Aufstand der Maschinen
eigenen Augen gesehen hatten.
Die beiden Männer gingen vor ihm und Helga durch die Tür nach draußen. Sie schwankten leicht und blinzelten heftig, als die Sonne sie blendete. Dirkman war einen halben Schritt voraus, als er plötzlich stehenblieb.
»He, was ist das?« fragte er und deutete aufs Meer hinaus. »Was schwimmt da?«
Die anderen sahen in die angegebene Richtung und erkannten ein merkwürdig flaches Boot mit großer Bugrampe, das sich durch die Brandung vorwärtskämpfte.
»Sieht wie ein Landungsschiff aus«, stellte Jonas fest. »Wahrscheinlich ein Überbleibsel aus dem Formosakrieg, das jemand jetzt als Fischereifahrzeug benützt.«
»Warum trägt es dann ein Auto?« wollte Helga wissen.
»Unmöglich!« rief Charles erschrocken aus. Er starrte das große Auto an, das fast den gesamten Innenraum des Fahrzeugs einnahm. »Das kann nicht sein!«
»Was kann nicht sein?« fragte Jonas. »Was haben Sie plötzlich?«
»Sie sind kreidebleich, Chuck«, sagte Helga. »Was erschreckt Sie so?«
»Dieses Auto ... das ist El Toro! Aber das kann nicht sein! Als ich ihn zuletzt gesehen habe, ist er im Cerritos-Kanal versunken!« Aber gleichzeitig erkannte er, daß er sich nicht täuschte, daß jeder Irrtum ausgeschlossen war. El Toro war unverkennbar. Niemand konnte ihn mit einem anderen Wagen verwechseln, nachdem er die langen vergoldeten Hörner und die blutroten Polster gesehen hatte. Nein, irgend jemand hatte El Toro aus dem Kanal gehievt und ihn nach San Marco geschickt, um ihn dort nach Charles Henry Hyde suchen zu lassen.
»Der Kerl hat jedenfalls Nerven«, stellte Dirkman fest. »Weiß er nicht, daß Autos auf San Marco verboten sind?«
»Begreifen Sie noch immer nicht, was das bedeutet?« fragte Charles ihn. »Begreifen Sie es wirklich nicht?«
»Wir sorgen dafür, daß Konstabler Hawkins den Kerl gleich wieder aufs Festland zurückschickt«, behauptete Jonas.
»Es gibt keinen Kerl«, erklärte Charles ihm. »An Bord dieses Schiffs befindet sich kein Mensch. Wenn Konstabler Hawkins versucht, dieses Ding von der Insel zu vertreiben, bringt es ihn um! Wahrscheinlich bringt es uns ohnehin alle um!«
»Menschenskind, lassen Sie doch endlich diesen Unsinn!« verlangte Dirkman. »Das sind ja Alpträume bei Tageslicht!«
»Ich sehe keinen Steuermann«, stellte Helga fest, »und an Deck ist auch niemand zu sehen.«
»Fängst du jetzt auch damit an?« fragte Jonas. »Der Besitzer ist bestimmt im Steuerhaus oder unter ...«
»Das ist El Toro! « wiederholte Charles laut. »Dieses Ungeheuer hat meine Frau ermordet und ist jetzt hierher unterwegs, um auch mich zu ermorden!«
Helga starrte ihn mit großen blauen Augen an, und die beiden Männer schienen ihm erstmals aufmerksam zuzuhören.
Das Landungsschiff war unterdessen auf Grund gelaufen, und die Bugrampe sank langsam in die rauschende Brandung hinab. In der nächsten Minute würde El Toro an Land stürmen und ...
»Nehmen Sie meinen guten Rat an und gehen Sie irgendwo in Deckung«, sagte Charles. Er hatte im Sand nach einer Art Waffe gesucht und entschloß sich nun für ein langes Stück Treibholz, das er aufhob und prüfend in der Hand wog.
»Was haben Sie vor?« wollte Helga wissen.
»Ich habe es satt, immer wieder vor diesem Ungetüm zu fliehen«, erklärte Charles ihr. »Ich will ihm hier entgegentreten. Das Ungeheuer hat meine Frau getötet und mich von Los Angeles bis hierher verfolgt. Aber jetzt rechne ich mit ihm ab – selbst wenn ich dabei den Tod finde.« Er war über diese dramatische Erklärung aus seinem Mund selbst überrascht; er war allerdings noch überraschter, als er merkte, daß dies sein Ernst war.
»Das Auto kommt geradewegs durch die Brandung!« sagte Helga, und ihre Stimme klang dabei etwas hysterisch.
»Richtig«, stimmte Dirkman zu, »aber am Steuer sitzt niemand. Auf dem Schiff scheint auch kein Mensch zu sein. Ich frage mich allmählich, ob ...«
»Einen so verrückten Wagen habe ich noch nie gesehen«, behauptete Jonas. »Welchen Zweck haben diese Hörner?«
»Mord«, antwortete Charles nur, während er beobachtete, wie El Toro den Strand erreichte und dort stehenblieb, um seine Umgebung mit Scheinwerferaugen und Radar zu überprüfen.
»Er scheint irgend etwas zu suchen«, stellte Dirkman fest. »Das klingt unglaublich, aber er scheint etwas zu suchen.«
»Er sucht mich«, erklärte Charles ihm. »Mich und Professor Enders.«
»Aber er kann keinen Unterschied zwischen uns Menschen machen«, behauptete Dirkman.
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