Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
Vom Netzwerk:
und her. View klammerte sich fest und hielt den Mund darunter.
    Das Wasser tat gut. Sie wusch sich mit einer Hand auch das erhitzte Gesicht. Das Boot schlug immer heftiger auf die Wellen. Etwas erregte ihre Aufmerksamkeit, ließ sie aufhorchen, sie klammerte sich an den Wasserhahn. Ein Keuchen, ein Flüstern? Zac?
    »View …« Eher ein Rauschen des Windes als ein gesprochenes Wort.
    Sie erstarrte zu Stein. Zac? »Zac?«, rief sie. So rasch sie konnte, hangelte sie sich von Möbelstück zu Möbelstück bis zur Leiter und hinauf. »Zac!«
    Nichts.
    » Zac, sag doch was! Sofort!«
    Die Natur antwortete mit unheilvollem Donnergrollen. Er war nicht mehr da. Sie spürte es. Er musste über Bord gefallen sein. Ihr Herz stand schmerzlich still. So fühlte es sich an. Allein, verlassen, einsam.
    »Zac!«, krächzte sie. Schnell tastete sie sich über den Schemel zum Gashebel, löste die Feststellverankerung und riss den Hebel nach unten. Der Motor brüllte auf und erstarb. Ein heftiger Ruck schleuderte sie nach vorn. Das Boot glitt aus. View atmete erleichtert auf. Eine Welle schlug über den hinabgesenkten Bug. Gischt spritzte über sie.
    »Zac! Wo bist du?« Sie wischte sich das Salzwasser aus dem Gesicht. Er hörte sie nicht. Oder nicht mehr, weil das Boot zu weit entfernt war. Oder, weil er sich unter Wasser befand. O mein Gott!
    »Zac«, schrie sie ohne Unterlass, lauschte, rief wieder nach ihm. Ihr Gehör war so gut, sie musste ihn einfach hören. Verdammt! Sollte sie das Boot wenden? Zurückfahren? Zurück wohin? Wie weit? Überall nur Wasser …
    Tränen rollten ihr über die Wangen, vermischten sich mit dem salzigen Geschmack auf ihren Lippen. Ihr Herz wollte schier explodieren vor Qual. Sie musste etwas unternehmen, ihn suchen, ihn retten. Wie viel Zeit blieb ihr? Vielleicht war er mit dem Kopf angestoßen und blutete oder war bewusstlos. Nein! »Zac! Halt durch. Ich komme!«
    View ließ sich zwischen Schemel und Steuerkonsole rutschen, sodass sie beide Hände freihatte und sich nicht festhalten musste. Das Boot dümpelte auf den hohen Wellen, vollkommen den Naturgewalten ausgesetzt. Ihr war mehr denn je kotzübel, doch das nahm sie nur am Rande wahr. Sie riss sich mit zwei zittrigen Fingern ein Auge auf und holte mit den anderen die Linse hinaus. Die zweite folgte nach nur einem Bruchteil eines Zögerns.
    Sie musste sehen, um ihn zu finden!
    Lieber ließ sie ihn erblinden, als ihn ertrinken zu lassen. Sie blinzelte, sah kaum etwas. Zu lange hatte sie die Linsen getragen, ihrem Augenlicht das Sehen verwehrt. Schmerz, purer, beißender Schmerz.
    View hangelte sich hoch. Ihre Knie zitterten. Entfesselte Angst strömte von allen Seiten auf sie ein wie die Gischt, schien nach ihr zu greifen wie der böige Wind. Eine erneute Woge traf das Boot seitlich. Ein harter Stoß wirbelte sie auf die andere Seite, sie knallte an die Reling. Um nicht über Bord zu gehen, klammerte sie sich im letzten Moment an dem Tau fest. Beide Linsen rutschten ihr aus der nassen Hand.
    Egal! Sie blinzelte weiter, versuchte mühsam, irgendetwas zu erkennen. Ihre Augen brannten, als wären sie Feuer ausgesetzt. Sie sah so gut wie gar nichts. Verschwommene Schlieren, doch das würde sich bessern. Irgendwann … bald. Aber sie musste jetzt sehen! Sie kniff angestrengt die Lider zusammen und suchte durch den Spalt die aufgewühlte Wasseroberfläche ab. Doch das Wasser war wie der Himmel grau und undurchdringbar. Trotz der dichten Wolkenschicht stach das für sie grelle Licht wie Blitze über ihre wunde Netzhaut. Sie zwang sich, weiter konzentriert nach Zac zu suchen. Doch sogar wenn Zac noch irgendwo an der Oberfläche schwamm, würde sie ihn bei dem Wellengang kaum sehen. Nur durch Zufall. Tränen rannen ihr wie Sturzbäche über die Wangen.
    »Zac«, rief sie erneut, doch er antwortete nicht. Sie durfte keine Sekunde mehr verlieren. Mit einem Blick prägte sie sich den Stand der Kompassnadel ein, startete den Motor und dankte Gott, dass er sofort ansprang. »Zac«, rief sie immer und immer wieder, während sie das Boot um hundertachtzig Grad wendete. Langsam fuhr sie die gefühlte Strecke, die sie schätzungsweise nach seinem Ruf noch zurückgelegt hatte. Zu vage! Wie sollte ihr das gelingen? Tränen liefen ihr über die heißen Wangen.
    Sie stoppte abrupt und sah sich gehetzt um. Rief nach ihm. Nichts. Rasch hangelte sie sich an dem Tau der Reling bis ans Heck vor. Sie hob ein schweres, aufgerolltes Seil von einer Vorrichtung, knotete es eilig

Weitere Kostenlose Bücher