Auge um Auge
Colonel traten rasch zum Bett und Blake machte ihnen Platz.
»Gehen Sie bitte, meine Herren«, forderte der Colonel sie auf.
»Um Himmels willen, was geht da bloß vor sich?«, überlegte der Präsident im Aufenthaltsraum.
»Darf ich Sie an das Gespräch erinnern, das ich vor nicht allzu langer Zeit mit Charles Ferguson geführt habe, Mr. President? Es ging um eine Reise, die Lady Kate Rashid nach Nordirland unternommen hat – mit Sean Dillon als ihrem Aufpasser.«
Als Blake wenig später wieder in den Aufenthaltsraum kam, saß der Präsident mit gerunzelter Stirn da und trank Kaffee. Er hob den Kopf. »Und?«
»Casey ist tot. Ich habe mit Harper in der Kommunikations
zentrale gesprochen. Er lässt die Lage auf Long Island überprüfen, das heißt, die Rashids.«
Cazalet steckte sich eine Marlboro an, stand auf und schritt im Zimmer umher. »Das ist ja wirklich kaum zu glauben. Rashid ist einer der reichsten Männer der Welt, ein Earl, ein Kriegsheld, ein Freund des britischen Königshauses. Wer zum Teufel würde so was denken?«
»Niemand, Mr. President, niemand auf der großen, weiten Welt. Casey ist tot, und was er gesagt hat, könnte man leicht als das Geplapper eines Sterbenden abtun. Momentan haben wir nicht das Geringste gegen Rashid in der Hand.«
»Aber weshalb ist er so wild entschlossen, Blake?«, überlegte Cazalet.
»Da gibt es viele Gründe, nehme ich an. Das Attentat auf ihn selbst, der Tod seiner Mutter, der Verrat des Sultans, sein Herzenswunsch, Hazar von unserem Einfluss zu befreien. Wir sind der große Satan, vergessen Sie das nicht. Einerseits ist er zwar Engländer, aber seine Abstammung von den Beduinen … nun, ich hätte keine große Lust, mit ihm allein in der Wüste zu hocken.«
»Das ganze Geld«, sagte Cazalet. »Es bedeutet ihm nichts, oder?«
»Es ist nur ein Mittel, das ihm Macht verschafft. Weil er es hat, kann er mit einem Hubschrauber in die Wüste fliegen, um dort mit seinen Kriegern auf dem Kamel umherzustreifen. Nichts ist ihm wichtiger.«
Eine lange Pause entstand. Cazalet wollte den Faden gerade wieder aufnehmen, als Blakes Handy läutete. Blake hob ab, lauschte und sagte dann: »Gut, ich melde mich gleich wieder.« Er sah den Präsidenten an. »Harper. Die Rashids waren in Quogue.«
»Und?«
»Vor vier Stunden sind sie vom Flughafen Westhampton gestartet. Paul und Kate Rashid und ein Mann namens Thomas Anderson.«
»Aidan Bell?«
»Anzunehmen. Flugziel ist der britische Air-Force-Stützpunkt Northolt.«
Wieder entstand eine lange Pause, bevor Cazalet sagte: »Wir können nichts unternehmen, stimmt’s?«
»Ehrlich gesagt, nein, jedenfalls vorläufig nicht. Aber ich spreche mit Ferguson.«
»Gut. Tun Sie das und fliegen Sie dann selbst nach London. Ich möchte, dass Sie alles mit dem Brigadier koordinieren.«
»Der ist übrigens gerade befördert worden. Jetzt ist er Major General.«
»Tatsächlich? Das freut mich. Ich werde ihn selbst noch anrufen, bevor Sie abfliegen. Heute war ein wirklich schlimmer Tag. Fliegen wir zurück nach Nantucket.«
Die Gulfstream befand sich in der Mitte des Atlantiks, als die Rashids und Bell eine leichte Mahlzeit aus Räucherlachs, Salat und Champagner zu sich nahmen.
Bell leerte sein Glas. »Also, was nun?«
»Ich denke darüber nach«, erwiderte Paul Rashid. »Vorläufig habe ich in Hazar andere Probleme. Ich melde mich wieder.«
»Warten Sie nicht zu lang. Inzwischen fahre ich heim nach Drumcree und schaue nach, ob alles in Ordnung ist und ob die Burschen sich auch anständig benehmen.«
»Bestimmt tun sie das«, bemerkte Kate Rashid.
»Normalerweise schon. Sie bringen mich nicht gern in Rage.«
Bell kippte seinen Sessel zurück und schloss die Augen. Schließlich war es ein langer Tag gewesen.
LONDON
6
Am Cavendish Place saß Ferguson spät in derselben Nacht mit Dillon und Hannah Bernstein zusammen, um die ganze Sache zu besprechen. Nachdem sie stundenlang diskutiert hatten, ohne zu einem eindeutigen Schluss zu kommen, sagte Ferguson: »Na schön, also hat sein Privatkiller, dieser Aidan Bell, Cazalet verfehlt, weil der eine Menge Glück hatte. Ich glaube nicht, dass sie es noch einmal mit dem Präsidenten versuchen werden. Aber wer ist das neue Ziel?«
»Da er es offenbar gleichermaßen auf die Amerikaner und die Russen abgesehen hat«, sagte Hannah Bernstein, »wie steht es dann mit dem russischen Ministerpräsidenten,
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