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Aufstand der Maschinen

Aufstand der Maschinen

Titel: Aufstand der Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Henry Smith
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»Dann muß die Sache etwas mit dem Trinken zu tun haben.«
    »Trinken?« sagte Charles. »Wie meinen Sie das?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Er trinkt eigentlich immer, wenn er mich nicht gerade malt – aber das kommt selten genug vor.«
    »Aber ... aber er soll doch ein hervorragender Kybernetiker sein und ...«
    »Ein was?« fragte Helga.
    »Ein Wissenschaftler, der etwas von Computern und Elektronengehirnen versteht«, erklärte Charles ihr.
    »Lew Dirkman?« meinte sie ungläubig. »Ich bezweifle, daß er früher etwas anderes als ein Säufer war – und sein Kumpel ist bestimmt nicht besser.«
    Wunderbar! dachte Charles. Wir setzen alles aufs Spiel, um hierher zu kommen und mit zwei Säufern zu sprechen. Was hat Enders eigentlich von ihnen erwartet?
    »Können Sie mir wenigstens sagen, wo ich die beiden finde?« fragte er müde.
    »In einer Bar«, erwiderte Helga. »Wo sonst?«
    »Um diese Tageszeit?« Es war erst zehn Uhr morgens, und in Charles Henrys geordneter Welt, die erst mit dem Aufstand der Maschinen zusammengebrochen war, durfte man frühestens nachmittags gegen fünf Uhr eine Bar aufsuchen.
    »Alkohol schmeckt zu jeder Tageszeit«, behauptete Helga, »wenn man Lew Dirkman oder John Jonas ist.«
    Charles zuckte resigniert mit den Schultern; er ahnte bereits, daß er sich wahrscheinlich damit abfinden mußte, die ganze Fahrt umsonst gemacht zu haben.
    »In welcher Bar sind die beiden vermutlich anzutreffen?« erkundigte er sich.
    »Ich bringe Sie hin«, antwortete Helga. »Das Putzen hat mich durstig gemacht, und ich bringe Sie hin, wenn Sie mich zu einem Bier einladen.«
    »Ja, natürlich, mit Vergnügen«, sagte Charles und warf ihr einen prüfenden Blick zu. Würde sie sich vorher anziehen – oder ...?
    »Ich ziehe noch etwas an, wenn Sie das beruhigt«, meinte Helga lächelnd.
    »Nein, nicht meinetwegen«, widersprach Charles. »Es stört mich nicht im geringsten; ich habe es sogar ...« Er schwieg verlegen, anstatt zu sagen, daß er diesen Anblick genossen hatte. Was hätte Agnes dazu gesagt, wenn sie ihn bei diesem Gedanken ertappt hätte?
    Helga verschwand hinter einer spanischen Wand, um sich anzuziehen. Kurze Zeit später ging sie neben Charles her die Straße entlang.
    »Papa Refards Kneipe ist gleich dort vorn«, erklärte sie ihm. Als Charles sich nicht dazu äußerte, schwieg sie ebenfalls, bis sie vor der Bar angelangt waren.
    »Hier«, sagte sie und blieb an der Tür stehen. »Hier fangen sie morgens meistens an.«
    »Hmmm. Fangen sie immer so früh an?« wollte Charles Henry wissen.
    »Sie fangen nach dem Aufstehen an«, erklärte Helga und ging in den düsteren Raum voraus.
    Charles kniff die Augen zusammen, bis er sich an das hier herrschende Halbdunkel gewöhnt hatte. An einem Tisch im Hintergrund des länglichen Raums saßen mehrere Männer vor zahlreichen Flaschen und Gläsern. Sie sprachen alle gleichzeitig, aber gelegentlich übertönte die Stimme eines rotbärtigen Riesen die anderen.
    »Ich bin davon überzeugt, daß wirklich kreative Menschen auch kreative Träume haben«, behauptete er eben, »und meine Träume sind in letzter Zeit kreativer als sonst.«
    »In welcher Beziehung?« fragte ein hagerer, blasser Mann mit schwarzem Bart. »Was meinst du damit, John?«
    »Träume, kreative Träume«, sagte der Rotbart. »Stellt euch bloß den vor, den ich neulich gehabt habe. Darin war ich der größte Präsident, der je die Vereinigten Staaten regiert hat.«
    Charles Henrys Herz sank. Wenn dies einer der Männer war, die Enders hatte besuchen wollen, brauchte er sich keine großen Hoffnungen mehr zu machen.
    »Ich war der größte Präsident geworden, indem ich das organisierte Verbrechertum, die Korruption, die meisten Geisteskrankheiten und die Einkommensteuer mit einem Schlag beseitigt hatte.«
    »Oh!« meinte der Schwarzbärtige. »Schon wieder? Und wie hast du das alles geschafft, mein Junge?«
    »Ich habe meinen gesunden Menschenverstand benützt und im Kongreß ein Gesetz durchgedrückt, das Glücksspiel, Prostitution und Rauschgifthandel legalisierte.«
    »Sie haben also Verbrechen dadurch beseitigt, daß Sie sie nicht mehr als Verbrechen bezeichneten?« warf Charles Henry unwillkürlich ein. »Ist das nicht eine Haarspalterei?«
    Der Mann mit dem roten Bart starrte ihn an. »Keineswegs, keineswegs. Ich habe nur meinen gesunden Menschenverstand benützt.«
    Jonas' Stimme klang etwas undeutlich, als habe er bereits einen Schwips, und Charles Henry war darüber

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