Aufstand der Maenner
einer Frau wegen zu den tödlichen Worten hatte kommen können. Unbeweglich standen die zwei. Dann wurden die Hüte zum Gruß geschwungen und flogen über die Schultern der beiden Kämpfer nach hinten. Man brauchte sie 'nicht mehr. Bei diesem Zeichen stob denn auch alles vom Mitteldeck und ließ die beiden allein, jeden mit zwei Pistolen, einem Schwert und seinem Gegner.
Man hörte ziemlich schnell zwei Pistolenschüsse kurz hintereinander. Dem folgte eine lähmende Pause, und man mußte noch zwei Schüsse hören, ehe man sich mit einiger Sicherheit nähern konnte!
Es war überhaupt sehr die Frage, ob es zu einem guten Stück Degenarbeit noch kommen würde, denn van Horn wie de Graff waren ausgekochte Pistolenschützen, höchstens daß die Kenner dem van Horn eine Chance mehr gaben.
Da krachte der dritte Schuß, und ihm folgte aus van Horns fluchgewohnter Kehle ein Donnerwetter wie ein Tornado. Und nun war kein Halten mehr, man wollte sehen.
Was man sah, war, daß van Horn seine beiden Pistolen, die ein kleines Vermögen gekostet hatten, in wilder Wut über Bord warf. Er hatte beide Schüsse abgegeben, und - de Graff stand unverletzt auf seinen zwei Beinen.
Der Admiral dagegen schien auch ohne die Wunde an seiner rechten Schulter verloren: Sein Gegner hatte den zweiten Schuß immer noch im Rohr.
Doch dann geschah das, wovon in den nächsten Jahren zwischen den Bermudas und Campeche so viel die Rede sein sollte: de Graff nahm das Seidengehenk mit den beiden Pistolen und warf sie ebenfalls, wie van Horn es mit seinen Schußwaffen getan hatte, über die Reling.
Ein Brausen vom Beifall der Männer fegte über das Schiff weg. Diese Großmut de Graffs sah ganz nach Versöhnung und Freundschaft aus. Man wußte, was ein kapitalkräftiger Führer wie Horn wert war, und auch de Graff hätte man ungern verloren. Überdies verboten die Gesetze der Flibustier den Zweikampf an Bord und vor allem Streit wegen einer Frau! Konnten sich zwei oder mehr über ihr Anrecht auf eine Gefangene nicht einigen, so hatten sie sich nach dem Brauch der Küste freilich in sie zu teilen, was man dann eine »Matelotage« nannte.
Der ganze Handel hier war demnach eine Kette folgenschwerer Unregelmäßigkeiten, und es sei ein Glück, dachten die meisten, daß sie durch de Graffs anständige Gesinnung nunmehr ein Ende gefunden haben. Nochmals: ein Hoch für den Schautbynacht, ein Hoch für den Admiral!
Doch van Horn hatte sich vor Antritt der Expedition von jedem einzelnen in die Hand schwören lassen, keinen Pardon zu nehmen oder zu geben, und er sollte sich nun selbst von diesem hochmütigen de Graff das Leben schenken lassen?
Ein Hoch für de Graff?
Schon merkte Horn, wie sich die Mannschaft seiner eigenen »Fortuna« dem Gegner zuneigte, und er schäumte.
Es war daher nicht klug von de Graff, sich im Vermeinen, der Kampf sei zu Ende, umzuwenden und seinen Hut aufzuheben; denn Herr van Horn hatte sein Schwert herausgerissen, und wenn nicht de Graff vom allgemeinen Aufschrei gewarnt worden wäre, hätte er im nächsten Augenblick die Klinge von Toledo im Leib haben können.
Laurens de Graff sprang gerade noch rechtzeitig beiseite, und so setzte es nur eine Fleischwunde an der Hüfte für ihn an. Der nächste Stoß des wütigen van Horn wurde bereits klirrend pariert.
Die Partie stand wieder auf gleich: beide Männer verwundet und beide als Waffe den Degen. Einziger Unterschied war, daß de Graff wieder seinen Hut auf dem Kopfe hatte. Die Zeit, ihn abzuwerfen, hatte er nicht mehr gehabt, er wurde hart von van Horn bedrängt und wich zur Schanze zurück. Noch einmal unterlief er den Degen des Admirals und kam frei. Doch Herr van Horn aus Ostende glich weder einem Admiral mehr noch sonst etwas Menschlichem, er war wie ein geiferndes Tier: Habe er schon den Ruf des besten Pistolenschützen verloren, so wolle er doch für den des besten Fechters seiner Geschwader stehen und fallen.
Es stand zum zweitenmal nicht gut um de Graff, so rasend und blitzschnell waren die Ausfälle van Horns, und bald fühlte sich der Schautbynacht an den Hauptmast gedrängt.
Doch es war, als habe er hinten ebenfalls Augen, er wußte einfach um die Lücke zwischen Mastbaum und Achterkastell. Ein Sprung hinter den Mast, und die Klinge des Angreifers fuhr, sich aufbäumend, ins Holz. Schon war sie wieder draußen; aber auch de Graff hatte Zeit gewonnen, den breitkrempigen Federhut zu ziehen und in die Decksmitte zu entkommen. Das sollte ihm nichts nützen, van Horn
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