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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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diese
Antwort seinen Sohn von sämtlichen Vergehen entlasten.
    »Das ist sicher wahr, Adam«, sagte ich. »Aber es erklärt nicht,
warum du Peters Mutter eine SMS geschickt und ihr geschrieben hast, Peter
sei in Dublin.«
    »Ich habe nicht …«, setzte er an und brach ab.
    »Was hast du nicht?«
    Wieder sah er seinen Vater an.
    »Sag ihnen die Wahrheit, egal, was es ist«, knurrte dieser.
    »Ich wollte nicht, dass sie erfährt, dass Peter high war.«
    »Was?«
    Er deutete auf McCready. »Er hatte mir gesagt, Sie würden rausfinden,
ob Peter irgendwas genommen hatte. Ich wollte nicht, dass seine Mutter erfährt,
dass er Drogen genommen hat.«
    »Warum?«
    »Ich dachte, sie würde wütend sein«, erklärte er hastig. »Ich
dachte, wenn ich ihr schreibe, dass er in Dublin ist, würde sie …«
    »Würde sie was?«, fragte ich ungläubig. »Würde sie aufhören, nach
ihm zu suchen?«
    »Ich … ich hab wohl nicht richtig nachgedacht.« Jetzt hatte Heaney
Tränen in den Augen.
    »Du dämliches Arschloch«, stieß sein Vater hervor, dann hob er die
Hand und verpasste seinem Sohn eine wuchtige Ohrfeige, die ihn zu Boden
schleuderte.
    McCready war im Nu auf den Beinen.
    Ich hob beschwichtigend die Hand. »Bitte, Mr Heaney. Wir müssen dem
auf den Grund gehen.«
    Mr Heaney stand auf, hob beide Hände, entfernte sich von seinem Sohn
und stellte sich ans andere Ende des Raumes, während McCready Adam zurück auf
den Stuhl half.
    Als der Junge wieder saß, fuhr ich fort. »Du hast gedacht, Peters
Mutter würde sich mehr darüber aufregen, dass ihr Sohn Drogen genommen hat, als
darüber, dass er von der Klippe gestürzt ist?«
    Vielleicht war es Adam peinlich, dass sein Vater ihn vor unseren
Augen geohrfeigt hatte, denn er antwortete hastig: »Aber er ist nicht gestürzt – er ist gesprungen.«
    Ich horchte auf. »Vielleicht solltest du uns erzählen, was in jener
Nacht wirklich passiert ist.«
    Dies ist die Geschichte, die er uns daraufhin erzählte.
    Die drei Jungen waren gegen halb sieben in Rossnowlagh
angekommen. Sie hatten ihr Zelt aufgestellt und sich dann an einem Imbisswagen
in der Nähe Fish and Chips geholt. Einer von ihnen hatte Bierdosen mitgebracht – vermutlich vierzehn, gab Adam zu –, und sie hatten zu Abend gegessen und dazu
Bier getrunken. Er selbst habe nichts getrunken, beteuerte er, doch dies hatte
zweifellos mit der Anwesenheit seines Vaters zu tun.
    Die Jungen hatten also zusammengesessen, sich unterhalten und Bier
getrunken.
    Peter war aufgewühlt; er erzählte, er habe sich mit seiner Mutter
gestritten. Er fand, sie kontrolliere ihn, kommandiere ihn herum. Er wolle
ausziehen – er hatte sie gefragt, ob er zu seinem Vater ziehen könne. Seine
Mutter hatte abgelehnt.
    Gegen zehn Uhr abends war Adam zur Toilette gegangen. Als er
zurückkehrte, hatte einer der anderen bereits mehrere kleine Papierbriefchen
ausgepackt. Er wusste nicht, wer die mitgebracht hatte oder bei wem sie gekauft
worden waren. Cahir und Peter hatten ein wenig gekokst – er selbst jedoch,
betonte er vorsichtshalber, nicht. Im Lauf der nächsten Stunden hatten die
beiden abwechselnd Bier getrunken und Kokain genommen. Je mehr Peter zu sich
nahm, desto aufgekratzter wurde er. Einmal bekam er einen Lachanfall, der über
eine Viertelstunde anhielt. Er begann, ums Zelt herumzulaufen, und erzählte den
anderen, er könne seine Beine nicht mehr spüren. Gegen halb zwei kokste er
allein noch etwas. Gleich darauf verkündete er, er könne fliegen. Cahir war
selbst ziemlich high und lachte über den Witz. Doch Heaney erkannte, dass Peter
keineswegs scherzte. Er beteuerte sehr eindringlich, er könne wirklich fliegen.
Als er merkte, dass die beiden anderen ihm nicht glaubten, wurde er aggressiv.
Er werde es ihnen beweisen, sagte er.
    »Ich zeige jedem von diesen Wichsern, dass ich alles kann, was ich
will«, schrie er sie an. Dann rannte er davon.
    Die anderen beiden stürzten hinter ihm her. Heaney versuchte, ihn
einzuholen und aufzuhalten, doch Peters Vorsprung war zu groß. Er rannte auf
den Rand der Klippe zu und ruderte wild mit den Armen. Als Peter den
Klippenrand beinahe erreicht hatte und Heaney sicher war, dass er jetzt stehen
bleiben würde, drehte Peter ihnen den Kopf zu und lächelte. Er kletterte auf
die Abzäunung und breitete die Arme aus.
    »Geronimo!«, schrie er und stürzte sich hinab in die Dunkelheit.
    »Er hat nicht geschrien, den ganzen Fall über nicht«, erzählte
Adam Heaney mit tränenüberströmtem Gesicht.

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