Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers
habt.»
Ich bin mir nicht sicher, aber das Wort
«danke»
hatte einen Hauch von subtilem Unterton. Er meinte es wohl nicht so, wie er es geschrieben hatte. War mir aber egal, ich meinte die Wörter «leider», «schade», «schön» und « gerne» ja auch nicht so, wie ich sie geschrieben hatte.
SO MACHT DER URLAUB DOPPELT SPASS
Dieses Erfolgserlebnis hat mich nachhaltig geprägt. In der Zwischenzeit hat mich das Cachefieber voll gepackt. Ich habe ständig mein GP S-Gerät dabei und versuche zwischendurch immer mal wieder, eine versteckte Dose zu heben. Allerdings habe ich auch die kleinen Freuden meines neuen Hobbys kennengelernt, den einfachen «Traditional». Der ist einfach genau da versteckt, wo einen die Koordinaten hinführen. Keine Umwege, keine Aufgaben.
Man sollte jedoch nie dem Irrtum verfallen, ein «Tradi», so nenne ich den Traditional gerne, wenn ich cool sein will, sei besonders einfach. Er kann nämlich ganz spezifische Probleme aufwerfen – zum Beispiel wenn der Cache auf einem Gipfel liegt und man erst mal drei Stunden bergwandern und dabei 1500 Höhenmeter überwinden muss. Oben angekommen, empfindet man das Suchen des Caches dann als wahre Entspannung. Wie eine kühle Brise nach einem harten Tag als Dachdecker oder beim Teergießen einer Straße bei 40 Grad im Schatten. Deshalb ist es extrem wichtig, bereits im Vorfeld strategisch an die Cacheauswahl heranzugehen. Dabei ist es fast egal, WO man einen Cache suchen will, man muss sich nur VORHER entscheiden.
So habe ich es dann auch bei einem meiner letzten Österreichurlaube getan. Ich liebe Österreich, die haben dort einfach mit die schönsten Berge. Diesmal war meine Frau dabei. Wir gingen zum ersten Mal gemeinsam cachen und wollten so den einen oder anderen Spaziergang interessanter gestalten. Außerdem wollten wir in diesem Urlaub die Gelegenheit nutzen und mit Hilfeeiniger Caches ein paar von Touristen nicht oft besuchte, aber doch sehr schöne Stellen finden. Die Frage war nur: welchen?
Zum Glück gibt es mehrere Möglichkeiten, die einem helfen, einen Cache auszuwählen, der sich ungefähr an dem Ort befindet, wo man seine Zeit mit Suchen verbringen möchte, und der einem dann auch noch Spaß macht.
Ich beschloss zunächst, einfach jemanden aus meinem Freundeskreis zu fragen, der sich an dem Ort auskannte, an den wir fuhren. Da sich aber niemand dort auskannte, fiel diese Möglichkeit leider aus. Das ist meistens so, deshalb wird dieses Verfahren von mir generell sehr selten genutzt.
Ich setzte mich an den Computer, denn hin und wieder findet man etwas in den einschlägigen 19 Foren, in denen wir uns austauschen, und schrieb so was wie: «Liebe Geocacher, ich habe großes Glück und fahre demnächst nach Kärnten in Urlaub. Kann mir jemand netterweise sagen, welche … »
Ach nein, ich muss mich korrigieren, immerhin geht es um ein Internetforum : «Bin untrewegs in Öreich, hat jemand ne Cacheidee, soll nicht schwehr sein wenn doch, egal. Einfach so odr per pm. Mailaddi grad off Thx.» 20
Da auch das erfolglos war, blieb noch eine andere Möglichkeit: selbständig direkt im Internet danach zu suchen. Letztendlich landet man irgendwann auf einer Seite, auf der die Cachebeschreibung zu finden ist. Das heißt Koordinaten, Schwierigkeitsgrad, Hinweise und noch sehr viel mehr. Oft ist auch eine kleinere Beschreibung oder gar eine Geschichte beigefügt. Man findet al l es, von: «Da liegt er, viel Spaß beim Suchen», bis zu: «Zunächst ein paar Informationen: Im Jahre 1874 […] Später wurde das Gebäude […] Als dann aber nach dem Krieg […] zog sich der Erbauer zurück und wurde Dichter […] so viel zum Schicksal seiner Frau. Trotzdem entstand folgendes Gedicht: […] Jahre später wurden diese Strophen hinzugefügt […] an der Koordinate findet ihr den Gedenkstein des Dichters.»
Hätte der Cacheleger sich allgemein ausgedrückt und hätte er am Ende statt der Formulierung «des Dichters» die Alternative «eines Dichters» gewählt, so hätte er sich die ganzen Einzelheiten sparen und die 93 DIN-A 4-Seiten Text getrost weglassen können. Dann hätte ich sehr viel weniger lesen und sehr vielweniger Papier durch die Gegend schleppen müssen – aber ich hätte auch sehr viel weniger gelernt.
Für unseren Österreichurlaub hatten meine Frau und ich uns schon zu Hause für eine Reihe von Caches entschieden und deren Beschreibungen mitgenommen. Sollten wir Zeit haben, würden wir uns dann einfach einen aussuchen
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