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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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nackten Mann, der wie ein schönes Tier sich den Schweiß abwälze, während das Schicksal vielleicht schon gegen ihn aushole. Und diesem Mann wollen die Stadtherren Paris verschließen!
    Wie Mademoiselle dann gar erst an ihrer Schulter den Atem der Chatillon spürte, war alles entschieden. Sie riß sich herum.
    »Herzogin, kommt Ihr mit?!«
    »Wohin, Mademoiselle?«
    »Zu Monsieur, meinem Vater, aufs Stadthaus, zur Bastille, an die Kanonen. - Herzogin, ich schenke dem Prinzen Paris!«
    Und dann holte das Schicksal aus und schlug zu.
    In der Straße von Charenton fiel die Entscheidung, die bei aller Tapferkeit der Prinzlichen nur ein Rückzug sein konnte.
    Es war aus.
    Es schien aus zu sein. Denn in diesem Augenblick königlichen Sieges mischten sich die Batterien der Bastille in den Streit: für Conde und gegen den König.
    Mademoiselle hatte es geschafft.
    Sie hatte jedem, der sich entgegenstellen wollte, gedroht, ihn durch das Volk zerreißen zu lassen, und sie hatte alle überwunden: ihren Vater, den Stadtrat und selbst den widerborstigen alten Marschall L’Hopital, dem gegenüber sie sich anheischig gemacht hatte, ihm den Bart eigenhändig auszureißen.
    Die Hauptstadt öffnete sich also dem geschlagenen Feldherrn und Rebellen.
    Freilich, noch Stunden mußte Conde um den Rückzug kämpfen. Dann erst betrat er unter den acht letzten die Stadt. Keinen Verwundeten ließ er zurück, keinen Bagagewagen, und seine Fahnen schlugen wie mit schweren Flügeln den Abend.
    In Paris war überall Sang. Die Pariser bejauchzten ihren vergötterten Prinzen, und Mademoiselle erwartete ihn festlich im »Luxembourg«, dem Hause der Orleans.
    Eine Brandung von Geschrei wälzte sich aus den Straßen dahin: »Der Prinz, der Prinz!!«
    Ein Aufreißen der Türen: »Der Prinz.«
    Die Chatillon machte nun zwar einen Schritt zu ihm hin. Dann jedoch wurde sie. bleich, und das Lächeln gefror ihr auf den Lippen zur größten Beglückung Mademoiselles: Der Prinz hatte sie nicht einmal gesehen.
    Aber mit Mademoiselle trat er auf den Balkon.
    »Der Prinz! Mademoiselle! Die große Mademoiselle und der große Conde!!«
    Wie sich beide zurückbegaben, ins Geleucht der Kerzen und nackten Schultern, in das zärtliche Drängen der Violinen, zu Kavalieren und Frauen, Spitzen und Sporen, Pagen und Priestern - da war die Chatillon schon entrauscht.
    Nichts anderes war ihr übriggeblieben.
    Denn in Wirklichkeit hatte sie die Schlacht von Saint-Antoine verloren.

ZWEIKAMPF AUF DER »FORTUNA«
    »Abram«, sagte Schautbynacht Laurens de Graff und fuhr mit einem Seidentuch über die Gold- und Schildkrotintarsien seiner kostbaren Pistole, »wenn du dir einfallen lassen solltest, mich heute beim Bartkratzen zu schneiden, werde ich dich leider totschießen müssen. Und das wäre mir gar nicht lieb«, fuhr der berühmte Flottenführer fort, »du weißt, daß du mich die Unsumme von hundertzwanzig Piastern gekostet hast.«    
    »Sehr wohl, Euer Gnaden.«
    Der Neger lächelte etwas; war es schon schlimm, daß sein Herr so ein Sündengeld für ihn hatte anlegen müssen, schlimmer schien es Abram, daß er leicht seine arme Seele rühmlich, aber zu früh, viel zu früh durch die Kugel des Herrn Schautbynacht enden könne. Eine schlingernde Schiffskajüte war nicht der Ort, wo sich des Bartkünstlers Sicherheit überirdisch entfalten konnte, und daß der gnädige Herr beim ersten Tropfen Blut leider Wort halten werde, daran wagte Abram nicht zu zweifeln.
    Abram war nur ein Negersklave; aber er hatte einen offenen Kopf und verstand sein Spanisch so gut wie der Vizekönig. Doch von diesen fremden Männern, die auf Schiffen kamen, eine Stadt überfielen, alles totschlugen, Wegnahmen, worauf sie Lust hatten, und wieder davon waren, ehe die Reste der Bevölkerung recht zur Besinnung kamen, von diesem Seevolk verstand Abram überhaupt nichts. Flibustier nannten sie sich, Bukaniere, auch Männer der Küste - Abram wollte es scheinen, man. hätte sie am besten Seeräuber genannt. Und in einer so eindeutigen Gesellschaft mußte er nun Senor de Graff erblicken, den er vor noch nicht langer Zeit als einen spanischen Seeoffizier gekannt und den sogar Abrams junge Herrin vor ihrer Hochzeit mit Don Luis nicht ungern gesehen hatte.
    Um so sorgfältiger schliff der Neger sein Messer.
    Wer hätte das gedacht! Vor ein paar Wochen lebte Abram noch friedlich in Verakruz an der mexikanischen Küste und wußte nichts anderes, als bei seiner Herrin Donna Anna sein Leben zu

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