Aufstand der Maenner
beschließen, bis eines Frühmorgens ein Geknalle anhob, ein Geschrei und ein Läuten der Glocken; aber nicht, wie sich hinterher herausstellte, zu Ehren des hohen Heiligen, dessen Festtag war, sondern weil die Unholde eingedrungen waren.
Abram war ein moralisches Wesen und konnte recht gut zwischen wohlanständigem Besitz und Raub unterscheiden. Er gehörte Donna Anna. Senor Laurens de Graff hatte ihn gestohlen, auch wenn er ihn mit so vielen Piastern aus der allgemeinen Beute gelöst hatte. Daran war nicht zu rütteln. Nur stand es zur Zeit ums Recht nicht zum besten, wenn sein einziger Vertreter ein armer, zitternder Neger war, während die Gesetzesverachtung als weißer Caballero preislich in teurem schwarzem Samt dasaß und dicke Pistolen putzte; denn zu derselben Beute wie Abram gehörte nunmehr, wie sich nicht leugnen ließ, auch Donna Anna selbst.
Erst hatte der Admiral, dieser Räuber, den sie Herrn van Horn nannten, sich der jungen Dame bemächtigt. Die aber war in Ansehung ihrer christlichen Ehe mit Don Luis trotz Kerker und Ketten standhaft gewesen, bis Schautbynacht de Graff ihretwegen mit van Horn in Streit geraten war, in einen Streit, der nun zwischen den beiden Anführern auf hoher See mit Pistolen und Schwertern ausgefochten werden sollte. Um der Ehre und um Donna Annas willen.
Für diese Feierlichkeit ließ sich der Senor eben rasieren. Gott sei Dank, mit der kitzligen Kinnpartie war er fertig.
Beinahe aber wäre es doch noch schief abgelaufen; denn nun wurde gefragt, ob der Caballero besagte Dame Anna empfangen könne. Das Schiffsschwanken war schon mißlich genug, doch das plötzliche Aufrucken des Halbrasierten war mit Hinblick auf Abrams Wohlbefinden einfach unverantwortlich.
»Abram«, sagte der Schautbynacht und warf einen Louisdor an die Decke, »der gehört dir, wenn ich in einer halben Minute fertig bin.« Der gnädige Herr war in zwanzig Sekunden glatt wie ein Kinderpopo, und das Seidentuch nahm den letzten Schaum weg, als Abram vor seiner ehemaligen Herrin das Feld räumte.
»Sie wollen sich schlagen, Senor?« begann die Dame sofort.
»Das ist meine Absicht, Madame.« Laurens nickte von seiner etwas reichlich geratenen Länge herunter. »Aber wollen Sie sich nicht setzen?«
»Um meinetwillen wollen Sie sich schlagen?« fragte sie weiter.
»Für dreißigtausend Piaster«, sagte Laurens, und das war eine Antwort, die keiner Dame viel Vergnügen gemacht hätte.
Doch Donna Anna strich sich nur nachdenklich mit der Rechten ihr rostbraunes Haar aus dem blassen Gesicht, und da man sie mitsamt einer Kleiderkiste verfrachtet hatte, konnte es sich ihre Linke leisten, mit dem schwarzen Bauschrock den Rest des Stuhles zu verdecken.
»Das ist das Lösegeld, das Herr van Horn für mich verlangt hat«, sagte sie, doch sie blickte an Laurens vorbei, »und ich bin sicher, Don Luis wird das Geld geschickt haben. Wenn Sie also nur noch einen Tag länger gewartet hätten -«
»Don Luis hat es geschickt.«
»Und Sie haben das Geld genommen und mich dennoch nicht in Verakruz gelassen?« - Eine ganze Breitseite von Zorn schoß die Dame gegen ihn ab. »Das ist kein ehrliches Spiel, Senor!«
Doch Laurens hatte nie eine Breitseite gescheut.
»War je ehrliches Spiel zwischen uns, Madame? Ich meine das Geld nicht. Das müssen Sie mit Ihrem Herrn Berater ausmachen, den Sie mit dem Geschäft betraut haben. Der hat es wahrscheinlich als genügend Glück angesehen, daß Don Luis rechtzeitig entkommen konnte, und hat es vorgezogen, mit dem Geld Ihres Mannes bedürftigere Personen loszukaufen, als Sie es sind. Ich aber denke an ein Mädchen, Madame, das Ihnen aufs Haar ähnlich sah und das einem Mann etwas versprach, der mir wie ein Ei dem andern glich - ich denke an uns, Donna Anna.«
Sie zögerte nicht eine Sekunde mit der Antwort:
»Ich habe mein Wort dem spanischen Offizier Laurens de Graff gegeben, nicht einem dieser Freibeuter, gegen die er damals zu kämpfen noch vorgab.«
»Gegen die ich gekämpft habe, Madame. Damals. Aber wenn Sie die Freibeutergenossen genau kennen wollen, hier ist ein Brief von Don Luis, Ihrem Gatten. Sie müssen fürliebnehmen, das Papier ist ein wenig abgegriffen, das Schreiben ging nämlich bereits vor zwei Jahren an die Freibeutergenossenschaft, gegen die ich ausgeschickt worden war -« Er unterbrach sich ironisch. »Behagt Ihnen etwas nicht, Madame ?«
In den Augen der Frau lag das blanke Entsetzen. »Laurens !!«
»So heiße ich.« Der Mann nahm ihr ungerührt die
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