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Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Titel: Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Duprée
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nahm Willet die Zügel und schwang sich
hinauf in den Sattel.
Vell fiel auf, dass er seine linke Hand verkrampfte. Er hatte
sie mit Stoff umwickelt und mit den Zähnen zog er den
Verband etwas fester.
„ Kann’s jetzt losgehen?“, rief der Zwerg, „ wir haben bald
Mittag!“
*
    Schon kurz darauf befand sich der kleine Reiterzug auf der
staubigen Landstraße. Der Nordmann ritt an erster Position,
während Rolin
hinter
Willet
die Nachhut
bildete.
Der
Himmel
über
ihnen
war
wolkenlos.
Und
die
starke
Mittagssonne begann ihre Reise bereits zu erschweren
Wie merkwürdig das Leben so spielte. Noch vor wenigen
Tagen
hätte Vell der
Gedanke,
Tarlond zu
sehen,
in
regelrechte Euphorie versetzt, doch ihre derzeitige Situation
ließ gegenteilige Gefühle entstehen.
Manira war die einzige, die wirklich frei war. Elegant und
schwerelos kreiste sie über ihnen am Himmel und nur zu
gerne wäre Velura jetzt mitgeflogen.
*
    Im Laufe des Nachmittags verwandelte sich die Gegend in
eine zunehmend flache Ebene. Es musste der Beginn des
Ragnartals sein,
dessen
Grasland sich
bis
zum
Gebirge
erstreckte.
Der
Weizen
stand
schon
hoch
um
diese
Jahreszeit.
Und
vor
ihnen
lag
nun
ein
weites
und
unbekanntes Land.
Nur ab und an begegneten ihnen ein paar Bauern und
Viehtreiber.
Manche Gesichter
waren
freundlich,
andere
mürrisch. Doch keiner stellte Fragen, oder hatte Anlass, sie
aufzuhalten.
Erst in der frühen Abenddämmerung erreichten sie ein Tal
mit
weiten,
saftigen
Wiesen.
Hier ließ der
Nordmann
endlich rasten. Sie weilten im Schatten einer alten Blaueiche
und Rolin teilte die Reste des Frühstücks auf. Alle hatten
Hunger, bis auf Willet. Schon kurz nach ihrer Ankunft
lehnte er
sich
an
den
dicken
Stamm
und war
binnen
weniger Momente eingenickt.
„ Schau dir das Frettchen an“, freute sich der Naugrimm, „ hab
dir gesagt, was für ein feines Zeug das ist.“
„ Zahm wie ein Lamm“, bestätigte der Nordmann erheitert. „Was für ein Zeug?“, fragte Velura erbost, „ was habt ihr ihm
gegeben?“
„Nichts was ihn umbringt“, erwiderte der Nordmann,
„ dein krummer Freund ist bei uns in besten Händen.“
„Er ist nicht mein Freund, ebenso wenig, wie ihr ehrbare
Männer seid. Wenn der König erfährt, dass ihr mich entführt
habt, werdet ihr beide hängen!“
„Sieh einer an“, sagte der Nordmann, „ dann kannst du ihm
sicher auch erklären, was ein Mädchen von deinem Stand mit
einem Kerl wie dem da zu schaffen hat.“
„Ihr irrt euch“, widersprach sie, „ das Ganze ist ein riesiges
Missverständnis.“
„ Ein Missverständnis also? Nun, dann erklär mir mal das
hier.“
Der
Hüne
holte
jetzt
etwas
Silbernes
aus
seiner
Hemdtasche.
Es war ihre Schlangenkette.
„ Hast du die schon mal gesehen?“
„ Gebt sie mir wieder! Sie war ein Geschenk meiner Eltern!“
„Das ist ja mal ganz was Neues“, fand er, „ dann kannst du
mir sicher auch erklären, warum sie der Schlüssel zu unserer
Truhe ist?“
„Was für ein Schlüssel?“
„Stell dich nicht dumm, Kleine. Du weißt wovon ich rede.
Ohne ihn hätte unser Freund sie niemals öffnen können.“
„Was? Aber das hab ich nicht gewusst! Ich wusste nicht,
dass...“
„ ..dass was?“, bohrte Tengol, „ wir können dir nicht helfen,
solange du uns nicht die Wahrheit sagst.“
„Aber das ist die Wahrheit! Ich hab die Kette schon seit ich
klein bin!“
„ Und das sollen wir glauben?“, zweifelte der Naugrimm, „ ich
für meinen Teil habe schon besser Lügen gehört.“
„ Dann g laubt was ihr wollt“, fauchte sie, „ ist
mir
völlig
gleich!“
Der Nordmann las ihre Kette wieder auf und verstaute in
seinem Mantel.
„Ganz wie du meinst. Dann werden wir ein andermal weiter
reden.“
„Wozu reden?“ dachte Vell. Alle hatten sich augenscheinlich
gegen sie verschworen und ihre Worte waren vollkommen
sinnlos.
Zornig biss
sie in
ihr Brot
und zermalmte es
mit
den
Zähnen. Sie musste etwas essen, wenigstens einen Bissen,
bevor sie noch etwas Dummes sagte.
„ Dort sieh mal“, bemerkte der Naugrimm, „ sieht verflucht
nochmal nach Regen aus!“ Ein Blick in den Himmel sagte ihr
, dass er wohl Recht hatte. Dunkle Wolken hatten sich vor
die Sonne geschoben und am Horizont wurde es immer
finsterer. „ Ja “, pflichtete der Nordmann bei, „ suchen wir uns
eine Unterkunft.“
*
    Mit dem letzten Tageslicht erreichten sie schließlich eine
kleine
Ansiedlung
abseits
der
Handelsstraße.
Die
Außenmauer war heruntergekommenen und alte Häuser

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