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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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daß er sich berechtigt fühlt, uns andere ins Unrecht zu setzen? Die Typen, die ihm seine Reden schreiben. Und nicht einmal besonders gute, wie man sieht. Eine aufschlußreiche Bemerkung am Rande: ich fuhr am 6. und 7. Juni durch Los Angeles, und in den Negervierteln fuhren neun von zehn Autos mit Standlicht, als Zeichen der Verbundenheit mit Kennedy. Je näher ich den ausschließlich weißen Stadtvierteln kam, desto mehr verschob sich dieses Verhältnis, und am Hollywood Blvd. und entlang dem Sunset zwischen La Brea und Normandie hatte nur noch jeder zehnte Wagen die Scheinwerfer an. Und für einen Augenblick kam mir der Gedanke: war Kennedy ein Schwarzer? Wie gesagt, alle rissen das Maul auf, allen voran unser Gouverneur; und jeder hatte irgendwelche miesen Komplexe oder Vorurteile abzuladen. Jeder, der sich was zusammengerafft hat, will es um jeden Preis behalten und wird dir klarmachen, wie unrecht es wäre, ihm die goldenen Schubladen aus dem Schreibtisch ziehen zu wollen. Ich bin im Grunde ein unpolitischer Mensch; wenn ich aber sehe, wie diese reaktionären Geier ihre Schläge unterhalb der Gürtellinie anbringen, dann platzt mir der Kragen und ich steige in den Ring.
Im Ring machten sich auch die Sportjournalisten breit, und die sind, wie jeder weiß, die schlimmsten, wenn es ans Schreiben geht — und speziell, wenn es um etwas geht, bei dem man den Verstand bemühen muß. Ich weiß nicht, was schlimmer ist: ihr Geschreibe oder ihr unterernährtes Denken. Auf jeden Fall pflegt eins mit dem ändern eine höchst ungesunde Liaison einzugehen, aus der allenfalls Bastarde und wasserköpfige Monstren hervorgehen können.
Ein Sportjournalist einer der größten Zeitungen, die noch nicht durch einen Streik lahmgelegt ist, schüttelte sich folgende Perlen aus dem Ärmel (während die Ärzte noch um R. Kennedys Leben rangen):
»Die blindwütigen Staaten von Amerika: Eine Nation auf dem Operationstisch.«
». . . wieder einmal hat Amerika the Beautiful eine Kugel in den Leib bekommen. Das Land liegt auf dem Operationstisch. Die Verblendeten Staaten von Amerika. Eine Kugel ist mächtiger als eine Million Stimmen . . .«
»Dies ist keine Demokratie, dies ist eine Pathologie. Ein Land, das davor zurückschreckt, seine kriminellen Elemente zu bestrafen, seinen Kindern Disziplin beizubringen und seine Un zurechnungsfähigen in geschlossenen Anstalten unterzubrin gen . . .«
»Der Präsident der USA wird in einem Versandhaus-Katalog gewählt und mit einer Flinte aus demselben Katalog wieder beseitigt . . .«
»Die Freiheit wird zum Freiwild erklärt. Das >Recht<, zu morden, gilt dieser Nation immer noch als unveräußerliches Grundrecht. Faulheit und Schmarotzertum gelten als Tugenden. Patriotismus ist eine Sünde, staatserhaltende Gesinnung ein Anachronismus. Gott ist unglaubwürdig, weil er über 30 ist. Jung-sein ist die einzige Religion — als sei es ein hart erkämpftes Privileg. >Anstand<, das sind schmutzige Füße und hochnäsige Verachtung jeder ehrlichen Arbeit. >Liebe< ist etwas, das mit Penicillin behandelt werden muß. >Liebe< ist es, wenn du einem nackten Jüngling mit giftigen Ottern im Haar eine Blume reichst, während deine Mutter mit gebrochenem Herzen im vereinsamten Heim sitzt. Man >liebt< wildfremde Leute, aber nicht seine Eltern.«
»Ich bin altmodisch genug, Leute zu mögen, die saubere Vorhänge an ihren Fenstern haben, und nicht Leute, die in >Buden< wohnen. Ich bin es leid, mir sagen zu lassen, ich müsse unkontrollierbaren Bösewichten >Verständnis entgegenbrin gen< Erwartet man denn von einem Kanarienvogel, daß er für die Katze >Verständnis< hat?«
»Die Verfassung war niemals als Deckmantel für allgemeine Degeneration gedacht. Es fängt an mit der öffentlichen Verbrennung der Flagge und endet mit der Einäscherung von Detroit. Man schafft für alle die Todesstrafe ab, nur nicht für Präsidentschaftskandidaten — und für Präsidenten . . .« »Gottesmänner werden zu Anführern des Mobs. Wüste Schreie in der Nacht ersetzen die Nationalhymne. Amerikanische Bürger können sich nicht mehr ungefährdet in ihren eigenen Parks ergehen oder die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Sie müssen sich in ihren Wohnungen verbarrikadieren . . .« »>Laß Dich nicht unterkriegen, Amerika!< wird gerufen; aber der Ruf verhallt ungehört. Zeig die Zähne, wird gesagt. Drohe mit Vergeltungsschlägen. Der Löwe zeigt die Zähne, und die Hyänen ergreifen die Flucht. Ein feiges Tier dagegen liefert

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