Aufzeichnungen eines Außenseiters
vorbei«, sagte er. »Die Toten haben gewonnen.« »Die Toten haben gewonnen, haben gewonnen, haben gewonnen«, echote Moss.
»Weißt du, wer das Spiel heut abend gewonnen hat?« fragte Anderson.
»Keine Ahnung.«
Moss ging ans Fenster. Draußen sah er ein männliches amerikanisches Individuum vorbeigehen. Er rief aus dem Fenster: »He, wer hat das Spiel gewonnen?«
»Pirates. 3:2«, sagte der amerikanische Mensch.
Moss drehte sich zu Anderson um: »Hast du es mitgekriegt?« »Yeh. Pirates. 3:2.«
»Ich frag mich, wer wohl das 9. Rennen gewonnen hat.« »Weiß ich zufällig«, sagte Moss. »Spaceman II. 7/1.« »Unter wem?«
»Garza.«
Sie knöpften sich wieder ihr Bier vor. Sie waren beide schon leicht hinüber.
»Die Toten haben gewonnen«, sagte Anderson.
»Ja doch. Leg mal 'ne neue Platte auf«, sagte Moss. »Also gut: Ich brauch was fürs Bett, und zwar bald, sonst dreh ich durch.«
»Vergiß es. Der Preis ist immer zu hoch.«
»Weiß ich. Trotzdem geht mirs ständig nach. Ich fang an, irre Träume zu kriegen, in denen ich Hühner in den Arsch ficke.« »Hühner? Geht denn das?«
»Wenn man träumt, geht alles.«
Sie suckelten an ihren Bierdosen. Zwei alte Heinis, Mitte Dreißig, die es zu nichts gebracht hatten. Anderson, verheiatet, wieder geschieden, 2 Kinder irgendwo. Moss, zweimal erheiratet und wieder geschieden, ein Kind irgendwo. Es war Samstagabend, im Apartment von Moss.
Anderson warf in hohem Bogen eine leere Dose durch die Luft Sie landete in einem großen Papierkorb, in dem schon mehrere leere Dosen lagen. »Weißt du«, sagte er, »manche Männer verstehen es einfach nicht mit den Weibern. Ich zum Beispiel. Das Ganze ist eine schrecklich fade Angelegenheit, und wenn es rum ist, kommt man sich so richtig verladen und verarscht vor.«
»Soll das ein Witz sein?«
»Du weißt schon, was ich meine. Die ausgebeulten Schlüpfer neben dem Bett mit grad so nem leichten braunen Schatten von Scheiße dran, und SIE marschiert siegreich ab ins Badezimmer. Du liegst da und starrst an die Decke, mit diesem abgeschlafften Ding zwischen den Beinen, und fragst dich, was das alles eigentlich soll, und du weißt, daß du für den Rest des Abends ihr saudummes Gewäsch über dich ergehen lassen mußt. . . Ahm, sag mal, glaubst du, ich bin schwul oder so was?«
»Nee, Mann. Ich weiß schon, was du meinst. Weißt du, das erinnert mich an was, da war ich mal bei dieser Schnecke aufm Zimmer, hab sie eigentlich kaum gekannt, ein Freund hat mich irgendwie mit ihr zusammengebracht. Ich also rein mit ner Flasche unterm Arm, 'n Zehner für sie locker gemacht, alles prima. Nix mit romantischem Geflüster, Seelenverwandtschaft und solche Zicken. Ich roll also wieder von ihr runter und fühl mich ziemlich O. K., starre an die Decke, räkle mich und warte darauf, daß sie auf die Badezimmer-Tour geht. Und da langt sie doch weiß Gott unters Bett und holt einen Lappen vor und gibt ihn mir, damit ich mich abwische. Das hat mir wirklich den letzten Nerv geraubt, kann ich dir sagen. Der verdammte Lappen war schon ganz verkrustet. Aber gut, ich ließ mir nichts anmerken, spielte den Professionellen. Ich fand 'ne weiche Ecke an dem Lappen — was nicht leicht war — und wischte mich ab. Und dann hat sie den Lappen benutzt. Ich machte, daß ich rauskam. Und du kannst mich prüde nennen, wenn du willst, ist mir egal.«
Sie verstummten für eine Weile und widmeten sich ihrem Bier.
»Naja, wir wollen nicht ungerecht sein«, sagte Moss. »Hnnn?« machte Anderson.
»Es gibt schon 'n paar dufte Weiber.«
»Hnnn?«
»Doch, wirklich. Ich meine, wenn alles richtig läuft. Ich hatte mal 'ne Freundin, na ich kann dir sagen . . . Zucker! Und keine Fisematenten, vonwegen Seele und so . . .« »Und was ist mit der?«
»Gestorben. Noch ziemlich jung.«
»Hart.«
»Ja. Ich hab mich danach fast zu Tod gesoffen.«
Sie nahmen sich wieder ihr Bier vor.
»Wie kommt das eigentlich?« fragte Anderson.
»Was?«
»Daß wir fast in allem einer Meinung sind?«
»Das kommt, weil wir Freunde sind. Dieselben Erfahrungen, dieselben Vorurteile und so.«
»Moss und Anderson. Ein Duo. Wir sollten am Broadway auftreten.«
»Wir würden vor leeren Sitzen spielen.«
»Yeah.«
(Pause. Pause. Pause.) Dann:
»Das Bier wird immer beschissener. Ist bald nichts mehr dran kaputtzumachen.«
»Ywah. Garza. Bei Garza hatte ich nie Glück.«
»Hat eh nicht viel drauf.«
»Aber jetzt, wo Gonzales seine Krätze auskuriert hat, kommt er vielleicht wieder besser ins Rennen.«
»Gonzales.
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