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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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nicht gegen unseren heiligen Glauben richtete. Mit seiner Religion steht und fällt Kreta. Solange das Volk gläubig seine Hände zu Rhea erhebt, glaubt es auch an uns, und solange wird Kreta sein. Kein Stein darf verrückt werden. Wie sollen wir das Volk glauben machen, wenn unser eigener Glaube nicht vollkommen ist? Wie sollen wir die uns Anvertrauten vor Ketzerei bewahren, wenn wir nicht selbst jegliche Neuerung als schmutzigen Aberglauben verwerfen? Halte fest am Glauben und halte das Volk am Glauben, mein Sohn Garparuda das ist es, was not tut. Dann möge die Krisis dauern, mögen die Zeiten noch schlechter werden Kreta wird es überstehen. Nächtelang habe ich vor dem Altar gelegen, als ich von deiner geheimen Reise zur Grube der Vergessenen erfuhr. Um deine Seele habe ich mit Rhea gerungen, und sie hat mich erhört. Ich würde deinen Tuk peitschen lassen, weil er dir die Fahrt anriet. Aber er war nur das niedrige Werkzeug in der Hand der Göttin. Du sahst ihre Verächter, und als du zurückkehrtest, bekanntest du dich zu ihr und weihtest ihr deinen Leib. Das war deine Antwort, und sie war gut. — Stehe jetzt auf, mein Kind, und denke nicht so sehr an Sipha, sondern mehr daran, daß in nicht zu langer Zeit in dir die Seele der Belit wohnen wird. - Der Segen Rheas sei mit dir.«

20
    Sipha . . . dann Belit . . .
    Sipha hatte Garp seiner Einsamkeit entrissen und dann doppelt einsam zurückgelassen. Belit hatte ihm eine Last auferlegt, schwerer als alle Lasten.
    Sei er von der Göttin besiegt und nun ihr Gefangener? fragte er sich. Aber er fühle sich gar nicht so sehr, im Gegensatz zu ihr, wie ein Besiegter zur Siegerin! Sei gerade das seine Niederlage? Habe sie ihn nur darum überrumpeln können, weil er sich abgeschlossen habe und ihr aus dem Weg gegangen sei? Dann erhebe sich die Frage, ob seine Niederlage endgültig sei oder neuer Kampf beginne, ein Kampf ohne Abschließung und Furcht, ein Gegenangriff des Besiegten.
    Doch keine Antwort kam ihm aus dem Dunkel. Er sah nicht den Weg. Wenige Tage vor seiner beabsichtigten Abreise aus Knossos fand Garp bei seiner Heimkehr Tuk wieder vor. Der Schreiber benahm sich, als sei nichts geschehen, und Garp fragte nicht, weil er keine Lüge hören wollte. Er war noch mißtrauischer geworden.
    Es war kühl. Zwei Sklaven schleppten eine flache Kupferschale mit glühenden Holzkohlen herein. Alles verlief so, daß Garp nicht einen einzigen Befehl auszusprechen brauchte. Die Schuhe wurden ihm gelöst, die Füße gewaschen, und dann hockte Tuk vor ihm, die Schreibtafel auf den Knien.
    Garp diktierte seine Anweisungen an die Bergwerke und Betriebe. Neue Arbeiter einzustellen, befahl er - freie Arbeiter ... Er wurde unsicher. Würde mit der Erhöhung der Arbeitszeit auch die Förderung steigen?
    »Was meinst du?« fragte er.
    »Welche Mittel wollen Sie anwenden?« war die Gegenfrage. »Zwang? Lohnabzüge? Peitsche?«
    »Von Zwang halte ich nichts. Und von der Peitsche könnte bei freien Arbeitern keine Rede sein.«
    »Man hat Beispiele vom Gegenteil.«
    »Und der Erfolg? Weißt du auch darüber etwas?«
    »Nein. Aber ich weiß, daß man aus Rudersklaven wohl auf kurze Zeit das Letzte herauspeitschen kann, aber nicht Tag für Tag, von Sonnenaufgang bis -Untergang. Selbst an Bord gehen viele dabei zugrunde.«
    »Ich denke nicht an solche Mittel, aber an Stücklohn und gute Bezahlung.«
    »Das könnte den Wert der Mehrforderung verschlingen. Und wer verbürgt Ihnen dieses Mehr? Sogar ein Rückgang wäre unter neuen Arbeitsbedingungen möglich . . .«
    »Kaum . . . falls sich die Bezahlung mit der Höhe der Tagesleistung steigerte. Der Faule erhielte weniger als jetzt -der Fleißige mehr.«
    »Das freilich wäre die Lösung . . .«, meinte nun auch Tuk, bis sich von neuem sein Widerspruch regte: »Aber die Große Dame?« fragte er. »Die Große Dame dürfte bald verlangen, die Sätze zu kürzen. Schon mit Rücksicht auf die anderen Häuser würde sie es tun. Sie ist erpicht darauf, alle unter einem Hut zu haben. Natürlich kann ich mich irren . . .«
    Tuk irre sich keineswegs, dachte Garp, doch dessen forschendem Blick wich er aus.
    »Es ist die Große Dame, der ich diene«, sagte er nur.
    »Das eben erlaubte ich mir anzudeuten«, bestätigte Tuk. »Auch Euer Herrlichkeit sind zuletzt - ich bitte um Vergebung - nur ein Mann. Es wäre darum vielleicht besser . . . weniger zu tun. Denn wenn alles getan ist, kommt zuverlässig, um alles umzustürzen, die Frau. Oder sollten Euer

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