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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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sich an Angreifer aus. Aber Amerika will nicht hören . . .« ». . . neurotische Studenten, mit den Füßen auf dem Tisch, den sie nicht einmal selbst zusammenzimmern könnten. Sie reißen Universitäten nieder und besitzen weder das Wissen noch die Fähigkeit, sie wieder aufzubauen . . .« »Die Wurzel dieses ganzen Übels liegt in der Glorifizierung der ungewaschenen Taugenichtse, Landstreicher und arbeits scheuen Elemente — üble arrogante Gäste, ungehobelte Schmarotzer an der edlen Tafel der Demokratie, die auch vor der Ungeheuerlichkeit nicht zurückschrecken, ihren bestürzten Gastgebern die Gedecke vor die Füße zu werfen ...!«»... wir beten zum Allmächtigen, daß er unseren Heilkundigen helfen möge, Bobby Kennedy zu retten. — Wer wird Amerika retten?«
Wie gefällt euch dieser Typ? Eben. Das dachte ich mir auch. Eine miese Kreuzung aus Gartenlaube und Volksschulaufsatz. Sind Sie zufällig Müllkutscher? Machen Sie sich nichts daraus. Wie man sieht, gibt es angenehmere Jobs, die nicht halb so gut verrichtet werden.
Die Irren einsperren. Aber wer ist ein Irrer? Also läßt man die Koryphäen, die Seelendoktoren, die Untersuchungsausschüsse auf uns los, um herauszufinden, wo bei uns der Wurm drin ist. Wer eine Macke hat und wer nicht, wer recht hat und wer nicht. Und wer eine Macke hat, gehört in die Gummizelle. Aber von sechzig Zeitgenossen, die man auf der Straße trifft, haben neunundfünfzig einen Schatten — industrielle Neurosen, keifende Ehefrauen, künstlich geschaffener Zwang zu Überstunden und Mehrkonsum, so daß sie keine Zeit fin den, wieder zu sich zu kommen und sich klar zu werden, wer oder was sie eigentlich sind oder tun, und warum . . . Und bald werden die Kommissionen ihre Berichte vorlegen; und wie die Armut & Hungersnot-Kommissionen, die zu berichten wußten, daß da unten ein paar armselige unterernährte Kanacken rumkrebsen, werden sie uns berichten, daß es auch welche gibt, die im Oberstübchen unterernährt sind. Und dann wird alles wieder in Vergessenheit geraten; bis zur nächsten >Affekthandlung<, und bis zur nächsten Stadt, die in Flammen aufgeht. Dann werden sie wieder zusammentreten, erneut ihre langweiligen Platitüden von sich geben, sich die Hände reiben und verschwinden wie ein Batzen Scheiße, wenn man die Spülung betätigt. Naja, schön wärs. Nur kommt das Gesocks immer wieder hoch. Und am hartnäckigsten sind die PsychoEquilibristen, die darauf bestehen, uns ihre geistigen Eiertänze vorzuführen und uns zu der Erkenntnis zu bewegen, daß bei uns was schiefgegangen ist, weil unsere Mutter einen Klumpfuß hatte und der Vater Alkoholiker war und uns ein Huhn ins Maul geschissen hat, als wir 3 Jahre alt waren, und deshalb sind wir pervers oder schwul oder bedienen 8 Stunden am Tag eine Blechstanze. Während die simple Wahrheit ist, daß sich einige von uns elend fühlen, weil sie unter elenden Bedingungen leben müssen, und daß sich das ohne weiteres ändern ließe. Was man uns unter keinen Umständen zugeben will, ist, daß unsere Geisteskrüppel und unsere Amokläufer zwangsläufige Produkte unseres gegenwärtigen inhumanen gesellschaftlichen Klimas sind, unseres guten alten American Way of Life and Death.
Und es ist geradezu ein Wunder, daß man uns anderen den Psychopathen nicht schon an der Nase ansieht. Aber Schluß mit den ernsten Betrachtungen; lassen wir diese Geschichte in einer etwas leichteren Tonart ausklingen. Ich war einmal unten in Santa Fe und saß mit einem Freund zusammen, der ein ziemlich renommierter Irrenarzt war, und während wir grad so schön am Klönen und Bechern waren, beugte ich mich über den Tisch und fragte ihn: »Jean, sag mir eins: bin ich verrückt? Also los, Baby, raus damit. Ich kann die Wahrheit vertragen.«
Er leerte in aller Ruhe sein Glas, setzte es auf den Tisch und verkündete ungerührt: »Da wäre zuerst mal mein übliches Honorar fällig.«
Und da wußte ich wenigstens, wer von uns beiden eine Schraube locker hatte. Gouverneur Reagan und die Sportjournalisten von Los Angeles waren nicht mit von der Partie, und der zweite Kennedy war noch nicht einem Attentat zum Opfer gefallen. Aber während ich diesem übergeschnappten SeelenIngenieur gegenübersaß, kam mir die unheilvolle Gewißheit, daß es gar nicht gut um uns bestellt war und daß sich daran auch für ein paar weitere Jahrtausende nichts ändern würde. So, mein Freund in deiner Army -Kluft, jetzt kannst du noch deinen Senf dazugeben . . .
    »Es ist

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