Aufstand der Gerechten
geschah, weil jemand Angst hatte, wir würden entdecken, dass
Peter Drogen genommen hat.«
»Darüber weiß ich nichts. Außerdem wäre das dämlich. Sobald seine
Leiche auftaucht, hätten Sie das so oder so rausgefunden.«
»Das stimmt allerdings«, räumte ich ein. »Du weißt also nicht, wer
das Handy genommen hat?«
»Keine Ahnung. Ich würde sagen, so was Dämliches würde zu Heaney
passen.«
Adam Heaney wurde von beiden Elternteilen begleitet. Seine
Mutter saß im Empfangsbereich und hielt eine braune Handtasche auf dem Schoß
umklammert. Sein Vater ging in der Nähe auf und ab und las immer wieder die
Plakate an den Wänden, um sich zu beschäftigen. Adam selbst saß zwei Stühle von
seiner Mutter entfernt, die Arme auf den Beinen, die Hände baumelten zwischen
den Knien herab. McCready rief seinen Namen, und er blickte hoch. Als er mich
sah, wurde er bleich.
McCready teilte ihm mit, dass ihn nur ein Elternteil in den
Vernehmungsraum begleiten dürfe. Adam wurde noch blasser. Mit Tränen in den Augen
drehte er sich um und bat seine Mutter, ihn zu begleiten, sehr zum Ärger seines
Vaters, der darauf beharrte, dabei sein zu müssen.
»Vielleicht wäre es besser, wenn Mr Heaney mitkäme«, sagte ich. »Es
gibt da ein paar Details, die Sie besser nicht hören.« Dabei sah ich die Mutter
des Jungen an. Ich hatte nicht vergessen, dass Heaney sich in der Nacht der
Suchaktion vor uns versteckt hatte, damit sein Vater nichts von seinem Ausflug
erfuhr.
Mrs Heaney gab nach, und Adam trottete langsam ins Vernehmungszimmer,
die Hand seines Vaters auf der Schulter. An den weiß hervortretenden Knöcheln
erkannte ich, dass dies keine Geste väterlicher Solidarität war.
Wir stellten Heaney die gleichen Fragen zum Alkoholkonsum wie
Murphy.
»Sie haben beide was getrunken«, sagte er und fügte seines Vaters
wegen rasch hinzu: »Ich aber nicht.«
»Das will ich auch hoffen«, bemerkte sein Vater scharf.
»Was ist mit Drogen?«, fragte ich.
»Das will ich nicht hoffen«, warf sein Vater ein. Selbst von meiner
Tischseite aus sah ich, wie seine Kiefermuskeln arbeiteten.
»Ich hab keine genommen«, antwortete Heaney und wandte sich dabei an
seinen Vater.
»Adam«, sagte ich. »Du musst mit mir sprechen.
Hat einer von den anderen Drogen genommen?«
»Peter könnte welche genommen haben«, gab er zu. »Ich bin nicht
sicher.«
»Wer hat die Drogen mitgebracht?«, fragte McCready.
»Ich … ich weiß nicht.«
Er log, aber fürs Erste ließ ich es ihm durchgehen.
»Sprechen wir über Peters Handy«, sagte ich.
Adam schluckte und warf seinem Vater einen Seitenblick zu.
»Welches Handy?«, fragte Mr Heaney.
»Ein Kollege von mir wird es Ihnen erklären.« Ich klappte mein Handy
auf und rief Josh Edwards an.
Kurz darauf betrat Josh den Vernehmungsraum und nahm McCreadys Platz
ein.
Zunächst erklärte er etwas zu den Signalen, die von Handys
ausgesandt werden. Selbst wenn ein Handy gerade nicht benutzt werde, sei es
möglich, es zu orten, sagte er. Wenn das Handy benutzt wurde – um
beispielsweise eine SMS zu versenden –, könne dessen Standort bis auf
wenige Meter genau festgestellt werden. Dann streute er noch einige Anmerkungen
über die Ermittlung von Koordinaten durch Triangulation ein.
Seine Masche hatte die gewünschte Wirkung; sowohl Heaney als auch
sein Vater schienen von Edwards zunehmend technischem Jargon verwirrt. Adam
bemühte sich noch eine Weile um eine möglichst unschuldige Miene, doch bald
erkannte ich an den furchtsamen Blicken, die er seinem Vater zuwarf, dass er
das Handy an sich genommen hatte.
Schließlich unterbrach ich Josh.
»Im Grunde läuft dieses ganze Technoblabla auf eins hinaus, Adam:
Wir wissen, dass du Peters Handy hast. Du kannst lügen, aber wenn die Sache vor
Gericht kommt, erzählt Garda Edwards dem Richter genau dasselbe wie uns gerade.
Am besten, du rückst jetzt heraus mit der Sprache.« Ich nickte Josh zu, um ihm
zu bedeuten, dass ich ihn nicht mehr brauchte. Still verließ er den Raum, und
McCready kam wieder herein.
Mr Heaney starrte seinen Sohn an. »Weißt du etwas darüber?«
Der Junge schluckte schwer. Als er schließlich antworten wollte,
blieben ihm die Worte in der trockenen Kehle stecken, und er musste zunächst
einen Schluck Wasser trinken.
Er hustete ein Mal in die vorgehaltene Faust und räusperte sich.
»Ich hab es nicht gestohlen. Er hatte es dagelassen. Ich hab es für ihn
aufbewahrt.«
Sein Vater sah uns an und zuckte die Achseln, als würde
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