Aufzeichnungen eines Außenseiters
Schulkinder und zu malen. Der Zeichenlehrer pflanzte sich vor mich hin. »Hören Sie, Bukowski, Sie sollen hier was malen. Warum sitzen Sie ständig da und starren auf das Papier?«
»Ich hab vergessen, mir einen Pinsel zu kaufen.«
»Na schön, dann LEIHE ich Ihnen eben einen Pinsel. Aber geben Sie ihn nach der Stunde wieder zurück.«
»Yeah.«
»So, und jetzt malen Sie mal diese Vase da mit den Blumen drin.«
Ich beschloß, es hinter mich zu bringen. Ich schmierte was aufs Papier, dann ging ich raus, trank einen Kaffee und rauchte eine Zigarette. Als ich wieder reinkam, standen alle um meinen Platz herum. Eine Blonde mit enormen Titten wandte sich nach mir um und hängte mir die Dinger vors Gesicht und sagte: »Ah, Sie haben FRÜHER schon gemalt, nicht wahr?« »Nee, das ist mein erstes Bild.«
»Ah, Sie machen einen SCHERZ !«
»Ummmmmmm«, war alles, was ich sagen konnte. Der Professor griff sich mein Opus und hängte es vorne an der Tafel auf. »Sehen Sie, meine Herrschaften, DAS ist es, was ich von Ihnen möchte! Dieses GEFÜHL . . . diesen NATÜRLICHEN FLUSS . . .!«
Ach du große Scheiße, dachte ich.
Sie stand wütend von ihrem Platz auf, packte ihren Kram zusammen und verschwand im Nebenzimmer. Sekunden später hörte man da drin Papier in Fetzen gehen und Farbtöpfe an den Wänden zerschellen. Der Professor kam auf mich zu. »Mr. Bukowski... ist die Dame da drin Ihre . . . Frau?«
»Äh . . . ja.«
»Nun, wir dulden hier nämlich nicht solche PrimadonnaAllüren. Öh, vielleicht wäre es gut, wenn Sie das Ihrer Frau Gemahlin sagten. Und, öh, was ich Sie fragen wollte: würden Sie mir gestatten, Ihr Werk in die Kunstausstellung aufzu nehmen . . .?«
»Klar.«
»Oh, verbindlichsten Dank, danke sehr, sehr freundlich von Ihnen!« Der Professor hatte ganz eindeutig eine Meise. Alles, was ich zusammenschmierte, wollte er für seine Kunstausstellung. Dabei wußte ich nicht einmal, wie man richtig die Farben mischt. Ich rührte einfach etwas zusammen, tunkte den Pinsel rein und fuhrwerkte damit auf dem Papier herum. Das Ganze sah aus, als sei ein Hund mit Dünnschiß darüber gerannt.
Jedenfalls, die Frau Gemahlin hatte den Kanal voll und steckte das Malen auf. Und ich vermachte dem Professor meinen impressionistischen Dünnschiß und meldete mich ebenfalls ab. Dann fing sie an, mir von ihrem Türken vorzuschwärmen, der sei so ein feiner Mensch. »Er trägt eine purpurne Krawattennadel, und heut hat er mich auf die Stirn geküßt, so ganz dezent und hat gesagt, ich seh HIMMLISCH aus.« »Hör zu, Sweetheart, sowas gehört zum Standard -Repertoire sämtlicher Bürohengste. Manchmal kommt was dabei heraus, meistens aber nicht. Die meisten von diesen Typen onanieren daheim in ihrer Besenkammer und sehen sic h zuviele Filme mit Charles Boyer an. Die Typen, die wirklich was zu bieten haben, machen nicht solchen Zirkus. Ich mach jede Wette, dein Verehrer geht zu oft ins Kino. Faß ihm an die Eier, und er läuft davon.«
»Aber WENIGSTENS ist er ein GENTLEMAN ! Und er ist immer so überarbeitet. Er tut mir richtig leid.«
»Überarbeitet! Von WAS denn? Vom Heftklammern -Sortieren?«
»Er hat ein Autokino, da muß er immer noch bis spät in die Nacht arbeiten. Er kommt überhaupt nicht richtig zum Schla fen.«
»Na, da will ich Schweinchen Schlau heißen . . .«
»So heißt du auch«, hauchte sie. In dieser Nacht kamen die Geranien zweimal auf mich runter.
Und dann kam der Abend, als ich die pikanten chinesischen Schnecken servierte. Ich war im Supermarkt gewesen, und zum erstenmal war mir dieses Regal mit den Spezialitäten aufgefallen. Ich kaufte den ganzen Mist. Winzige Tintenfische, Schnecken, Schlangen, Eidechsen, Raupen, Heuschrecken . . . Als erstes kamen die Schnecken auf den Tisch. »Ich hab sie in Butter gedünstet«, sagte ich zu ihr. »Greif zu. Das fressen die armen Schlucker im Osten jeden Tag. Hier zahlt man sich krumm und bucklig dafür . . .«
»Die schmecken wie aus Gummi. . .«
»Gummi, Gummi . . . iss sie!«
»Sie haben so kleine Arschlöcher . . . man kann richtig ihre kleinen Löcher sehen . . . ohh . . .«
»Alles, was man ißt, hat ein Loch. Du hast eins, ich hab eins, wir alle haben Löcher. Sogar dein Krawattenmuffel . . .« »Ohhhhh . . .«
Sie wurde grün im Gesicht, fing an zu würgen und stürzte ins Bad. Ich brach in brüllendes Gelächter aus, und während mir die Tränen übers Gesicht liefen, schlappte ich die kleinen Arschlöcher eins nach dem anderen auf und spülte sie mit Bier
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