Auge um Auge
auf, holte den Browning heraus und schoss Grant zwischen die Augen. Dann griff er nach der Reling, zog sich hoch und gab mehrere Schüsse auf den Dolphin ab, der daraufhin langsam unterging. Bell durchsuchte die Fächer im Ruderhaus und fand eine Kette, die er um Grants Knöchel schlang, bevor er ihn unter der Reling durchschob. Während die Leiche im Wasser versank, holte Bell rasch die Netze ein. Dann ging er nach unten, besorgte sich aus der Kombüse eine Flasche irischen Whiskey und eilte wieder an Deck. Er ging ins Ruderhaus, startete die Motoren und fuhr los, eine Hand am Ruder, während er Whiskey in einen großen Plastikbecher schenkte. Er leerte ihn in einem Zug und schenkte sich noch einen ein, während es wieder zu regnen begann.
Im Wohnzimmer ihrer Villa in Quogue saßen Paul und Kate Rashid am offenen Kamin. Michael und George waren in London. Das verschlüsselte Handy von Paul läutete, er hob ab und hörte die Stimme von Bell.
»Was gibt’s Neues?«
»Es ist schief gelaufen.«
Bell berichtete, was geschehen war. Es war eine relativ korrekte Version der Ereignisse, bei der er nur die Tatsache unterschlug, dass er Liam Casey erschossen hatte.
»Ich möchte Ihnen sagen, dass es mir Leid tut«, erklärte Bell, »aber ich habe nichts falsch gemacht, sondern alles richtig. Es lag an dem verfluchten Hund.«
»Wissen Sie, was die Araber sagen? Inshallah. Das ist der Wille Gottes«, kommentierte Paul Rashid. »Konnten Sie den Hund nicht erschießen?«
»Dazu war keine Zeit.«
»Wann sind Sie da?«
»In vier Stunden.«
»Na gut. Am Flughafen Westhampton wartet eine Gulfstream. Meine Schwester ist hier. Wir fliegen zusammen nach England zurück.«
»In Ordnung.«
»Was ist mit Grant? Ich hasse Mitwisser.«
»Um den habe ich mich schon gekümmert. Wie sagt man doch? Arthur Grant schläft bei den Fischen.«
»Und was ist mit seinem Boot?«
»Ich schwimme an Land.«
»Dann bis bald.«
Paul Rashid legte auf und schaute Kate an. »Ein Hund – dieser Flat-coated Retriever des Präsidenten, namens Murchison.« Er begann zu lachen, dann griff er wieder nach seinem Handy. »Ich rufe am Flughafen an und lasse die Gulfstream startklar machen. Und dann trinken wir ein Glas Champagner.«
»Auf wen denn?«
»Na, auf Murchison natürlich.«
Im Krankenhaus dauerte der Kampf um das Leben von Clancy Smith volle vier Stunden. Die Air Force flog zwei weitere Notfallchirurgen und den Leibarzt des Präsidenten ein.
Nach der Operation setzten Cazalet und Blake sich eine Weile zu Clancy, dessen Schmerzen mit Medikamenten betäubt worden waren. Der leitende Chirurg kam herein, um ihn zu untersuchen.
»Sie sind bald wieder auf den Beinen, Junge.«
»Vielen Dank, Sir.«
Der Chirurg nickte Cazalet zu, der ihm auf den Gang folgte. »Mr. President, schätze ich die Lage richtig ein?«
»Robert, Sie müssen mir einen heiligen Eid schwören, dass Sie den Mund halten«, erwiderte Cazalet.
»Natürlich, Mr. President. Das, was wir dem jungen Mann herausoperiert haben, war die Kugel eines AK-Gewehrs. In Vietnam habe ich selbst eine in den Leib bekommen.«
»Tja, die hier war für mich gedacht, aber der tapfere Bursche hat mich zur Seite gedrückt, sich umgedreht und sie an meiner Stelle abbekommen.«
»Gott im Himmel! Und der andere?«
»Ist der Attentäter. Allerdings gab es womöglich noch einen zweiten. Wird er überleben?«
»Ich bezweifle es. Ich halte Sie auf dem Laufenden. Wir sind bald fertig.«
Cazalet ging wieder ins Zimmer und brachte Blake auf den neuesten Stand. »Hoffen wir, dass er überlebt. Die Sache ist mehr als seltsam und ich wüsste gern, wer dahinter steckt.«
Clancy, der allmählich einzudämmern schien, fragte: »Habe ich meinen Job noch, Mr. President, oder sagen Sie Campbell, er soll jemand anderen herbeordern?«
»Nur über meine Leiche.«
Clancy musste unwillkürlich lachen. »Mein Gott, tut das weh. Aber Sie müssen zugeben, das ist irgendwie ganz lustig.«
»Schlafen Sie jetzt ein wenig, Clancy«, sagte Blake. »Der Präsident und ich werden uns was zu essen besorgen. Bis später.«
Aidan Bell hatte großes Glück, als er sich Quogue auf der Alice Brown näherte. Ein dichter Nebel hing über dem Meer und hüllte alles ein. Einen knappen Kilometer vor der Küste schob er das mit einem kleinen Außenborder ausgerüstete Beiboot über Bord, dann ging er unter Deck und öffnete die Bordventile. Er stieg ins Beiboot,
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