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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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ihre Haut, ihr Lächeln so unschuldig wie ihr Gemüt.
    Hätte er geahnt, welche Probleme die Flucht mit sich brachte, besonders für View, hätte er sie niemals durchgezogen. Er hatte sie wirklich einem großen Risiko ausgesetzt. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob es das wert war, ob er wirklich alles gründlich durchdacht hatte. Ob er seinen Plan durchführen sollte, über dem er über ein halbes Jahr gebrütet hatte, bis sich endlich, endlich die Gelegenheit bot, ihn in die Tat umzusetzen. Es widerte ihn an, View auf so schändliche Art und Weise zu missbrauchen. Doch ihm blieb keine Wahl. Ohne sie ging es nicht, konnte er Dad nicht von dem Labor und den Experimenten berichten. Sein Wohl war ihm bei ihrem Anblick schon fast egal, aber was war mit den anderen? Den anderen Versuchsobjekten im Labor und vor allem mit den Menschen, die später unter Maydermans Waffe oder Krankheit, unter seiner Macht leiden würden, wenn Max es schaffte, seine Forschungen abzuschließen. Von seinem Wissen hing zu viel ab.
    Beinahe knirschten seine Zähne, weil er sie so fest zusammenpresste. Dieser zarte, unnahbare Engel war ihm so ähnlich und doch so unendlich unschuldig. View konnte nichts dafür, dass sie sich noch wie ein Mädchen verhielt, obwohl sie längst eine Frau war. Sie hatten ihr eine unnatürliche Entwicklung verpasst, ihr Lebenserfahrungen vorenthalten, ihr Erinnerungen und Familie genommen, sie absichtlich naiv und kindlich gehalten und in einer winzigen Welt eingesperrt. Je eingeschüchterter und zurückhaltender sie war, desto leichter ließ sie sich führen und manipulieren.
    Wie gut, dass er es ihnen umso schwerer gemacht hatte, aber sich schlussendlich auch.
    Zac atmete tief ein. Es tat weh, ihr wehzutun. Wehtun zu müssen. Sie würde ihm niemals verzeihen, was er ihr antat, wenn sie es herausfand. Oder doch? Wie viel von dem, was er von ihr kannte, gehörte zu der früheren View? Vielleicht war sie von Natur aus ein schüchternes, argloses Mädchen?
    Ein winziger Funke Hoffnung schlich sich in sein schlechtes Gewissen. Vielleicht konnte die engelsgleiche Seele, die in diesem grazilen Wesen steckte, ihm doch verzeihen, vielleicht gab es ein … danach.
    Verflucht noch mal, er ging keine Beziehungen ein. Im Geiste, ja. Wer sehnte sich nicht nach Liebe, Geborgenheit und Sex? Aber in Wirklichkeit? Dazu war er nicht geboren. Niemand war wie er, niemand konnte ihn verstehen. Sie taten nur so. Aber um ihn ging es ja auch überhaupt nicht.
    Was waren das bloß für Überlegungen? Er wusste doch, dass er View niemals wiedersehen würde, wenn diese eine Woche vorüber war.
    Aus und vorbei.
    Zac schloss die Augen und doch sah er View vor sich. Er spielte mit ihrem Leben, dabei hatte er nur seins riskieren wollen. Die einzige Schwachstelle, ach, sicher gab es noch viele mehr, aber die, die ihm von Anfang an bewusst gewesen war, war, dass er niemals vorher hatte wissen können, wer ihn mit auf die Reise nehmen würde.
    »Grandma?«
    Zac riss die Lider auf. View träumte. Von ihrer Oma? Ein warmes Gefühl durchfloss ihn und wurde augenblicklich mit Eiswasser gelöscht, das ihn zu ersticken drohte. Er wusste nicht viel über die Geheimorganisation Moonbow, aber eines lag auf der Hand. Ihr Vorgehen bei den Familien der besonderen Kinder war äußerst brutal und gewissenlos. Um sie aus ihren Händen zu entreißen, schreckten sie vor nichts zurück. Alles war präzise und bis ins Detail geplant, sonst wären das Labor und die dahinterstehenden Leute schon längst aufgeflogen.
    Es war wichtig, dass sich View erinnerte. Zum einen, damit sie wieder zu sich selbst fand, zum anderen, damit sie endlich wusste, dass er sie nicht angelogen hatte. Doch was, wenn View unter dem seelischen Druck zusammenbrach?
    Und noch etwas anderes bereitete ihm auch unendliche Sorge. Wenn Max Mayderman herausfand, dass er sein Herzstück – seine View – begleitete, um das Labor zu stürzen, was würden sie dann mit ihm machen?
    »Erhol dich rasch«, hauchte er ihr über die Stirn, ohne sie zu berühren, »ich brauche dich, um die Welt zu retten.« Hätte er es nicht todernst gemeint, hätte er über den abgedroschenen Spruch gelächelt, der seine Lippen eher unbewusst verlassen hatte. Doch stattdessen spürte er heiße Tränen der Wut und Furcht in seinen Augen brennen und er ballte die Hände zu Fäusten, um sich zu bestärken. Denn im Grunde genommen hatten sie beide keine Chance.

Tag 6
    wünschen ,
     
    » E inen doppelten Espresso,

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