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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
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mit Buddeln. Natürlich falle ich nicht sofort auf die Knie und grabe mich bis zum Bauchnabel in die Pampa ein. Nein, das Ganze entwickelt sich langsam. Zuerst streife ich ein bisschen durchs Gelände, den Blick zwischendurch immer mal wieder auf das GP S-Gerät gerichtet, damit ich mich nicht aus Versehen zu weit vom Zielpunkt entferne.

    Hier sieht man, dass es sich bei der Cachesuche um ein exponentielles Problem handelt, will heißen: Sie wird nicht einfacher. Ich bitte übrigens, die Ungenauigkeit in der Darstellung zu entschuldigen. Interessanterweise ist für den Computer (mit einem solchen wurde diese Grafik nämlich erstellt) ein Additions-Subtraktions-Fehler schlimmer als ein Produkt- oder Quotientenfehler – wenn es um die Genauigkeit geht. Warum? Keine Ahnung, aber ich solle es erwähnen, hat mir ein Doktor der Informatik gesagt, und der muss es wissen.

    So auch diesmal: Mein Blick schweifte übers Gehölz, über die Wiese und auf meine Frau, die den Cache ja wohl hoffentlich nicht VOR mir finden würde. Ich sah mich also um, ob mir irgendwo ein definitiv nicht in die Landschaft gehöriges Stück Plastik auffiel.
    Nicht dass es überhaupt ein in die Landschaft gehöriges Stück Plastik gibt, aber es gibt nun mal solches «nicht in die Landschaft gehöriges Plastik» und solches «nicht in die Landschaft gehöriges Plastik». Mal ist es der Schimmer einer milchig weißenTupperdosenkante, mal die aus dem Erdreich wie zufällig herausragende Ecke einer Plastiktüte.
    Zurück nach Österreich: Da war was. Ich ging also – vor meiner Frau wohlgemerkt – zu meiner Entdeckung hin, zupfte, zog, zerrte, packte mit beiden Händen an, fluchte über den Cacheleger, wie er nur auf so eine blöde Idee kommen konnte, riss das Stück Plastik ab, flog durch die Luft, landete unsanft auf dem Rücken, fluchte direkt nochmal, auch wenn ich mit dem ersten Fluch noch nicht fertig war, und stellte fest: Das war eine vergrabene Mülltüte! Jippie! Mit   … Müll. Schade eigentlich!
    Instinktiv war mir sofort klar, dass ein Cache nicht wirklich sooooo tief und soooo fest in der Erde vergraben sein konnte. Wer wäre schon so bescheuert und würde versuchen, das herauszuziehen? Meine Frau lief währenddessen ganz konzentriert von Ort zu Ort und hob da einen Ast an, schob dort einen Haufen Reisig auseinander. Ich begann dagegen mit Stufe zwei der Suchtechnik: mit den Füßen vorsichtig Sand, Laub, Geäst und Blätter beiseiteschieben. Dabei war ich die ganze Zeit auf der Hut, aus Angst, irgendwas zu finden, was ich gar nicht finden wollte. Auch wenn es den Boden düngte.
    Im Winter ist das übrigens bedeutend schwieriger – auch wenn der Dünger dann nicht mehr so problematisch erscheint. Ich bitte den Leser, mir den folgenden Exkurs zu verzeihen, aber das Erlebte hat mich tief geprägt:
    Einmal habe ich bei der Suche nach einem Cache eine komplette Bergkuppe vom Schnee befreit. Ich war damals auf dem Weg zu Dreharbeiten und fuhr von München nach Prag. Das Angebot, zu fliegen oder abgeholt zu werden, hatte ich natürlich ausgeschlagen, weil ich weder einen mir wildfremden Fahrer noch einen Piloten anweisen wollte, bitte kurz diesen oder jenen Wald anzusteuern, um mich für zwei Stunden darin verschwinden zu sehen. Es war Winter, und die tschechischen Wälder warenweiß wie   … na ja, wie ein Winterwald eben. Und ich versank teilweise bis zur Hüfte im Schnee, dabei ging es damals um zwei klassische Traditionals. Ich also schnurstracks in Richtung Finalkoordinaten, zuerst einen steilen, matschigen Waldweg hinauf, auf der Bergkuppe an einer Ruine vorbei (nebenbei den ersten Cache gehoben), dann weiter bis zu einem Plateau am Ende eines langen Hügels mit einem wunderschönen Ausblick. Im Sommer. Leider war es Winter. Irgendwo hier sollte der Cache liegen, und mir blieb nichts anderes übrig, als ein bisschen Schneeräumer zu spielen. Nach einer Weile sah die Stelle aus wie eine Oase des Frühlings in verschneiter Landschaft. Die Blumen dankten es mir, hoben die Köpfchen, entfalteten die Blüten und unterstützten mich, fröhliche Lieder singend, beim weiteren Schneeräumen. Und das alles nur, damit ich letztendlich merkte, dass der Cache in einer weit über der Schneedecke liegenden Felsspalte verborgen war.
    In Österreich gestaltete sich die Suche da schon leichter: kein Berg und auch kein Schnee. Nach einer ganzen Weile waren meine Frau und ich allerdings immer noch erfolglos, und allmählich wurde ich aktiver. Ich nahm

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