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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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versuchst du's nicht mal?« »Du bist wirklich nicht mehr zu retten«, sagte Moss. Dann ging er ans Telefon und wählte eine Nummer.
Er wartete.
»Shareen?« sagte er. »Oh yeah, Shareen . . . Lou . . . Lou Moss . . . erinnerst du dich nicht? Die Party in der Katella Avenue. Bei Lou Brinson ... 'ne ziemliche Nacht. Natürlich, ich weiß, daß ich gemein war . . . aber wir haben's dann doch noch miteinander getrieben, nicht? Erinnerst du dich? Ich hab dich immer gemocht. Es ist dein Gesicht, glaub ich ... so klassisch irgendwie. Nee. Nur 'n paar Bierchen. Wie gehts Mary Lou? Mary Lou ist 'ne sehr nette Person. Ich hab 'n Freund hier . . . was? Er ist Dozent für Philosophie in Harvard. Ehrlich. Aber sonst 'n ganz prima Bursche. Ich weiß, daß Harvard 'n juristisches Dings ist, aber es springen noch immer so 'n paar Immanuel Kants rum, noch von früher und so ... Was? Ein 65er Chevvy. Grad die letzte Rate bezahlt. Wann? Sag mal, hast du noch das grüne Kleid mit diesem scharfen Gürtel, der immer so da unten rum hängt? Nein, ganz ehrlich. Sehr sexy. Wirklich fabelhaft. Ich träum immer von dir, und von Hühnern, die ich ... Was? Nur 'n Scherz. Also was ist mit Mary Lou? O. K. Fein. Aber sag ihr, dieser Hinge ist sehr gehemmt. Gescheites Haus, aber schüchtern und so ... oh, 'ne entfernter Cousin. Maryland. Was? Aber ja, ich hab 'ne sehr einflußreiche Familie! Ah, was du nicht sagst . . . Na, jetzt machst du aber einen kleinen Scherz! Je denfalls, er ist grad zu Besuch und . . . Aber nein, natürlich ist er Junggeselle! Warum sollte ich dir was vormachen? Nein, also ich muß immer an dich denken — dieser Gürtel, der da so tief runterhängt — ich weiß, es klingt zickig — Klasse, du bist wirklich Klasse. Klar, mit Radio und Heizung. Am Strip? Nicht mehr viel, nur noch paar junge Schnösel da. Warum komm ich nicht einfach zu euch rüber und bring 'ne Flasche mit? ... all right, sorry. Nein, ich hab nicht sagen wollen, daß du alt bist. Herrgott, du kennst mich doch. Ich und mein loses Mundwerk. Nee, ich mußte auswärts, sonst hätt ich mal angerufen. Wie alt? 32, aber er sieht viel jünger aus. Er hat 'n Stipendium gekriegt, glaub ich, und geht bald nach Europa. Nach Heidelberg, als Gastdozent. Nee, ehrlich. Wann? All right, Shareen. Bis dann, Schatz.«
Moss hängte auf. Setzte sich. Langte nach seinem Bier. »Wir haben noch eine Stunde, um unsere Freiheit zu genie ßen, Professor.«
»Eine Stunde?« fragte Anderson.
»Eine Stunde. Die beiden müssen sich noch die Musen pudern und all diesen Kram. Du kennst das ja.«
»Auf Jimmy Davenport!« sagte der Professor aus Harvard. »Auf Jimmy Davenport!« sagte der Mann von der Blechstanze.
Sie kippten ihre Dosen.
    Das Telefon läutete.
Er saß auf dem Teppich. Er zog den ganzen Apparat an der Leitung zu sich herunter. Dann las er den Hörer vom Boden auf. Er hörte ein Geräusch.
»Hallo?« sagte er.
»McCuller!«
»Yowp?«
»Es sind jetzt schon drei Tage.«
»Seit wann?«
»Seit Sie zum letztenmal zur Arbeit erschienen sind.« »Ich baue mir einen Leydener Krug.«
»Was ist denn das?«
»Ein Apparat, der statische Elektrizität speichert. 1746 von Cuneus von Leyden erfunden.«
Er hängte auf und warf das Telefon durchs Zimmer. Er trank sein Bier aus und hockte sich aufs Klo. Er schiß, zog sich die Hosen wieder hoch und kam singend herausmarschiert. » DA DA !« sang er
» DA DA
    DA DA DA DA !«
Herb Alpert's T. Brass. Gefiel ihm. So diese säuerliche Melancholie.
    » RA DA

    RA DA
    RA DA DA DA — — —«
Er setzte sich in der Mitte des Zimmers auf den Teppich, und da saß seine 31/2jährige Tochter. Er furzte.
»HEY! Du hast GEFURZT !« sagte sie.
» DENK MAL AN !« sagte er.
Sie lachte.
»Fred«, sagte sie.
»Yowp?«
»Ich muß dir was sagen.«
»Schieß los.«
»Mama hamse all solche Scheiße aus dem Arsch gezogen.« »Ja?«
»Ja. Diese Leute haben ihr mit den Fingern in den Arsch gelangt und lauter so Scheiße rausgepuhlt.«
»Wie kommst du denn auf solche Geschichten, du weißt doch ganz genau, daß das nicht stimmt.«
»Doch, es stimmt, es stimmt, ich habs gesehn!«
»Geh, hol mir 'n Bier.«
»O. K.«
Sie rannte ins andere Zimmer.
» RA DA «,
sang er,
» RA DA
    RA DA
RA DA DA DA!«
    Die Kleine kam mit dem Bier zurück.
»Sweetheart«, sagte er, »ich möchte dir was sagen.« »All right.«
»Die Schmerzen sind inzwischen fast total. Wenn sie ganz total sind, werd ichs nicht mehr lang machen.«
»Warum wirst du nicht blau wie ich?« fragte sie. »Ich bin

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