Aufstand der Maschinen
entsetzt, weil seiner Auffassung nach niemand bereits um zehn Uhr morgens beschwipst sein durfte.
»Dann warst du vermutlich auch der größte Held aller Zeiten?« fragte Helga und trank aus dem Bierkrug, den der Barkeeper ihr gebracht hatte. »Hat dir das Volk zugejubelt?«
»Im Gegenteil«, antwortete Jonas. »Ich bin von einer erregten Menge gelyncht worden, die aus Polizisten, Spielern, Zuhältern und Geistlichen bestand, die ich durch meine Maßnahmen arbeitslos gemacht hatte.«
»Verrückt, Menschenskind, einfach verrückt«, stellte einer der Zuhörer fest.
»Ja, der Kerl ist so überspannt, daß er sich selbst nicht mehr versteht«, behauptete ein anderer. »Ein echter Beatnik!«
»Ich bin kein Beatnik«, verbesserte Jonas ihn streng. »Ich kann Beatniks nicht ausstehen – besonders diese schwachen Imitationen nicht, die heutzutage herumlaufen. In meinem Traum hätte ich dafür gesorgt, daß ihr alle einen anständigen Haarschnitt und ein Bad verpaßt bekommt.«
Die Zuhörer machten böse Gesichter und zogen sich an einen anderen Tisch zurück. Schließlich blieben nur der Mann mit dem schwarzen Bart, Helga und Charles übrig.
Jonas warf Helga einen nachdenklichen Blick zu und hob dann seinen Bierkrug. »Helga! Unsere Venus! Wenn ich Präsident werde, mußt du meine First Lady sein.«
»Nein, ich bin keine Lady«, widersprach sie. »Und ich mache mir nichts aus vielen Kleidern.«
»Du bist herrlich primitiv«, meinte Jonas.
»Das bildest du dir nur ein«, erklärte sie ihm. »In Schweden bin ich auf einer guten Schule gewesen. Eine schwedische Erziehung nützt mir allerdings hier in Amerika wenig, deshalb muß ich eben als Modell arbeiten.«
»Das finde ich ganz richtig«, behauptete Jonas. »Es wäre doch eine Schande, einen so schönen Körper mit ...« Er sprach nicht weiter, sondern starrte Charles an, als sehe er ihn erst jetzt. »Wer ist dieser Mann? Ist er ein Abgesandter der Nordischen Staaten, der dich dazu bewegen will, nach Hause zurückzukehren und dort Königin der Wikinger zu werden?«
»Nein. Er heißt Charles und sucht dich.«
»Mich?« fragte der Rotbart erstaunt.
»Dich und Lew«, sagte Helga.
»Dann ist er ein Gerichtsvollzieher«, stellte Dirkman fest. »Meine Frau ist wieder einmal hinter ihren Alimenten her.«
»Nein, nein, darum handelt es sich nicht«, versicherte Charles ihm. »Ich bin mit Professor Enders hierher gekommen. Er liegt drüben in der Arztpraxis, und er muß Sie beide dringend sprechen.«
»Meinen Sie den Weltuntergang-Enders?«
»Ich meine Frederick Enders.«
»Dann meinen wir den gleichen Mann«, erklärte Jonas ihm. »Was hat er diesmal? Kosmisches Eis, von dem die Erde das Übergewicht bekommt, so daß wir alle ertrinken? Oder stoßen wir mit einem Planeten zusammen und verbrennen dabei?«
»Weder noch«, antwortete Charles und starrte die beiden Männer an.
»Was sonst?« fragte Dirkman. »Hat er etwa den Aufstand der Roboter wieder ausgegraben?«
Charles konnte nicht gleich sprechen.
»Nein, das kann es nicht sein«, warf Jonas ein. »Damit hat er sich schon beschäftigt, als wir in Stanford bei ihm studiert haben. Das hat der alte Knabe bestimmt längst vergessen.«
»Nun ... nicht ganz. Wissen Sie, es handelt sich um einen Aufstand ... nicht der Roboter, sondern der vollautomatischen Autos, und Professor Enders ist deshalb hierher gekommen.«
»Die Autos, was? Na, wenigstens beschränkt er sich jetzt auf eine bestimmte Gattung«, stellte Dirkman fest.
»Und das macht die Sache verrückter als je zuvor«, behauptete Jonas. »Warum sollten die Autos eine Revolution anzetteln? Schließlich beherrschen sie unser Leben schon seit hundert Jahren. Wir müßten rebellieren! Nieder mit Detroit! Bürger, zu den Waffen!« Er kletterte auf den Tisch und schwang sein Glas.
»Die ganze Sache kommt mir hirnverbrannt vor«, entschied Dirkman. »Sie ist noch verrückter als die Idee mit dem kosmischen Eis.«
»Mir gefällt der aus der Bahn geratene Planet am besten«, entschied Jonas; er sprang vom Tisch und leerte sein Glas.
Charles war sprachlos. Er konnte die beiden Freunde nur anstarren. Wenn Fenwick Enders verrückt war, waren sie ebenfalls übergeschnappt – und betrunken dazu!
»Wollten Sie Lew und John nicht etwas erzählen?« fragte Helga und legte Charles eine Hand auf den Arm.
»Ja«, murmelte er, »aber das scheint ziemlich hoffnungslos zu sein.«
»Die Revolte der vollautomatischen Autos!« Jonas begann zu lachen. »Was fällt dem
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