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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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Waldgeist. Nein, anders. Eigentlich hörte sie ihn überhaupt nicht oder nur selten, was ihr unheimlich war. Wer er wohl war?
    Wenn sie über Zac nachdachte, schien sich ihr Gehirn nicht in das im Verborgenen schlummernde Gedankengewirr verkriechen zu können. Zac. Seine Augen tauchten in ihrer Vorstellung auf. Grün. Sicher waren sie eher braun oder blau, aber irgendwie verschmolz er mit der Natur, huschte lautlos dahin, als wäre der Wald sein Zuhause. Deshalb sah sie wohl waldfarbene Regenbogen. Kein welkes Blattgrün, sondern frische Triebe, die dem blutjungen Stadium bereits entwachsen waren, und nun zur vollen Schönheit heranreiften. Sah sie wirklich seine Augen? Oder eher sein Inneres? Seinen zum Mann gereiften Körper? Oder seinen Charakter? Der schillernde Funke blieb, ein sattes Grasgrün mit schimmernden goldgrünen Funken. Sein Gesicht sah sie nicht, aber seine …
    Ihr Fuß knickte zur Seite weg, und sie stürzte nach vorn. Ihre Hände griffen in dünne Äste, die Haut riss auf, und sie schlug auf dem Boden auf. Ihre Arme fingen den Sturz ein wenig ab, aber ihre Knie knallten hart auf. Ein spitzer Schrei entwich ihr, eher vor Schreck als vor Schmerz. Unflätige Flüche explodierten in ihrem Kopf, sodass sie vor Scham auch noch errötete. Als wenn ihre Wangen vor Anstrengung nicht bereits genug glühten. Woher kannte sie solche Ausdrücke? Sie drehte sich auf den Hintern und rieb sich die Knie.
    »Alles in Ordnung?«
    »Das Loch hast du wohl nicht gesehen?«
    »Es ist ziemlich dunkel«, konterte er.
    Die ersten Sätze, die sie seit der belauschten Unterhaltung der Labormitarbeiter sprachen. Sie würden in einem Streit enden, wenn sie nicht den Mund hielt. Dabei stritt sie doch nie. Piri erklärte ihr ihre Irrtümer, ganz in Ruhe und ausführlich, bis sie einsah, dass er recht hatte. Sie rieb sich die Stirn. Unzählige Fragen geisterten durch ihren Kopf. Viel mehr als sonst. Zu viele, um sich für eine zu entscheiden und sie auszusprechen. Zu viele, um sich zu trauen. Wenn Zac die Wahrheit gesagt hatte, dann …
    Rasch rieb sie sich über die Oberarme, um das hartnäckige Frösteln loszuwerden. Es war recht kühl, nur im Pullover, doch die Kälte kam auch von innen. Kleine Eiswürfel lagen in ihrem Magen, die nicht schmolzen, sondern ein dauerhaftes, eiskaltes Taubheitsgefühl verbreiteten . Eines, das Sicherheit in der Lüge versprach und ihr gleichzeitig den Boden unter den Füßen wegriss – immer wieder, wenn sie ins Grübeln geriet. Selbst im Sitzen schwankte sie.
    »Ich denke, wir rasten erst mal. Du klappst ja gleich zusammen.«
    »Wenn du meinst«, murmelte sie. Ihr Magen hatte bereits geknurrt, bevor sie ihr Zimmer verlassen hatte. Ihr Zimmer – ihren Rückzugsort. Eine trügerische Sicherheit? Ihr Kiefer begann zu zittern, ließ die Zähne aufeinanderklappern, obwohl sie fest zubiss. Wohin, wollte sie fragen, wohin gehen wir? Warum? Wer bin ich? Wieso darf ich nicht zurück? Doch kein Wort verließ ihre zitternden Lippen, als hätte irgendwer sie zugenäht.
    Sie konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen kamen. Ohne zu schluchzen oder sich zu rühren, liefen sie über ihre Wangen, tropften vom Kinn auf den Pulli. Blau war er, wie ein tiefer Bergsee …
    »Erinnerst du dich?«, fragte er so sanft, dass sie aufblickte. Es war ihr, als hätte sie geschlafen. Sie fuhr sich über die Augen.
    »Nein, leider nicht.«
    »Mist!«
    View ließ den Kopf wieder hängen. Sie erinnerte sich auch nicht daran, sich jemals so kraftlos gefühlt zu haben. Ihre Muskeln zitterten übersäuert, aber vor allem schien sich ihr Geist in ein sicheres Schneckenhaus zurückgezogen zu haben, als wollte er nichts mit dem zu tun haben, was sie gerade tat. Tat sie etwas Schlimmes? Mussten die Wissenschaftler alle Versuchsreihen abbrechen, weil sie fortgelaufen war? Was ja nicht stimmte, aber wovon jeder dort ausgehen würde. Ben, Räusper-Rudolf, Max. Ob der Leiter ihr Zimmer schon bald an jemand anderen vergeben würde?
    Ein unbändiger Schauder erfasste sie. Sie wusste, dass es erbärmlich war, doch der Verlust ihres Zimmers würde ihr den Rest geben. Sie hatte doch sonst nichts. Niemanden … Hatte sie nicht?
    Ein lautes Stöhnen entwich ihr und sie ließ sich nach hinten auf die Muttererde gleiten. Sie verschränkte die Unterarme vor dem Gesicht, als könnte das verhindern, dass Zac sie verzweifelt weinen sah und schluchzen hörte. Warum tat sich der Boden nicht auf und verschluckte sie, sie, die allen nur

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