moment. Stampfende Schritte näherten sich, und Armando kam herangeschnauft.
»Du hättest nicht kommen sollen!« keuchte Cäsar.
»Spar dir deine Puste für die Flucht«, sagte Armando. »Unter der Stadt gibt es ein Netz von Versorgungstunnels. Komm mit, schnell!«
Gemeinsam rannten sie weiter, ohne sich um die Passanten zu kümmern. Cäsar überließ Armando die Führung, der sich in der Gegend auszukennen schien und nach kaum hundert Metern eine Rampe hinuntereilte, die der Zufahrt zu einer Tiefgarage ähnelte. Kurz darauf machten sie ausgepumpt auf einer Kreuzung zweier geräumiger Tunnels halt. Halbkugelförmige, in weiten Abständen angebrachte Deckenlampen verbreiteten schummeriges Licht. Jeder der Tunnels schien sich ins Unendliche zu erstrecken. Cäsar sah ein Orientierungsschild mit der Aufschrift: Verkehrsebene 1, G 9-11.
»Es gibt noch zwei tiefere Ebenen«, schnaufte Armando. »Nach Mitternacht herrscht hier starker Verkehr, dann wird abgefahren und angeliefert. Aber für die nächsten paar Stunden sollten wir in Sicherheit sein. Gehen wir da entlang. Vielleicht finden wir einen dunklen Winkel. Ich muß mich ausruhen ...«
Cäsar faßte ihn unter, und so gingen sie in die
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