Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
Scheck aus und zurück gings nach L. A. Mit dem Bus. Zwei verstaubte und verdreckte Millionäre in einem GreyhoundBus nach Los Angeles. Und es kam noch schlimmer: sie bestand darauf, daß wir unseren Unterhalt selbst verdienten. Also heuerte ich wieder als Packer an, und sie hockte zu Hause herum und wünschte nichts sehnlicher, als auch einen Job zu finden . . . Nach der Arbeit mußte ich mich jeden Abend besaufen. »Großer Gott«, sagte ich, »was hab ich nur gemacht. Ich hab 'ne Dorftrampel geheiratet.« Daß ich vor der Million keinen Respekt hatte, ging ihr wirklich an die Nieren. Wir hatten ein kleines Haus in den Außenbezirken gemietet, und der Hof hinterm Haus war völlig mit Gras zugewachsen und voller Fliegen. Sie schwirrten zu Tausenden herum und raubten mir langsam den letzten Nerv. Ich rannte jeden Tag mit einer großen Spraydose raus und killte, soviele ich konnte, aber sie nahmen nicht ab.
Das bescheuerte Volk, das vor uns da gewohnt hatte, hinterließ uns eine sinnreiche Einrichtung im Schlafzimmer — sie hatten um das ganze Bett herum Regale gebaut, auf denen unzählige Töpfe mit Geranien standen. Wenn wir fickten, wackelte das Bett, und dann fing der ganze Apparat an zu wackeln, es klang wie ferner Donner, wenn die Blumentöpfe auf den Regalen tanzten, und ich hörte mittendrin auf. »Nein NEIN , MACH WEITER , AHH , MACH WEITER !« Und ich raffte mich auf, versuchte meinen Rhythmus wiederzufinden, und dann kam der ganze Laden auf mich herunter, die Geranien fielen mir auf den Arsch und auf den Kopf, und auf den Rücken und die Beine, und sie schrie und lachte in ihrem Delirium und KAM .
Die Blumentöpfe hatten es ihr wirklich angetan. »Ich werd diese ganze Scheiße von der Wand reißen!« sagte ich ständig; aber sie hatte so eine nette Art, mich davon abzubringen, daß ich die Dinger immer wieder aufstellte, und alles blieb beim alten.
Dann kaufte sie eines Tages einen kleinen schwarzen Hund, der einen Dachschaden hatte, und nannte ihn Bruegel. Nach ein paar Tagen verlor sie das Interesse an ihm. Sie trat ihm in die Rippen, wenn er ihr in den Weg kam, und raunzte ihn an: »Hau ab, Scheißviech!« Die einzige Freude, die der Hund hatte, waren unsere abendlichen Kämpfe, wenn ich im Suff mit ihm auf dem Fußboden herumrollte.
Sie kaufte einen neuen Wagen, einen 57er Plymouth — ich fahr ihn heute noch — und ich sagte ihr, bei der Landespolizei hätte sich ein Job für sie ergeben. Sie stellte sich vor und bezog einen Schreibtisch im Büro des Sheriffs. Ich erzählte ihr, die Spedition hätte einiges Personal entlassen müssen, darunter leider auch mich.
Nun wusch ich jeden Tag den Wagen und holte sie von der Arbeit ab. Eines Tages, ich parkte vor dem Gebäude und sie stieg gerade ein, da kamen lauter solche bleichgesichtigen Typen in geblümten Hemden und mit eingefallenen Schultern und blöden Kaugummi-Visagen aus dem Gebäude. »Was sind denn das für traurige Armleuchter?« fragte ich sie. »Das sind Polizeibeamte«, sagte sie in ihrem hochnäsigen Zickenton.
»Ah, erzähl mir doch keine Märchen! Diese mickrigen, dusseligen Scheißer? Das sind doch im Leben keine Bullen! Was? Ach komm, das sind doch keine Bullen!«
»Das sind Polizeibeamte, und es sind alles SEHR nette Jungs.« »Oh, SHIT !« sagte ich.
Sie war tödlich beleidigt. In der Nacht fickten wir nur einmal. Am nächsten Tag war wieder was anderes kaputt. »Das da ist Jose«, sagte sie. »Er ist Spanier.«
»Spanier?«
»Ja, er ist in Spanien geboren.«
»Die ganzen Mexikaner, mit denen ich in den Fabriken gearbeitet hab, die behaupten alle, sie seien in Spanien geboren. Das ist alles Theater.«
»Aber Jose ist in Spanien geboren. Ich weiß es.«
»Woher willst du denn das wissen?«
»Er hat es mir gesagt.«
»Oh, SHIT !«
Am Abend beschloß sie, in den Zeichenkurs zu gehen. Sie war ständig am Kritzeln und Malen.
»Ich werd auch hingehen«, sagte ich.
» DU ? Wozu denn?«
»Damit du jemand hast, mit dem du in der Pause Kaffee trinken kannst. Und ich kann dich dann immer hinfahren und wieder zurück.«
»Na schön, wenn du willst . . .«
Wir belegten den gleichen Kurs, und nach drei oder vier Abenden fing sie an nervös zu werden und die Seiten aus ihrem Zeichenblock zu reißen und zusammenzuknüllen. Ich hockte einfach an meinem Platz und gab mir Mühe, sie nicht anzusehen. Alle taten ganz geschäftig und vertieft, kicherten aber ständig, als sei das Ganze ein blöder Witz und als sei es ihnen peinlich, hier zu sitzen wie

Weitere Kostenlose Bücher