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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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daß ein Krieger neben seinem Wagenlenker sich auf diese Weise völlig seinen Waffen widmen könne, aber er hatte den andern für größer gehalten, daß ein gerittenes Pferd von Wegen unabhängig sei und mit Büschen und Wasserläufen eher noch besser fertig werde als ein Mensch. Auf den Reiter also hatte er alles abgestimmt und als dessen Waffe eine Labrys mit sehr breiter Schneide gewählt. Von oben geführt, besaß sie unleugbar eine tödliche Wucht.
    Bei allen seinen Einrichtungen war seine ihm angeborene Kampfbegabung zutage getreten. Wettspiele waren veranstaltet und die besten Läufer von ihm für den Fußdienst bestimmt worden. Je ein Reiter bekam einen Fußgänger zugeteilt, der sich beim Angriff, um nicht zurückzubleiben, am Pferdegurt festhalten mußte und, selbst beschützt, mit Schwert und Schild jeden Tiefstoß von Pferd und Reiter abwehren sollte. Das war um so bemerkenswerter, als Garp nur die geschlossenen Reiterinnengeschwader der Amaza zum Vorbild hatte. Aber diese Geschwader zu je dreiundsechzig
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    Kriegerinnen bildeten bei größeren Entscheidungen in ihrer Gesamtheit Heere bis zu Tausenden. Garp dagegen hatte im Laufe der Jahre nur eine einzige Truppe zusammengebracht, die er durch seine Erfindung vergrößerte, ohne deren Kampfbeweglichkeit einzuschränken. Auf dem Marsch jedoch konnten die Schwertleute aufsitzen.
    Eine Stunde abseits vom Gehöft waren die Pferdeställe jenseits des Flusses in eine Erderhebung hineingebaut worden, gleichsam Höhle und Heiligtum für die heiligen Tiere, und da kein Weg die weiten Weide- und Übungsgründe kreuzte, war das Geheimnis in der Hauptsache gewahrt geblieben. Gerüchte aber vergrößerten nur und verbreiteten einen heilsamen Schrecken von sagenhaften Gewalten, die zu entfesseln jeder sich hüten müsse.
    Über mehr als sechzig Pferde gebot Garp nun und über etwa dreihundert Menschen, die alle sowohl als Pferdepfleger, Fußkämpfer und Reiter ausgebildet waren und stets einen Kameraden, der ausfiel, wer es auch sein mochte, ersetzen konnten. Kein Außenstehender konnte die wahre Gefährlichkeit dieser Gruppe ermessen, unter der kein einziger war, der nicht gelegentlich um sein Leben hatte rennen müssen. Sie alle kamen nämlich aus den Gehegen der wilden Arenastiere, deren Mut durch keinerlei Zähmungsversuche gebrochen werden durfte.
    Inzwischen hatte sich Garp in den Abteilungen für Schifffahrt und Handel, in den Industrien für Töpferwaren, Webereien und Metallarbeiten umgesehen. Er kannte sich im Rechnungswesen, in dessen Quittungen, Liefertafeln, Abschlußrechnungen und Bestandsaufnahmen aus, hatte einen Begriff von den Rechtsverhältnissen und der Notwendigkeit, in schwierigen Fällen gesetzeskundige Personen hinzuzuziehen, und natürlich auch vom Kriegswesen und dem Kontingentierungssystem, bei dem nur das eine sicher war, daß die Leistungen der Bundes- oder vielmehr Vasallenstaaten stets weit unter ihrem Soll blieben.
    Als geborener Fachmann empfand Garp keine sonderliche Achtung vor diesen Zuständen. Zu oft mußte er an die Disziplin und die ständige Dienst- und Kampfbereitschaft der Amaza denken, wie er sie bei seiner kleinen Truppe als etwas
    Selbstverständliches ebenfalls eingeführt hatte. Und daß seine Leute ausschließlich Männer waren, ohne deswegen den strengen Mädchen nachzustehen, bereitete ihm eine Genugtuung, die sein Geheimnis blieb. Zu wem hätte er von ihr auch reden sollen? Er war der einzige, der von den wilden Mädchen mehr kannte als nur die Tatsache ihrer Siege.
    Im Verlauf dieser ganzen Zeit war Garps Verbindung zu Jokbed nie abgerissen. Der alte Seebär war inzwischen ein wichtiger Mann in seiner Heimat geworden. Herr über richtige Flotten war er jetzt, und wenn er Anteile an seinen Schiffen vergab, so geschah es weniger zur Schonung des eigenen Vermögens, als um in den hohen Ämtern seiner Heimatstadt stets Leute zu haben, die ihm den Rücken decken konnten. Überflüssig war das gewiß nicht; denn seine Handelsfahrten für eigene Rechnung und seine Lohnfahrten für andere Unternehmer sollten nur den Schein wahren und hätten die Höhe der Gewinne nicht gerechtfertigt, die er seinen Teilhabern zukommen ließ. Sein Hauptgeschäft war Seeraub, die Wegnahme von Schiffen und Überfälle auf entlegene Siedlungen, und dabei kam es vor, daß befreundete Gebiete nicht verschont wurden. Erstaunen und Neid aber erweckte es, daß Jokbed den Hehlern so wenig zu verdienen gab. Fast immer konnte er

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