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Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Titel: Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Duprée
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nahm ihren Spazierstock.
„ Wir sehen uns dann in drei Tagen“, sprach
sie zum
Abschied, „ und seid vorsichtig.“
Dann raffte sie ihren Rock und machte sich allein auf den
Weg. Auf der anderen Seite des Hügels wartete bereits ihre
schwarze Kutsche auf sie.
Schon kurze Zeit später war sie damit verschwunden.
*
    Ihre Leibdiener stapelten nun das verbleibende Geschirr
und trugen es zurück ins Tal. Dort wartete noch ein zweiter
Wagen, in den sie alles wieder hinein stapelten.
Der
Zwerg und Riese widmeten
sich
unterdessen
ihrer
neuen Aufgabe: Dem müden Gefangenen.
„ Endlich allein“, freute
sich
der
Nordmann, „ wenn
du
Dummheiten
machst,
gibt es niemanden mehr,
der
noch
Mitleid hat.“
„ Kein bisschen!“, versprach der Zwerg, „ eine Ratte weniger ist
uns völlig egal.“
„Ich zittere vor Angst “, versicherte Willet . Er stützte seine
Stirn und schloss die Augen.
    „Das solltest du auch“, fand Tengol, „ also beweg deinen
Hintern, bevor wir es tun.“
„Hast du gehört!“ stieß ihn der Zwerg in die Seite, „ du sollst
aufstehen!“
Willet fluchte leise und richtete er sich auf.
„Das gilt auch für dich, Kleine“, mahnte der Nordmann, „ wer
seinen Kopf behalten will, tut was ich sage, verstanden!“ Vell hielt es für dumm zu widersprechen und folgte ihm
ohne Widerstand.
Doch wie es aussah, würden sie diesmal nicht mit der
Kutsche reisen, auch nicht zu Fuß. Im Tal warteten bereits
drei Pferde und ein kleines, dickes Pony auf sie. Die Tiere
waren
gesattelt
und grasten
im
Schatten
des
einzigen
Baumes. „Scheinbar alles geplant“. Aber ihre Versuche, mit
Willet
Kontakt
aufzunehmen,
scheiterten.
Er schien
zu
müde für alles und legte sich schon kurz nach dem Abstieg
ins warme Gras.
Frustriert darüber, setzte sie sich neben ihn in die Wiese
und wartete. Sie hatte so viele Fragen und keine Antwort.
Ihre
Wächter
bepackten
inzwischen
die Pferde.
Tengol,
mochte über zwei Meter groß sein und war außerdem sehr
breit.
Sein
Gürtel wurde von
einem
langen
Schwert
geschmückt
und am
Sattel seines
Fuchses hing eine
aufwendig gearbeitete Armbrust. Wie es schien, war die
weiße Dame sehr wohlhabend und konnte sich starke und
kostspielige Söldner leisten.
Sein Kamerad hingegen mochte ihr höchstens bis zu den
Schultern reichen. Doch in Körperumfang und Statur war er
fast
doppelt
so breit wie ein Menschenmann.
-Wie die
Naugrimm in ihren Büchern.
Es gab Geschichten die besagten, dass sie seit Jahrtausenden
zurückgezogen
im
Bortelgebirge
lebten.
Fernab
der
Menschen. Vielleicht kam es ja daher, dass man dachte, sie
wären ausgestorben.
„ Hier, das ist dein Pferd !“, rief der Nordmann, „ komm her
und sag guten Tag.“
Mit müden Gliedern hob sich Vell aus dem Gras. Eine
braune Stute erwartete sie und wendete schnaubend den
Kopf. Sie hatte Zuhause ab und an auf dem Kutschpferd
gesessen, war sich aber nicht sicher, ob diese Reitkenntnisse
ausreichten.
„ Der ist auch für dich !“, sprach der Nordmann und warf ihr
ein großes Bündel zu. Es war ein Mantel, aus grüner Wolle.
„ Danke“ Ein
Kleidungsstück mehr, war
zumindest
ein
Fortschritt.
Dann sah sie, wie der Riese laut durch die Finger pfiff.
Entfernte Schreie antworteten.
Über ihnen
am
Himmel
kreiste
plötzlich
ein
Vogel.
Es
war
ein
Falke,
ein
Wanderfalke. Kurz darauf landete er auf Tengols Arm und
flatterte aufgeregt mit den Flügeln.
„ Wie heißt er?“
„Das ist Manira“ , erklärte der Riese, „ sie wird uns eine Weile
begleiten.“
Mit wachen Augen blickte der Vogel um sich. Seine scharfen
Krallen bohrten sich Tengols Armschutz und er streichelte
ihr sanft das Gefieder.
Wenigstens gab es ein Geschöpf, das er schätzte.
Ein wildes, stummes Federtier.
    „ Wir brechen jetzt auf!“, verkündete er, „ habt ihr gehört? Los
auf die Pferde mit euch!“
„ Du auch!“ , rief der Naugrimm und trat den Schlafenden mit
dem Stiefel, „ mach schon.“
Benommen setzte sich Willet auf. Er fluchte und half sich
selbst auf die Beine.
Im Schatten des Baumes wartete ein großer Schimmel auf
ihn. Das Tier kaute träge auf dem Bissgeschirr und blinzelte
in die Sonne. Es war das friedlichste Pferd, das Vell je
gesehen hatte und mit Sicherheit auch das älteste.
„ Was soll das sein?“, fragte Willet, „ein Gnadentod auf vier
Beinen?“
„Den schenk ich dir, wenn du nicht aufsteigst“, maulte der
Riese, „ also mach schon!“
„ Wie du willst.
Aber
wenn er krepiert,
gib nicht mir die
Schuld“ . Mürrisch

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