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Auge um Auge (German Edition)

Auge um Auge (German Edition)

Titel: Auge um Auge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han , Siobhan Vivian
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Seidenband. Mom hatte unbedingt gewollt, dass ich ein Kleid anziehe, aber ich wäre mir so blöd vorgekommen, so fein gemacht bei Alex zu Hause zu erscheinen. Ich entschied mich stattdessen für einen Schottenrock, dazu einen leuchtend grünen Pullover und, weil Weihnachten war, das rote Seidenband im Haar.
    »Cool«, sagte Alex und schaute wieder auf seine Gitarre. »Rot steht dir gut. So wie dieses ... dieses Hemd, das du manchmal anhast.« Sein sommersprossiges Gesicht hatte auf einmal dieselbe Farbe wie seine Haare. Er schlug ein paar Akkorde auf der Gitarre an. »Letzten Montag hattest du es an, kann das sein?«
    Etwas Rotes hatte ich am Montag nur in Sport an. »Das war mein Trikot von der alten Schule«, erklärte ich ihm.
    »Echt hübsch«, sagte er. Inzwischen war sein Gesicht so rot wie mein Haarband. »Bei uns brauchen wir keine einheitlichen Sachen für den Schulsport«, sagte er.
    »Ich weiß«, sagte ich.
    Einige Augenblicke lang war die Situation ein bisschen peinlich, aber dann stand Alex auf und ging ins Bad, und ich widmete mich wieder dem PC .
    ···
    O Gott. Diese Weihnachtsparty – das war in unserem Freshman-Jahr. Daran hat er sich erinnert? Nach so langer Zeit? Das kann nicht sein.
    Ich sehe ihn an, und er sieht mich an. Sofort wendet er den Blick ab. Das Gedicht ist also tatsächlich über mich.
    Ashlin neben mir hält sich die Hand vor den Mund. »Lieber Himmel«, sagt sie kichernd. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass unser Alex ein Dichter ist!«
    Mir dreht sich der Kopf.
    »Wer war das?«, will Alex wissen. Er ist richtig wütend und knallrot im Gesicht.
    Reeve liegt fast am Boden vor Lachen. »Mann, das ist der Song, an dem du gearbeitet hast, hab ich recht? Komm schon, gib’s zu. Das muss dir nicht peinlich sein, das Zeug ist gut. Du hast echt Talent.«
    »Halt’s Maul, Reeve.« Wir sehen zu, wie Alex anfängt, die Poster von der Wand zu reißen.
    Wie hat Kat die bloß so hoch oben anbringen können?
    »Mann, Alex, wie wär das, du und ich und Eskimoküsse die ganze Nacht?«, fragt Reeve. Er legt Alex einen Arm um die Schulter und prustet vor Lachen.
    Alex stößt ihn weg. »Warst du das?«
    Reeve schüttelt den Kopf. »Quatsch! Ich schwör’s bei deinem roten Band!«
    Alex nimmt schnell die restlichen Poster ab und geht mit großen Schritten davon. Unterwegs stopft er alles Papier in den Müll.
    Reeve fängt an, das Gedicht laut vorzusingen, und alle lachen.
    Ich gehe zu ihm und reiße ihm das Blatt aus der Hand. »Du bist so ein Idiot«, sage ich laut. Und zu Ashlin gewandt: »Komm, gehen wir zurück ins Klassenzimmer.«
    Als wir beide uns entfernen, ruft Reeve mir noch nach: »Dein Sinn für Humor ist echt unterentwickelt, Cho.«
    Ich drehe mich nicht um, sondern gehe einfach weiter. Ashlin redet über Alex’ Gedicht oder Song oder was auch immer, aber ich höre kaum hin. Ich muss immer an seinen Gesichtsausdruck denken, als unsere Blicke sich trafen.
    Kann es sein, dass er mich wirklich so gern mag? Aber falls das stimmt – was will er dann von meiner Schwester? Es passt alles nicht zusammen.

22 MARY  Ich komme mir vor, als wäre ich ein völlig neuer Mensch. Wenn ich Reeve über den Weg laufe, weiche ich ihm nicht länger aus, sondern gehe hoch erhobenen Hauptes an ihm vorbei. Es ist mir inzwischen egal, ob er mich bemerkt oder nicht. Selbst wenn er mich auf einmal erkennen würde, so wie ich es mir am ersten Schultag gewünscht habe, wenn er ein großes Bohei darum machte, wie sehr ich mich verändert habe – es würde mir nichts mehr bedeuten. Selbst wenn er sich doch noch entschuldigte, jetzt bekommt er, was er verdient. Die Räder drehen sich schon.
    Ich habe mich selbst viel zu lange gebremst, das mache ich nicht mehr. Wenn ich jetzt den Flur hinuntergehe, lächle ich Leute an, die ich nicht kenne. Und als James Turnshek neulich in Chemie die Flamme am Bunsenbrenner zu groß eingestellt hat, sodass das Reagenzglas gesprungen ist, habe ich genau wie alle anderen gelacht. Es macht mir nicht einmal was aus, dass wir nun im Labor von vorn anfangen müssen.
    Gegen Ende des Schultages, auf dem Weg zu Mathe, treffe ich Lillia im Flur. Sie steht am Trinkwasserbrunnen, hält sich mit einer Hand die langen schwarzen Haare aus dem Gesicht und beugt sich zum Wasserstrahl hinunter. Ich wäre eigentlich weitergegangen, doch als sie sieht, dass ich zu ihr hinüberschaue, reißt sie die Augen ganz weit auf, doppelt so weit wie normal, und macht eine kleine Bewegung mit dem Kopf, so als

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