Aufstand der Alten
müßige Herren, die auf dem Vorschiff unter dem brüchigen Sonnensegel saßen und nicht sprachen. Sie waren mit Revolvern bewaffnet, offenbar, um etwaige Angriffe auf das Schiff abzuwehren. Graubart, der ihre Gesichter wenig vertrauenerweckend fand, war froh, daß er sein Gewehr mit an Bord genommen hatte.
Als sie am Salon mittschiffs vorbeikamen, wurde die Tür geöffnet, und der Meister selbst kam heraus. Er begrüßte Martha mit ostentativer Höflichkeit.
»Selbst ein Gott braucht ein bißchen frische Luft«, sagte er. »In meiner Kajüte ist es wie in einem Ofen. Sie, Madam, sehen jünger und lieblicher denn je aus; die Jahrhunderte haben Ihr Gesicht unberührt gelassen. Da wir nun schon von Schönheit sprechen, möchte ich Ihnen gern etwas zeigen, wenn Sie hereinkommen wollen.«
Er ließ Martha und Graubart in den geräumigen Salon eintreten und führte sie zu einer Tür in der gegenüberliegenden Wand. »Sie sind beide Ungläubige, aber in der Hoffnung, Sie zu Konvertiten machen zu können, zeige ich Ihnen jetzt eins meiner Wunder, ein echtes Exemplar der Zweiten Generation!«
Er schob einen kleinen Vorhang am Türfenster beiseite und ließ sie in den Nebenraum blicken.
Graubart stockte der Atem. Auf einer Couch schlief ein junges Mädchen nackt unter einer Decke. Ihr Körper war samtglatt und gebräunt, fein geformt und frei von Mißbildungen. Sie lag mit offenem Mund auf der Seite, und ihre dicken braunen Haarflechten fielen ihr ins Gesicht. Sie mochte etwa sechzehn Jahre alt sein.
Martha zog den Vorhang wieder zu und wendete sich an Jingadangelow. »Es gibt also immer noch fruchtbare Frauen ... Aber dieses Kind gehört keiner von denen, die Sie an Bord haben?«
»Nein, nein, natürlich nicht. Ihr Mann sieht bewegt aus. Darf ich hoffen, daß wir ihn nach diesem Beweis meiner Fähigkeiten in den Kreis der Gläubigen der Zweiten Generation aufnehmen können?«
»Sie schlauer Teufel, was machen Sie mit diesem Mädchen? Sie ist perfekt – im Gegensatz zu jenen ziemlich traurigen Geschöpfen, die wir in Oxford sahen. Wie sind Sie zu diesem Kind gekommen? Von wo stammt es?«
»Sie begreifen hoffentlich, daß Sie kein Recht haben, mich einem solchen Kreuzverhör zu unterziehen! Aber ich kann Ihnen sagen, daß es nach meiner Vermutung noch viele andere Geschöpfe gibt, die genauso hübsch wie Chammoy – so heißt das Mädchen – sind. Sie sehen, ich habe meinen Gefolgsleuten was zu bieten! Nun, warum treten Sie nicht in meine Gemeinschaft ein?«
Graubart packte ihn an der schmierigen Toga und schüttelte ihn. »Wer ist das Mädchen dort drinnen? Wenn es noch mehr Kinder gibt, müssen sie gerettet und anständig behandelt und nicht als Huren für Sie mißbraucht werden! Bei Gott, Jingadangelow ...«
Der Meister taumelte zurück, tastete nach seiner Tischglocke und läutete heftig. Als Graubart ihn hindern wollte, schlug der andere ihm die Glocke ins Gesicht. »Du bist eifersüchtig, du Hund, wie alle Männer!« keuchte er.
Zwei Priesterinnen stürzten herein, kreischten und machten den beiden Männern Platz, die an Deck gesessen hatten. Sie rissen Graubart zurück und hielten ihn bei den Armen.
»Bindet ihn und werft ihn über Bord!« befahl Jingadangelow schweratmend. »Bindet auch die Frau, aber laßt sie an Deck liegen. Ich werde in Hagbourne über sie entscheiden. Las, bewegt euch!«
»Keiner rührt sich von der Stelle«, sagte Pitt an der Tür. Er hatte einen Pfeil aufgelegt und zielte mit dem gespannten Bogen auf Jingadangelow. Charley stand neben ihm und bewachte den Korridor mit seinem Messer. »Eine falsche Bewegung, und euer Meister hat einen Pfeil in der Brust. Martha, nimm den beiden Vögeln die Revolver ab!«
Jingadangelows Leibwächter zeigten keine Neigung zum Kämpfen und ließen sich entwaffnen. Graubart nahm Martha die zwei Revolver aus der Hand und steckte sie ein. Er wischte sich die aufgeschlagene Wange mit dem Ärmel.
»Wir haben keinen Streit mit diesen Leuten«, erklärte er. »Wir bleiben bis Hagbourne an Bord und fahren dann mit unseren Booten weiter. Wenn sie uns in Ruhe lassen, sind wir bereit, den Zwischenfall zu vergessen.«
»So kannst du sie nicht davonkommen lassen«, Jeff Pitt. »Siehst du die Chance nicht? Dies ist die einmalige Gelegenheit, einen völlig intakten Dampfer in die Hände zu bekommen. Wir können diese verschimmelte Besatzung am nächsten Ufer absetzen!«
»Das können wir nicht machen, Jeff«, sagte Martha. »Wir sind zu alt, um noch Piraten zu
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