Aufstand der Gerechten
»Es war so still. Es war
unheimlich. Dann fing Cahir an zu lachen, als wäre das alles ein Witz. Es hat
eine Weile gedauert, bis er wieder runterkam und kapiert hat, was passiert
war.«
»Warum hast du uns das nicht gleich erzählt?«
»Ich wollte nicht in Schwierigkeiten kommen«, sagte er flehentlich,
als könnten die Schwierigkeiten jetzt noch vermieden werden.
»Wer hat die Drogen mitgebracht?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, ich schwöre es.«
»Sag es ihm, falls du es weißt«, befahl sein Vater ihm barsch.
»Ich hab gesagt, ich weiß es nicht«, wiederholte Adam ein wenig
aufsässig.
»Ich habe heute Morgen mit Peters Mutter gesprochen«, sagte ich.
»Ich habe ihr von der Sache mit dem Handy erzählt. Diese SMS
hat sie sehr aufgeregt, Adam. Du hast ihr falsche Hoffnungen gemacht. Du hast
sie nach Dublin fahren lassen, um nach ihrem Sohn zu suchen, obwohl du
wusstest, dass er tot ist.«
»Ich hab nicht nachgedacht!«, rief er, und die Tränen flossen
erneut.
»Sie hat sich große Vorwürfe gemacht wegen dem, was mit Peter
passiert ist. Sie hat versucht, sich das Leben zu nehmen, weil sie geglaubt
hat, sie wäre für Peters Tod verantwortlich. Das hättest du ihr ersparen
können.«
»Es tut mir leid«, sagte Adam und rieb sich übers Gesicht.
»Wenn sie gestorben wäre, wärst du zum Teil dafür verantwortlich
gewesen«, fuhr ich fort.
»Herrgott«, stöhnte Adams Vater. Unvermittelt wollte er sich auf
seinen Sohn stürzen, doch McCready war schneller, drängte ihn zurück an die
Wand und warnte ihn, beim nächsten Mal müsse er den Vernehmungsraum verlassen.
»So wie die Dinge liegen«, erklärte ich, »steht dir wegen der Sache
mit dem Handy eine Anklage wegen Irreführung der Justiz bevor.«
»Hörst du das?«, fuhr sein Vater ihn an. »Bist du jetzt zufrieden?«
»Allerdings gäbe es da einen Ausweg«, sagte ich, ebenso an den Vater
wie an den Sohn gerichtet. »Mrs Williams wäre bereit, die Angelegenheit mit dem
Handy und der gefälschten SMS auf sich beruhen zu lassen.«
Adam sah mit gemischten Gefühlen zu mir hoch, ihm war klar, dass ein
solches Angebot seinen Preis haben würde.
»Sag uns, wer Peter die Drogen gegeben hat oder wo er sie herhatte,
und wir lassen die Sache mit dem Handy fallen.«
»Ich weiß nicht, wer die mitgebracht hat.«
»Das glaube ich dir nicht, Adam. Du kennst jetzt unser Angebot. Du
kannst eine Nacht darüber nachdenken. Ich möchte, dass du dich bis morgen früh
um neun Uhr mit Garda McCready hier in Verbindung setzt und ihm deine
Entscheidung mitteilst.«
»Aber ich weiß nicht, wo er sie herhatte«, beteuerte er.
»Es ist deine Entscheidung, Adam«, sagte ich, erhob mich und sah auf
die Uhr. »Du hast etwas über zwanzig Stunden Zeit, um es herauszufinden. Oder
du kommst ins Gefängnis.«
Sein Vater richtete sich auf und lockerte mit einem kurzen Ruck die
Schultern. »Keine Sorge«, erklärte er. »Er wird es Ihnen erzählen. Dafür sorge
ich.«
Das bezweifelte ich nicht eine Sekunde lang. Und ich beneidete Adam
Heaney wahrhaftig nicht um die Nacht, die ihm bevorstand.
27
Am Nachmittag waren wir wieder in Letterkenny. Ich setzte
Edwards ab und dankte ihm für seine Hilfe. Er bot mir einen Kaffee an, doch ich
lehnte ab mit der Begründung, ich hätte noch etwas zu erledigen.
Unterwegs nach Lifford rief ich Jim Hendry an und bat ihn, mir die
Adresse von Martin Kieltys Mutter zu besorgen. Ich hoffte, dass sie eine Idee
hätte, wohin Elena McEvoy gezogen sein könnte, was mich wiederum vielleicht zu
dem weißen Transporter führen würde. Ich sagte Hendry auch, dass man den Wagen
vor McEvoys Haus gesehen hatte.
»Ich schaue mal, was ich tun kann«, sagte er. »Sie haben den jungen
Lorcan gefunden, wie ich höre?«
»Allerdings. Dank Ihrer Info über The Rising. Vielleicht habe ich
auch seinen Mörder. Tony Armstrong.«
»Armstrong? Der ist ein Trottel. Was vermutlich nicht heißt, dass er
ihn nicht ermordet haben könnte. Aber es wäre schon ein bisschen extrem, nur um
bei den Leuten in der Gegend politisch zu punkten.«
»Anscheinend geht es aber um mehr als das«, sagte ich. »Unser
Rauschgiftdezernat hier sagt, dass The Rising versucht, den Händlern im
Grenzgebiet ihren eigenen Stoff aufzuzwingen. Irvine muss investiert haben, und
jetzt möchte er den Stoff wohl losschlagen.«
»Sind Sie da sicher?«, fragte Hendry. »Unser Nachrichtendienst ist
ziemlich gut, Ben. Bei uns heißt es, die sind rein politisch.«
»Ein paar
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