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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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»daran ist nichts faul. Jeder gewettete Dollar ist registriert worden. Als die Maschinen gestoppt wurden, hat die Tafel 5/2 angezeigt. Dann hat sie noch einmal aufgeleuchtet und die letzten Änderungen registriert; nur die 5/2 blieben unverändert. Nun, die Franzosen haben einen alten Spruch: >Wer bewacht uns vor den Wächtern?< Du erinnerst dich, der Sieg von Quadrant stand schon im ersten Drittel der Zielgeraden fest, und er hat seinen Vorsprung bis ins Ziel noch vergrößert. Was könnte nun passiert sein? Es gibt mehrere Möglichkeiten. Vielleicht wurden die Wettmaschinen überhaupt nicht abgestellt, während das Rennen lief. Als feststand, daß Quadrant gewinnen würde, hätte also das Management weiter Gewinn-tickets ausdrucken können. Es würde auch reichen, daß eine oder zwei Maschinen gezinkt sind und weiterlaufen, während die anderen gestoppt sind. Auf jeden Fall ist mir klar, daß hier ein grandioser Beschiß irn Gange ist, und die anderen haben es auch gemerkt.« Die Pferde bewegten sich auf die wartenden Leute zu, vorneweg der Outrider und das erste Pferd in der Aufstellung, RICH DESIRE , br. g. 4, ein wahres Monster von Pferd, mit Pierce im Sattel. Einer rief der Rennbahn-Polente einen unflätigen Ausdruck zu, und drei Bullen griffen sich den Jungen, schleppten ihn rüber ans Geländer und schickten sich an, ihm ein paar Rippen zu brechen. Die Demonstranten stürzten sich sofort auf sie, und die Bullen mußten sich wieder auf ihre Positionen zurückziehen. Die Jockeys rückten weiter mit ihren Gäulen vor und man spürte, daß sie sich nicht aufhalten las sen würden. Es war klar, daß sie ihre Anweisungen hatten. Das war es also: eine Herde berittener Arschkriecher gegen ein Häufchen verbitterter Verlierer mit nichts in der Hand. Zwei oder drei Demonstranten legten sich vor den Pferden auf die Bahn. Das Gesicht des Outriders verzerrte sich und wurde so rot wie seine Reitjacke. Er packte RICH DESIRE am Zügel, gab seinem Pferd die Sporen und rammte sich einen Weg durch die Demonstranten. Ich konnte nicht sehen, ob jemand dabei das Genick gebrochen wurde.
Aber der Outrider hatte sich seine Spesen verdient. Ein guter Management-Boy. Und ein paar miese Knacker auf der Tribüne johlten auch noch Beifall. Aber damit war die Sache noch nicht entschieden. Einige Demonstranten umringten das erste Pferd und versuchten, den Jockey aus dem Sattel zu zerren. Da griffen schließlich die Bullen ein.
Ich bin sicher, wenn sie den Jockey aus dem Sattel gekriegt hätten, wären sie als nächstes dazu übergegangen, die Tribüne in Brand zu stecken und die ganze Anlage zu ramponieren. Die Bullen verausgabten sich inzwischen so richtig nach Herzenslust. Ihre Schießeisen blieben in den Halftern, aber sie schienen auch mit den Knüppeln mächtig Spaß zu haben. Die Jockeys ritten ihre Pferde warm und bereiteten sich auf die 1 1 / 2 - Meilen vor. Im Gegensatz zu den Bullen, die sich außergewöhnlich roh aufführten, schienen die Demonstranten nicht allzu viel Kampfgeist zu besitzen. Das Spiel war verloren. Die Bahn wurde geräumt. Und dann hob sich aus dem Durcheinander eine laute Stimme ab. » NICHT WETTEN ! NICHT WETTEN ! NICHT WETTEN !«
Das wäre was gewesen, hm? Keinen Dollar mehr in die Wettmaschinen der abartigen fetten Geier, die am Ende wohl gar noch ihre Villen in Beverly Hills einbüßen würden. Zu schön, um wahr zu sein. Die Maschinen hatten bereits 6000 Dollar geschluckt, als die Parole »Nicht wetten!« ausgegeben wurde. Und wieder saß der Angelhaken im Fleisch, und wieder und wieder würde man vor der Maschine zu Kreuz kriechen und sich melken lassen . . .
Die zehn Bullen standen innen entlang der Zielgeraden, schwitzende, stolze Wahrzeichen der Korrruption.
Der Sieger des 6. Rennens war OFF , mit 9/1 notiert, und das wurde auch ausbezahlt. Wenn 8 oder 7 ausbezahlt worden wären, gäbe es heute wahrscheinlich kein Santa Anita mehr. Ich las in der Zeitung, daß am nächsten Tag, einem Samstag, 45 ooo Zuschauer auf dem Rennplatz waren, keine ungewöhnliche Zahl für einen Samstag.
Ich selbst war nicht dort und wurde auch nicht vermißt und die Pferde drehten ihre Runden und ich schrieb diesen Bericht. 23. März, 20 Uhr, Los Angeles, immer die gleiche verdammte Tretmühle und kein Ausweg in Sicht.
    Gestern sprach mich ein Kerl in Army -Klamotten an und sagte: »Jetzt, wo es Kennedy erwischt hat, solltest du da was drüber schreiben.« Er hat immer behauptet, er sei Schriftsteller — warum schreibt er

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