Aufstand der Maenner
strich«, antwortete Elinor.
»Ist mir nicht eingefallen!« empörte sich Luß.
»Ich wußte nicht, daß Ihr so lügen könnt«, sagte sie. »Lügen ist ein großes Laster, besonders für einen Mann!«
»Ihr müßt geträumt haben, Miss Butler«, wollte Luß ein-lcnken.
»Ich habe nicht geträumt, David Luß. Ich konnte gar nicht träumen! Denn immer, wenn Ihr kamt, habe ich mich nur so gestellt, als ob ich schliefe.«
Hierauf konnte David Luß nichts mehr erwidern, weil gerade Oberst Phelips mit drei Mann eintrat. Einer davon war richtig der Pfarrer, ein Umstand, der sich als nützlich erwies.
So kam es nämlich, daß die »Cartridge«, als sie durch das enge Tief in den Hafen von Dünkirchen einlief, außer der königlichen Besatzung und den befreiten Irenkindern Leutnant Luß und dessen junge Frau an Bord hatte.
DIE DAMENSCHLACHT
An jenem herrlichen Sommertage, da Mademoiselle Paris wegschenken sollte, damals, als Ludwig XIV. von Frankreich noch ein kleiner Junge war, hatte Marschall Turenne den Prinzen Conde und seine Rebellenarmee fest zwischen Paris und die Seine gequetscht. Nun brauchten die guten Pariser sich nur noch in die Fenster zu legen, und die Königsschlacht konnte beginnen.
Aber König oder Prinz, Absolutismus oder das, was der hohe Adel seine Freiheit nannte - diese Schlacht bedeutete weit mehr, sie war in Wahrheit eine Schlacht vor den Augen und zu Ehren der Damen von Paris!
Die Stadt selbst verschloß sich zwar vorläufig noch beiden: seinem kleinen König und Herrn von Conde, der siegen mußte, wollte er nicht untergehen. Flucht war unmöglich.
Es war, als habe jedermann Feuer in Röcken und Hosen, und darum war auch nicht einzusehen, weshalb es Mademoiselle anders ergehen solle.
Hosen hatte sie allerdings zur Stunde nicht an, das Fräulein von Montpensier, von Eu, Aumale, Dombes und von Orleans, die Tochter des Herzogs von Orleans und Base des regierenden Königs - kurz Mademoiselle genannt -, wenn sie auch sonst dieses männliche Kleidungsstück keineswegs immer verschmähte und mit ihren Ehrendamen darin schon über Stadtmauern geklettert war. Doch heute hatte der Herr Papa ihr das Gassenlaufen mit Nachdruck verboten, und darum war sie lieber im Bett geblieben.
Aber das Schicksal hatte ein Einsehen und schickte ihr jetzt die Herzogin von Chatillon - ihr selbst zum Trost, der Herzogin zur Strafe.
Denn die Chatillon tat sich sonst gar leicht und hatte in ihrem Lebenswandel keine Bedenken. Sonst! Aber heute hatte sie ihre beiden Liebhaber draußen, und beide kämpften.
Der eigentliche und amtliche Liebhaber war zwar nur der Herzog von Nemours. Aber die Chatillon betrog den Herzog, gar kein Zweifel, sie betrog ihn mit Conde - wenn man noch
betrügen nennen durfte, was alle Welt und die Beteiligten wußten.
Den Nemours hätte Mademoiselle ihr nun zur Not noch zugestanden, aber das mit Conde war sie nicht gewillt zu dulden! Und als jetzt obendrein ein Kavalier die Nachricht von Nemours’ Verwundung brachte, war das Maß voll.
Mademoiselle sprang aus dem Bett!
Und sie werde auf keinen Fall zugeben, daß diese Gans von einer Chatillon an der Spitze eines fiebrigen Volks zu ihrem verwundeten Geliebten gackere, dachte die Dame, und ebensowenig, daß sie vielleicht auch noch dem Prinzen in den Steigbügel klettere, um sich auf diese Weise als die Geliebteste der Geliebten einen heldenhaften Namen zu erschleichen. Davor möge Gott sein! lautete Mademoiselles Stoßgebet, denn der könne doch unmöglich erlauben, daß dieser Tag einer andern gehöre als einzig ihr, der großen Mademoiselle!
»Mein Herr«, wandte sie sich darum, zwar noch im Hemd, dafür aber mit Entschlußkraft gepanzert, dem Kavalier zu, »wollt Ihr mich führen? Ich möchte nach meinen Verwandten und Freunden sehen.«
Keine Kutschen und Sänften, keine Zeit verloren, einfach zu Fuß und hinein unter das begeisterte Volk! Es war ein Triumphzug, bis Mademoiselle etwas sah.
Von einem Fenster an der Stadtmauer sah sie das Kampffeld. Es war heißer Mittag, und die Schlacht stand.
Zweimal hatte Turenne in Person die Barrikade vor der Antonigasse gestürmt, zweimal hatte der Prinz in Person auf Pistolenschußnähe Turenne wieder hinausgeworfen. Feldherr gegen Feldherr - Mann gegen Mann.
Eine kurze Ruhe herrschte jetzt.
Conde war am Ersticken. Er riß den Panzer herunter, und schon war ihm wohler. Die Kleider schleuderte er weg und warf sich ins Gras.
Mademoiselle sah nur eins: diesen ruhmbeschütteten Feldherrn, diesen
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