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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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doch schon blau.«
»Warum wirst du nicht blau wie ich und die Blumen?« »Ich werds versuchen.«
»Tanzen wir auf den >Mann von La ManchaDie Platte lief aus.
»Marty hat mich gehauen«, sagte sie.
»Was?«
»Ja, Marty und Mama ham sich in der Küche gedrückt und geküßt und ich hab Durst gehabt und hab Marty gefragt, ob ich ein Glas Wasser haben kann und Marty wollte mir's nicht geben und dann hab ich geheult und dann hat mich Marty gehauen.«
»Geh, hol mir doch 'n Bier.« »Ein Bier! Bier!«
Er stand auf, ging in die Ecke, hob das Telefon auf und legte den Hörer auf die Gabel zurück. Es läutete.
»Mr. McCuller?«
»Ywop?«
»Ihre Versicherung ist abgelaufen. Der neue Satz ist $ 248 pro Jahr und ist im voraus zu entrichten. Sie haben drei Ein tragungen in der Verkehrssünder-Kartei. Jede Überschreitung wird von uns gleichrangig mit einem Verkehrsunfall behandelt . . .«
»Blödsinn.«
»Wie bitte?«
»Ein Unfall kostet euch Geld, eine sogenannte Überschreitung kostet mich Geld. Und die Verkehrsbullen, die uns vor uns selber schützen sollen, müssen ein Tagessoll von 16 bis 30 Strafzetteln erfüllen, damit sie ihre Einfamilienhäuser und ihre neuen Wagen abbezahlen können, und Klamotten und Ohrringe anschaffen können für ihre drittklassigen Weiber. Erzählen Sie mir also hier keinen Mist. Außerdem hab ich überhaupt keinen Wagen mehr zu versichern. Ich hab meine Karre letzte Nacht im Hafen versenkt. Nur eins tut mir leid . . .« »Und das wäre?«
»Daß ich nicht in der Kiste war, als sie unterging.« McCuller hängte auf und ließ sich von seiner Tochter ein neues Bier reichen.
»Kleiner Spatz«, sagte er. »Auf daß es dir im Leben mal besser geht als mir.«
»Ich hab dich gern. Freddie«, sagte sie.
Sie versuchte ihn zu umarmen, aber ihre Arme reichten nicht einmal halb um seinen Bauch.
»Ich drück dich! Ich hab dich gern! Ich drück dich!« »Ich hab dich auch gern, kleiner Spatz.«
Er hob sie hoch und drückte sie an sich. »Mann, Mann, was für 'ne komische Welt«, sagte er. Sie setzten sich wieder auf den Teppich und spielten >Build A City<. Sie stritten sich gerade darüber, wo die Eisenbahnschienen sein sollten und wer darauf fahren durfte, als die Türklingel ging. Er stand auf und ging zur Tür und machte auf; seine Tochter schaute an ihm vorbei und sah die beiden draußen im Flur.
»Mama! Marty!«
»Hol deine Sachen, Sweety. Es ist Zeit.«
»Ich will bei Freddy bleiben!«
»Ich hab gesagt, hol deine Sachen!«
»Aber ich will bei Freddy bleiben!«
»Ich sag dirs nicht nochmal, hol jetzt deine Sachen oder es gibt einen auf'n Po!«
»Freddy, sag du ihnen, daß ich hierbleiben will!« »Sie will hierbleiben.«
»Du hast schon wieder 'n Schlag, Freddie. Wie oft soll ich dir noch sagen, du sollst nicht trinken, wenn das Kind dabei ist!«
»Ach was, du bist ja selber besoffen!«
»Sieh dich vor, Freddie«, sagte Marty, während er sich eine Zigarette ansteckte. »Ich hab dich sowieso noch nie leiden können. Ich hab schon immer den leisen Verdacht gehabt, daß du halb schwul bist.«
»Nett von dir, daß du mir mal sags t, was du wirklich denkst.«
»Jedenfalls, sieh dich vor, Freddie, und verkneif dir diese Be leidigungen. Oder ich lackier dir den Arsch . . .«
»Augenblick. Ich muß dir was zeigen.«
Freddie ging in die Küche und kam singend wieder heraus: » RA DA
    RA DA
R A D A DA DA!«
    Marty sah das Fleischmesser. »Nun sag bloß nicht, daß du mich mit dem Ding das Fürchten lehren willst. Paß auf, daß ich dir nicht den Arsch damit ramponiere!« »Ah ja? Aber was ich dir sagen wollte: die Tante von der Telefongesellschaft rief mich an und sagte, sie würden mir das Telefon abstellen, weil ich die letzten Rechnungen nicht bezahlt hab. Ich hab ihr gesagt, daß ich sie krumm und lahm ficken möchte.«
»Na und?«
»Ich wollte damit sagen, daß auch mir mal der Kragen platzen kann.«
Freddie machte eine blitzschnelle Bewegung. Als Marty zu rücktaumelte, war ihm die Klinge bereits vier- oder fünfmal über die Kehle gezischt.
»Um Gottes willen . . . bring mich nicht um, bitte bring mich nicht um!«
Er krachte hinunter auf den Treppenabsatz.
Freddie ging zurück ins Zimmer, schmiß das Messer in den Kamin und setzte sich wieder zu seiner Tochter auf den Teppich.
»Jetzt können wir weiterspielen«, sagte

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