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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Hände herunter, mit denen sie sich die Ohren zustopfen wollte: »Natürlich, die Wahrheit wissen wollt ihr Weiber nie. Aber hier im Brief Ihres Mannes stehen dennoch meine Positionen sauber vermerkt und mein Auftrag ebenfalls, damit mich die Flibustier nur ja schön abfangen konnten. In einem waren die Kerle allerdings unzuverlässig: Sie haben den »spanischen Offizien, wie Sie mich nannten, entgegen aller Erwartung nicht umgebracht.«
    Die Frau schrie auf, indem sie sich losriß.
    »Man hat mir gesagt, du seiest tot!« rief sie, und es klang fast wie eine Anklage gegen Laurens de Graff, der so unverschämt lebendig dastand und so unverzeihlich recht hatte.
    Ein Schuß krachte vom Admiralsschiff, von der Galione des Schautbynacht sofort beantwortet.
    »Es wird Zeit, Madame«, sagte der Mann.
    Doch Donna Anna war noch lange nicht fertig.
    »Man hat dich verraten«, sagte sie, »aber es war ein einzelner, der dich verriet. Du jedoch hast eidbrüchig deine Flagge verlassen und den König, dem du geschworen hattest.«
    Er lachte.
    »Sehr bequem ausgedacht. Treue um Treue, was? Schön. Aber wie sah die Treue des Königs aus, dem ich geschworen hatte, oder die seiner Stellvertreter? Am Tage vor deiner Hochzeit mit Don Luis war ich so leibhaftig, wie du mich hier siehst, und gar nicht feindselig in Verakruz.«
    »Und du kamst nicht? Ich hätte Don Luis in der Kirche stehenlassen, wenn du dich gezeigt hättest!«
    Es war Trauer und Zorn in de Graff, als er ihr leidenschaftliches Geständnis hörte.
    »Du vergißt, daß dein Vater Gouverneur war. Seine Tochter und ein Abenteurer, wie hätte das gepaßt! Er hat mich, da er es darauf nicht ankommen lassen wollte, lieber von Bord weg verhaften lassen.«
    Ein Zittern ging durchs Schiff, und man hörte das Knattern der Segel. De Graffs Galione drehte bei.
    »Doch da man mich nicht gleich totgeschlagen hat«, fuhr er fort, als spräche er von Kleinigkeiten, »kam ich frei und mit einem Küstenfahrer davon. Mit gestohlenem Schiff. Freilich, ich hätte es mir kaufen sollen. Dein Herr Vater hatte denn auch die Aufmerksamkeit, mir zwei Kriegsschiffe nachzuschicken. Nun höre gut zu, ich kann Herrn van Horn nicht warten lassen. Was vermochte ich gegen die hundertzwanzig Kanonen der beiden großen Schiffe, von denen jedes schneller war als meine Slup? Doch fangen lassen wollte sich keiner von meinen Leuten, wo nichts als ein Strang zu gewinnen war. So nahmen wir Deckung hinter der Schanze, jeder Mann mit so viel Flinten, wie er bekommen konnte, und alle geladen. Dann halsten wir und fuhren mitten zwischen unseren Verfolgern hindurch. Natürlich machten die vollen Breitseiten genügend Stückholz auf meiner Slup, und die Hälfte von meinen Leuten war hin. Aber unser Flintenfeuer hatte jede spanische Nasenspitze, die sich herauswagte, zugedeckt, der Großmast des Führerschiffes wurde von mir durch einen Kanonenschuß umgelegt, und so kamen wir doch frei! Da erst, Donna Anna«, und jetzt hob er die Stimme, »fuhr ich nach Tortuga, das dem König von Frankreich gehört, trat in die Kameradschaft der Flibustier ein und wurde der Schautbynacht dieser Expedition des Herrn van Horn nach Verakruz.«
    »Ich habe von deiner Heldentat gehört«, wehrte sie hochmütig ab. Was erzähle ihr der eitle Mann dies alles in dieser Minute?
    »Möglich, daß du es gehört hast. Aber was du nicht weißt, ist, daß Martin ter Muilen die ganze Zeit mit brennender Lunte vor der Pulverkammer gestanden hat. Hätten die Spanischen auf unserem Deck Fuß gefaßt, sie wären mit uns zusammen zum Teufel gegangen. Und was ich dir weiter noch sagen muß, ist, daß Martin jetzt wiederum wartet.«
    Er zog seine Handschuhe an und wollte den Degen einhenken. Oh, wie sie ihn haßte! So sehr, wie Menschen nur die hassen, denen Unrecht geschah.
    »Gut, so weiß ich denn, daß ich nicht leben werde, wenn du fällst. Das ist doch wohl dein Auftrag an deinen treuen Martin?«
    Der Degen entglitt Herrn de Graff und fiel von selbst ins Gehenk.
    »Wie?« Laurens war ehrlich überrascht. »Wozu sollte es gut sein, dich töten zu lassen, Anna?«
    Die Frau wandte ihm den Rücken. Nicht einmal darauf sei er gekommen! Die Kajüte befand sich im Stern, grad über dem Steuerruder. Die reichgeschnitzten Fenster gingen auf eine kleine Galerie, die vom Oberdeck überdacht und damit jedermanns Blicken entzogen wurde. Laurens trat an eins der kleinen Fenster. Er tat, als seien Donna Annas letzte Worte nicht gesprochen worden, und das war das

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