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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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kretischen Boden gesetzt hatte.
    Im Schutz der Steilufer Dias, der Insel vor Knossos, waren Jokbeds Schiffe zusammengetroffen, und jeden hatte damals Tuks Erklärung überrascht, daß er das unvermeidliche Los der Sklaverei auf sich nehmen und dem Herrn Garparuda nach Kreta folgen wolle. Nicht unter die Hand der Belit oder Siphas hatte er sich begeben, sondern nur unter die von Garp.
    Einen vielverschlungenen Weg hatte Garp seit damals an Bord der Schiffe bis auf diesen Tag und zu diesem Bergwerk zurückgelegt. Nicht einmal die Landung war damals, wie er erwartet, im Hafen von Knossos erfolgt. Die Große Dame hatte von Anfang an die Absicht gehabt, der Hauptstadt den Anblick der Pferde zu entziehen, und so waren die Schiffe gegen Abend vor der ersten mondlosen Nacht dem Osten zugerudert, um dann in der Finsternis scharf auf Südkurs zu gehen. An der Sandküste nördlich der Skotein-Höhle waren sie gelandet.
    Diese heilige Höhle hatte Garp umgangen und dann mit den Knechten die Pferde in die Ebene gebracht, in der Belit tageweite Ländereien besaß. Kampfstiere für die Arena züchtete sie dort, und der Haupthof Maaletauro, der Stierhof, lag in der Mitte des Flußlaufes, von dem aus man bei guter Sicht östlich bis zur Ortschaft Omales hinüberblicken konnte und südlich bis Plati mit der Psychro-Höhle. Davor aber gen Westen — zum Norden hin fast bis zur See - lagen nur Wiesen und Weiden - Weiden und Wiesen. In die Steppe versetzt hatte sich Garp gefühlt, und die Zeit des Lehrens und Befehlens hatte angehoben. Es war kein kleines, Männer und Jünglinge, die dessen nicht gewohnt waren, auf die Pferde zu bringen, bis sie mit ihnen verwuchsen.
    Dieser Aufgabe hatte sich Garp gewachsen gezeigt; aber als Gebieter und Verwalter bedurfte er mancherlei Kenntnisse, zumal der des Rechnens. Diese zu erwerben hatte ihn allerdings nicht allzu schwer gedünkt. Ein auf die Spitze gestelltes verschobenes Viereck bedeutete tausend was für Garp vorerst eine schier unfaßliche Zahl gewesen war -, ein nach links gestellter schräger Strich hundert. Punkte galten zehn, nach links offene Halbmonde eins, und nach oben geöffnete kleine Winkel waren Viertel. Jede beliebige Zahl konnte man mit diesen Zeichen zusammenstellen, wie ihm von Tuk, seinem Lehrer, bewiesen worden war. Die Bedeutung der Schriftzeichen freilich hatte weit größere Anforderungen an sein Gedächtnis gestellt. Aber gelernt hatte er beides, Lesen und Schreiben. Auch war es ihm selbstverständlich erschienen, sein Wissen zu verbergen, wie er es vordem mit den Künsten hatte tun müssen, die ihm von Wadd beigebracht worden waren. Immer glaubte er, der Zauber könne seine Kraft verlieren, wenn er ihn offenbare.
    Dennoch war Belit hinter sein Geheimnis gekommen. Vielleicht hatte Tuk ihr einen Wink gegeben. Obwohl Sklave, hing er Gedanken nach, die keiner kannte, und zuweilen galt von seinen Taten dasselbe. Doch wer hätte ihm darüber etwas sagen wollen? Tuk mochte also gesprochen haben oder nicht -Belit jedenfalls hatte ihn nicht verraten.
    Bei einem ihrer Besuche im Stierhof, wohin sie stets mit einem langen Zug von Ochsenkarren kam, hatte sie mit Garp über seine Fähigkeiten und von der Notwendigkeit gesprochen, daß er alle Zweige des Hauses Belit kennenlerne, damit er es einmal selbständig leiten könne, wenn es nicht mehr das Haus Belit, sondern das der Sipha heißen würde. Und so war es auch geschehen, was nicht gehindert hatte, daß Garp immer wieder zum Stierhof zurückgekehrt war, um sich vom Stand der Pferdezucht, des Zureitens der Einjährigen und der Ausbildung der Reitenden zu überzeugen. Alles andere hatte Garp im Hause Belit vorgefunden, diese Reitertrupps jedoch waren seine eigene Schöpfung, deren Bedeutung er besser kannte als selbst Belit. Mit keinem Wort hatte sie ihre Zufriedenheit Garp gegenüber zu erkennen gegeben, aber dadurch, daß sie ihn für abkömmlich gehalten hatte, war ihre Anerkennung vollkommen gewesen. Das Werk werde auch ohne die ständige Anwesenheit des Meisters weiterbestehen, konnte allein ihre Meinung gewesen sein. Eine geborene Herrscherin war sie, die es sehr wohl verstand, ihren Willen durchzusetzen, und in bezug auf die Pferde hatte sie einen festen Plan gehabt. Aber nicht einmal den hatte sie gegen Garps Einspruch durchzusetzen versucht. Die Pferde -ähnlich wie es die Ägypter mit ihren Eseln machten - vor zweirädrige Kriegswagen zu spannen, war sie gewillt gewesen. Garp hatte auch keineswegs den Vorteil verkannt,

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