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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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verkündete: »Auftrag erledigt.« Oder irgendetwas Ähnliches.
    Er zückte das Handy. Nach dem dritten Freizeichen nahm Rudolf endlich ab. »Berichte!«
    »Wir haben sie.«
    »Wo?«
    »Caulfeild, Art-Gallery.« Rudolf räusperte sich.
    »Beim Sammelpunkt der Bettler?« Max stutzte, was selten vorkam. Das konnte kein Zufall sein. Seit vier Jahren sponserte Best-Menu diesen Bettlertreffpunkt ganz offiziell mit Lebensmitteln und versorgte Moonbow so unauffällig mit Probanden, die niemand vermisste, sollte etwas schiefgehen. Und bei solchen Experimenten ging grundsätzlich etwas schief, wie die jüngsten Ereignisse zeigten. Aber wie um alles in der Welt kam View nach West-Vancouver? Und was zum Teufel wollte sie ausgerechnet dort? Das konnte nie und nimmer ein Zufall sein.
    »Ja. Genau da sind wir gerade.«
    »Welche Spur hat euch vom Hotel in den Bergen zum Museum geführt?« Er war neugierig, musste sich einen Reim darauf machen. Rudolf war zwar nicht der Hellste, was das tägliche Leben anging, aber ein außerordentlicher Techniker und williger Laufbursche.
    »Hatte nichts mit dem Hotel zu tun. War ein Anruf unserer Überwachung. Einer der letzten Probanden hat sich zum Prediger aufgeschwungen.«
    »Der, bei dem sie so durchgedreht ist?« Max vermied es, Views Namen zu nennen, auch wenn es nicht einmal ihr richtiger war. Bei ihm hießen sie alle nach ihren besonderen Eigenschaften.
    View – Touch – Smell – Hear – Taste. Seine Kinder.
    Abnorme Menschen und doch das Natürlichste auf der Welt, etwas Ursprüngliches, etwas Wundervolles. Dumm, wer ihre wertvolle Gabe nicht erkannte und naiv, wer sie nicht nutzte. Verstecken taten sie sich vor der schnelllebigen und lauten Gesellschaft, vor Ärzten und falschen Freunden, akzeptierten sie ihre Kuriosität, ihre Andersartigkeit. Doch dank des Internets, der intelligenten sozialen Netzwerke, der Überwachung und Kontrolle der Massen, blieb fast keine Information verborgen, hatte man genügend Geld und die richtigen Kontakte. Ein Konto, ein Arztbericht, eine Versicherung, häufige Umzüge, Eltern, die ihre Kinder zu Hause lehrten … gläserne Kunden. Und er würde sie in Kürze noch durchschaubarer und manipulierbarer machen, indem er ihnen sagte, was sie zu kaufen hatten.
    »Genau, der Ganove William.«
    »Erledigt?«
    »Ja.«
    »Und sie habt ihr auch?« Stille. Ein Räuspern. »Rede!«
    »Nein. Sie ist wieder entwischt, muss wohl Hilfe haben.«
    »Gottverdammt! Wer ist dran?«
    »Alle, außer mir. Ich kümmere mich um …«
    »Jaja.« Das war jetzt nicht wichtig. »Ich verstehe noch nicht, wie sie zu dem Probanden William kam.«
    »Keine Ahnung. Aber wir waren schon auf dem Weg zu ihm, weil er sich die Seele aus dem Leib plauderte, als er sie erkannte und unsere Überwachung es uns meldete. Zum Glück hielten ihn alle für verrückt und auch hochgradig ansteckend, sodass ihm keiner zu nahe kam oder ihm glaubte.«
    »Und wenn der Kerl es sich nur eingebildet hat, sie gesehen zu haben? Wenn er sie schlicht verwechselt hat?«, knurrte Max. Schließlich hatte William im Labor einen Schock erlitten. Beinahe wäre der Obdachlose an einer Herzattacke gestorben. Was auch immer View bei ihm anders gemacht hatte, als sie ihm in die Augen sah, es hatte den Kerl aus den Latschen gehauen. Ihm war es wohl nach einigen Tagen Erholung wie ein Wunder vorgekommen, überlebt zu haben, und deshalb hatte er angefangen, zu schwatzen.
    »Wir haben noch jemanden, der bestätigt, dass sie da war«, erklärte Rudolf und zog an einer Zigarette.
    Max legte auf. Wie gut, dass sie den Probanden einen winzigen Chip einpflanzten und alles aufnahmen, was sie sagten. Natürlich ohne ihr Wissen. Computer filterten das Gesprochene nach Schlüsselwörtern, und sobald sie ausplauderten, was ihnen angeblich widerfahren war – zack. Die meisten waren aber eingeschüchtert genug, nahmen Essen und Trinken und hielten das Maul.
    Max stand auf, zog sich seinen Kittel über und verließ seine privaten Räume im Laboratorium. Er hatte seine Fünf lange nicht persönlich besucht, außer View. Von Anfang an war sie sein Liebling. Sein erstes Kind. Derart sensibel, dass sie aus vollster Überzeugung, das Richtige zu tun, zurücksteckte und tat, was getan werden musste. Gott, was war sie doch für ein Engel im Gegensatz zu all den anderen. Am aufmüpfigsten und schwierigsten war eindeutig Touch. Bei ihm hatten sie das Alter unterschätzt. Jemanden zu manipulieren, der bereits erwachsen war, war

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