Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)
Sergeant … Ich weiß ja, dass unser Plan mehr oder weniger Hals über Kopf ausgetüftelt wurde, wogegen man angesichts der Umstände auch nichts sagen kann, aber … Was ist mit Sherman? Sollten wir nicht mal nach ihm schauen und dafür sorgen, dass auch er wieder zurückkommt?«
Au, Kacke, dachte Thomas. Dabei war es doch Shermans Plan. Hat er sich in seinem schönen Plan etwa selbst vergessen?
» Verdammt«, sagte er laut. » In Ordnung, neuer Plan! Marie, kümmert euch selbst um euch. Kennen Sie das Städtchen Abraham?«
Marie trat zu ihm und nickte. » Ich wohne zwar nicht da, aber ich war schon mal zu Besuch dort.«
» Ist eine unter Ihnen, die Abraham kennt?«, fragte Thomas, an die restlichen Frauen gewandt.
Drei Frauen hoben die Hand.
» Okay, dann machen wir es so«, sagte Thomas. » Jene von euch, die Bescheid wissen, führen euch an. Sorgt dafür, dass alle heil und gesund dort ankommen. Wenn Sie an das Haupttor gelangen, sagen Sie, dass Thomas Sie geschickt hat und dass Sie aus der Basis der Banditen kommen. Verstanden? Die Leute dort werden sich um Sie kümmern.«
Die Frauen nickten langsam und schauten sich an.
» Krueger und Brewster zu mir«, sagte Thomas. » Wir ziehen jetzt los und holen den General.«
***
Etwa einen halben Kilometer entfernt hatte Francis Sherman das Gefühl, dass ihm die Zeit davonlief. Die Leuchtraketen hatten ihm zwar keine Banditen auf den Hals gehetzt, aber Infizierte angelockt. Dies hatte er befürchtet, weswegen er froh war, dass er sich die Zeit genommen hatte, auf die hohe Kiefer, in deren Geäst er nun hockte, hinaufzusteigen. Bis jetzt hatte sich seine Theorie, dass Infizierte nicht klettern konnten, bewahrheitet.
Das Problem aber war, dass sie keine Vorbehalte hatten, die Leichen ihrer eigenen Kameraden als eine Art makabre Leiter zu verwenden.
Die ersten Gestalten waren schon wenige Minuten nach dem Abfeuern der ersten Leuchtraketen aufgetaucht. Es waren Sprinter jedes nur vorstellbaren Typs, die durch den Wald strömten, um ihre Beute zu lokalisieren. Beim Abschuss der zweiten Rakete hatten sie sich schnell auf Sherman konzentriert und waren seitdem damit beschäftigt, den Baum, auf dem er hockte, mit den Klauen zu bearbeiten. Dabei knurrten sie und wurden nicht müde, ihn aus blutroten Augen hasserfüllt anzustarren.
Sherman hatte eine weitere Rakete abgefeuert, dann die Pistole gezogen und die Infizierten erledigt. Es war keine Kunst gewesen, sie zu treffen, denn sie hatten genau unter ihm gestanden. Die Kugeln hatten einen Schädel nach dem anderen zertrümmert, waren unten ausgetreten und hatten die Infizierten vor dem Baum zusammensinken lassen und für ewig zum Schweigen gebracht.
Dann waren allmählich weitere aufgetaucht.
Sie kamen allein oder in Zweier-und Dreiergruppen, als legten sie Wert darauf, möglichst zusammenzubleiben.
Die meisten waren Sprinter. Die Watschler konnten die Strecke von ihrem jeweiligen Aufenthaltsort hierher nicht so schnell zurücklegen wie ihre » lebendigen« Artgenossen. Als Shermans Raketenvorrat verbraucht war, hatten sich ungefähr zwanzig Infizierte um den Baum versammelt. Mit dem ersten Magazin hatte er so viele getötet wie möglich, um dann innezuhalten, nachzuladen und seine Lage zu überdenken.
Seine Opfer wurden von ihren Brüdern wie bloßes Kopfsteinpflaster behandelt. Jede neue Leiche erhöhte den Stapel um einige Zentimeter. Als er seine Waffe für den nächsten Einsatz nachgeladen hatte, konnten sie bereits die unterste Astreihe erreichen.
Ein Infizierter hielt sich an einem Ast fest. Fast wäre es ihm gelungen, sich hinaufzuziehen. Sherman hielt für einen Moment die Luft an. Wenn die Infizierten rauskriegten, wie man kletterte, saß er wirklich in der Scheiße. Doch zu seinem Glück verlor der Sprinter das Gleichgewicht und rutschte an dem Ast entlang, bis er zu Boden fiel.
Sherman keuchte erleichtert auf.
Die Sprinter schoben sich knurrend beiseite und stießen alle naselang ein klagendes, durch Mark und Bein gehendes Brüllen aus. Dabei musterten sie Sherman mit stechenden Blicken aus blutunterlaufenen Augen.
Sherman hatte sich in den vergangenen Monaten an ihr Brüllen gewöhnt. Wenn es erklang, war eine Infiziertenmeute nicht fern. Man sprach allgemein nur vom » Gebrüll«. Es war ein Alarmsignal, ein Leuchtfeuer. Es signalisierte jedem Infizierten in der Umgebung, dass irgendwo Beute zu machen war. Kommt her und holt sie euch.
Sherman verwünschte sich, weil er nicht mehr Planungszeit
Weitere Kostenlose Bücher