Auge um Auge
General?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Aidan Bell in Moskau tätig wird«, warf Dillon ein.
»Das bräuchte er gar nicht«, sagte Ferguson düster.
»Am 17. des kommenden Monats wird der Ministerpräsident
in London erwartet. Handelsgespräche mit dem Premierminister.«
»Das wusste ich gar nicht, Sir«, sagte Hannah.
»Die Öffentlichkeit wurde auch noch nicht informiert, Superintendent. Das ist in sechs Wochen.«
»Also glauben Sie, er könnte das Ziel sein?«
»Woher soll ich das wissen? Was meinen Sie, Dillon?«
»Das wäre allzu offensichtlich.«
»Auf Cazalet hat das auch zugetroffen, zumindest im Nachhinein. Das nützt jetzt aber nichts mehr. Wer könnte es sonst noch sein?«
»Keine Ahnung«, sagte Dillon. »Das Beste wäre … ihn einfach zu fragen.«
Verblüfftes Schweigen, dann wiederholte Hannah Bernstein: »Ihn zu fragen?«
Dillon sah Ferguson an. »Brigadier …« Er lachte. »Verzeihung … General. Früher haben Sie manchmal von Situationen gesprochen, bei denen die Gegenseite wusste, dass wir informiert waren – und umgekehrt.«
»Stimmt.«
»Da können wir doch ein wenig Druck auf den guten Earl ausüben. Wir könnten dafür sorgen, dass er weiß, was wir wissen, und dass wir ihm auf den Fersen sind.«
Ferguson nickte. »Keine schlechte Idee. Vielleicht bringt es ihn ein wenig durcheinander und macht ihn unvorsichtig. Warten wir, bis Blake morgen früh kommt, und dann überrumpeln wir Rashid in seiner Höhle.«
»Ausgezeichnet«, sagte Dillon. »Und Aidan ist wahrscheinlich wieder daheim in Drumcree. Überprüfen wir das. Können Sie ein paar Leute beauftragen, das zu klären, Charles? Auf Liam Casey muss Aidan Bell nun zwar verzichten, aber ihm bleiben immer noch Tommy Brosnan, Jack O’Hara, Pat Costello – ein ganzer Haufen Ganoven. Klären wir, ob die noch immer alle im County Down sind.«
Als die Rashids am folgenden Abend die Piano-Bar des Dorchester betraten, sahen sie Sean Dillon am Klavier sitzen. Er trug einen dunkelblauen Anzug und eine Krawatte in den Farben der Grenadier Guards. Im Mundwinkel hing ihm wie immer eine Zigarette, die jedoch nicht angezündet war.
Kate Rashid ging zu ihm, ließ ihr goldenes Feuerzeug aufflammen und gab ihm Feuer. »Besser so?«
»Gott schütze Sie, Ma’am, weil Sie so eine gute Seele sind. Und weil ich Sie so heiß und innig liebe, verzeihe ich Ihnen, dass Sie mich in Bezug auf den Trip nach Drumcree reingelegt haben.«
»Reingelegt?«
»Genau. Ich weiß alles darüber, wie der gute Aidan versucht hat, den Präsidenten umzulegen. Sehr ungezogen, Kate, wirklich sehr ungezogen.«
Sie zündete sich ebenfalls eine Zigarette an. »Also, Dillon, ich hätte Sie nie für jemanden gehalten, mit dem die Fantasie so durchgeht.«
»Ach, ich bin völlig realistisch, meine Liebe. Aidan Bell hat auf Nantucket versucht, Liam Casey endgültig ins Jenseits zu schicken, aber Casey hatte einen Browning in der Taucherjacke und der hat die Kugel abgelenkt. Einen Bauchschuss hatte er natürlich trotzdem.«
»Wie interessant.«
»Trotzdem hat er lange genug weitergelebt, um die Sache auszuplaudern. Er war ziemlich sauer auf Aidan, der gute Liam.«
»Ja, das kann ich mir vorstellen«, sagte Kate.
»General Ferguson muss jeden Moment hier sein, gemeinsam mit Blake Johnson. Ich würde Ihnen ja sagen, wer Blake ist, aber bestimmt wissen Sie das schon, nicht wahr, Kate? An Ihrer Stelle würde ich mir anhören, was die beiden zu sagen haben.«
Kate drehte sich um und ging zu ihren Brüdern zurück. Die Rashids unterhielten sich schon eine Weile, als Charles Ferguson mit Hannah und Blake Johnson auf der Treppe neben der Theke erschien. Die drei kamen herunter und gingen zu den Rashids. Als sie sich gesetzt hatten, glitt Dillon vom Klavierhocker und gesellte sich zu ihnen.
»Nun, Mr. Dillon«, sagte Paul Rashid, »da haben Sie meiner Schwester ja eine äußerst merkwürdige Geschichte erzählt.«
»Der Bericht aus erster Hand ist sogar noch besser«, meinte Blake. »Ich war selbst da. Liam Casey wollte auf mich schießen, aber ich habe ihn in den Bauch getroffen. Daran ist er schließlich gestorben, doch vorher haben der gute Liam und ich ein wenig miteinander geplaudert.«
»Sie haben keinerlei Beweise, das ist Ihnen wohl klar«, sagte Paul Rashid.
»Stimmt«, erwiderte Charles Ferguson, »jedenfalls momentan. Aber das wird sich ändern, Rashid. Ich habe vor, Sie bis
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