Aufstand der Maschinen
Enders. Er hatte sich endlich in Bewegung gesetzt und stand nun am Steuer der Mary Lou. Charles Henry sah, daß er irgend etwas in der Hand hielt, aber er konnte nicht erkennen, worum es sich handelte.
Er hatte nicht genügend Zeit, um sich damit aufzuhalten. Er hatte kaum Zeit, die Heckleinen abzuwerfen, weil das erste Auto bereits gefährlich nahe war und ...
Der erste Wagen explodierte förmlich mit einer riesigen Stichflamme; Charles Henry wurde zu Boden geworfen, und der zweite Wagen fing Feuer. Enders hatte seine Bazooka aus der Kabine geholt und gerade noch rechtzeitig geschossen, um Charles Henry das Leben zu retten.
Charles Henry raffte sich wieder auf, winkte Enders dankend zu und löste die Heckleinen. Das Auto hinter den brennenden Wracks hupte wie wild, ohne diese Hindernisse jedoch überwinden zu können. Er brauchte nur noch die letzte Leine zu lösen, dann konnten sie ablegen.
Sekunden später sprang er an Bord, und Enders ließ den Hilfsmotor an. Die Mary Lou nahm Fahrt auf und ließ den Kai hinter sich zurück.
»Endlich!« meinte Charles Henry erleichtert. »Jetzt können sie uns nicht mehr ...« Er sprach nicht weiter, sondern starrte das intakt gebliebene dritte Auto an. Es brachte seinen Motor erbarmungslos auf höchste Drehzahl, und die goldenen Hörner auf seiner Motorhaube schienen vor Erregung zu zittern.
»Das ist wieder El Toro! « rief er entsetzt. »Er will ...«
Bevor er ausgesprochen hatte, setzte der Wagen zu einem gewaltigen Sprung an und flog durch die Luft auf die Mary Lou zu. Wenn er das Boot traf, würde es mit zersplitterten Planken untergehen.
Enders schrie auf und riß das Steuer herum. Das Boot beschrieb einen Bogen nach Backbord, und El Toro verfehlte sein Ziel um fast zwei Meter. Er klatschte ins Wasser, versank rasch und hinterließ nur einen Strom von Luftblasen.
Charles beugte sich über die Reling und sah ins Wasser; tief unter ihm waren El Toros Scheinwerfer zu erkennen, und seine Hupe ertönte noch immer. Charles Henry nickte zufrieden, als er sah, welches Ende Agnes' Mörder genommen hatte.
Als er Enders hinter sich stöhnen hörte, drehte er sich um und sah den anderen am Steuer zusammensinken. »Mein Herz ... mein Herz!« keuchte Enders.
Charles Henry eilte zu ihm, streckte ihn auf der gepolsterten Sitzbank aus und griff dann hastig nach dem Steuer, weil die Mary Lou das Dock zu rammen drohte.
»Bleiben Sie mitten im Kanal ... vielleicht versuchen sie etwas anderes ... seien Sie unter Brücken vorsichtig ... sie könnten von dort aus springen ...« Enders konnte nur flüstern.
»Aber ich verstehe nichts von Booten«, protestierte Charles Henry. »Ich kann nicht einmal ein Segel aufziehen!«
»Ich ... helfe ... Ihnen ...«, versprach Enders und wurde prompt ohnmächtig.
Charles Henry beugte sich über ihn, horchte das Herz ab und fühlte nach dem Puls. Enders lebte noch, aber sein Gesicht war leichenblaß, und er hätte offenbar einen Arzt gebraucht.
»Was soll ich nur tun?« fragte Charles Henry sich, als die Mary Lou jetzt in den breiten Kanal hinausfuhr.
Schon wenige Sekunden später mußte er das Steuer herumreißen, als ein riesiger Frachter aus der Dunkelheit auftauchte und die Mary Lou zu rammen drohte.
Als das große Schiff an ihm vorbeigerauscht war, folgte Charles Henry dem Kanal, ohne überhaupt zu wissen, wie er San Marco erreichen sollte und was sie dort erwartete.
8.
San Marco ist eine der kleinsten Inseln vor der kalifornischen Küste; die Insel ist so unbedeutend, daß sie nur auf den größten Seekarten erscheint. Als die Erde zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts unter Übervölkerung litt, die sich besonders in Kalifornien bemerkbar machte, waren die größeren Inseln wie Catalina, Santa Barbara und San Clemente dicht besiedelt worden. San Marco war diesem Schicksal wegen seiner geringen Größe entgangen; es war zu einem Zufluchtsort für Schriftsteller und Künstler geworden.
Nach einer anstrengenden Nacht, in der Enders nur lange genug zu Bewußtsein gekommen war, um ihm zu erklären, welchen Kurs er steuern solle und wie das Hauptsegel gesetzt wurde, sah Charles Henry die Insel im Morgennebel vor sich. Er hatte zwei Fast-Zusammenstöße erlebt, war einmal um ein Haar gekentert und war völlig übermüdet und erschöpft, als er jetzt nach einem geeigneten Anlegeplatz suchte. Er fand jedoch nur einen Sandstrand, wo die Brandung nicht allzu stark zu sein schien.
»Dann muß die Mary Lou eben Landungsboot
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